Zusammenfassung
Hintergrund und Fragestellung: Das GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz
verpflichtet Apotheken, Medikamente von Rabattpartnern der Krankenkassen
abzugeben. Patienten müssen sich auf ständig wechselnde
Medikamentenpackungen ihrer Dauermedikamente einstellen. Mit dieser Studie
sollte untersucht werden, inwieweit Patienten über die
neuen Rabattverträge aufgeklärt wurden, ob sich
Veränderungen bei den Dauermedikamenten ergeben hatten
und ob eventuell aufgetretene Probleme gelöst werden konnten.
Methodik: Männliche und weibliche
Patienten, die in gesetzlichen Krankenkassen versichert sowie älter
als 50 Jahre waren und seit über 12 Monaten an einer koronaren
Herzkrankheit litten, wurden mittels eines standardisierten Fragebogens,
der die oben aufgeführte Fragestellung zum Inhalt hatte,
im Mai und Juni 2008 von Hausärzten und medizinischen Fachangestellten des Ärztenetzes „Weschnitztal” befragt.
Der Fragebogen wurde nach einer Qualitätszirkelsitzung des Ärztenetzes
entwickelt.
Ergebnisse: Von 188 befragten Patienten
waren lediglich 63,8% über Rabattverträge
informiert worden. Die Zuzahlungsbefreiung für Medikamente
wurde von 31,3% und die Kostenersparnis für Krankenkassen
von 22,2% der informierten Patienten als positiver Effekt
der Rabattverträge angesehen. 120 Patienten (63,8%)
war bekannt, dass sich der Name ihrer Dauermedikamente ändern
könne. Bei 101 Patienten (53,7%) war es innerhalb
der letzten sechs Monate zu einer Präparateänderung
der Dauermedikamente gekommen. 51,5% dieser Patienten fühlten
sich durch ständige Substitution der Präparate
verunsichert, 21,7% meinten, die neuen Präparate
seien nebenwirkungsreicher (Freitextkommentare). 19% der
Patienten hatten Probleme bei der Medikamenteneinnahme.
Folgerung: Die Aufklärungsarbeit über
eine so weitreichende gesetzliche Änderung im Gesundheitswesen
ist nicht ausreichend erfolgt. Ein erheblicher Anteil der Patienten
fühlt sich durch ständige Wechsel der Präparate
verunsichert, bei immerhin nahezu jedem 5. Patienten kommt es dadurch
zu Problemen oder gar zu Einnahmefehlern. Eine Ersparnis, die sich
durch Rabattverträge erzielen lässt, wird hierdurch
möglicherweise zunichte gemacht.
Summary
Background and objective: The German
federal Health Insurance law to strengthen competition between the
pharmaceutical companies commits pharmacies to hand out drugs from
discount contract drug suppliers of a patient’s health
insurance company. Thus patients are confronted with constantly
changing drug packets. This study aimed at exploring whether patients
have been properly informed about the new discount contracts and
if they have experienced changes and problems in their long- term
medications.
Methods: Between May and June 2008 male
and female patients older than 50 years who had a statutory health
insurance and had been diagnosed with coronary heart disease for
at least one year answered a standardized questionnaire filled in
by doctors’ assistants or general practitioners in the
doctors’ network "Weschnitztal".
Results: Of the 188 patients participated
in this study 63,8% were informed about health insurance
discount contracts. 31,3% of the patients reported that
a positive effect due to the discount contracts was that they were
discharged from paying the drug prescription fee, 22,2% mentioned
that cost saving for the health insurance could also be positive.
120 patients (63,8%) knew that the names of their long-term
drugs could change.101 of the questioned patients (53,7%)
identified a change in their long-term drugs, 51,5% felt
insecure about the permanent changes. 21,7% experienced
adverse e effects due to the new drugs. 19% of the patients
had serious problems regarding medication intake.
Conclusion: This study demonstrates
that the information which patients have on the new health insurance
law is not adequate enough. Many of them felt insecure because of
the changes of long-term medications. One fifth of the patients
reported errors in their drug intake or their confusion about their
drugs. There is a high risk that these circumstances may trigger
further diseases or complications. The cost savings as intended
by the health insurance companies may therefore not be achieved
by discount contracts.
Schlüsselwörter
Rabattverträge - Medikamentenverordnung - Arzneimittelumstellung - Einnahmefehler - Medikamentenverwechslung
Keywords
drug discount contracts - drug prescription - drug changes - drug errors - drug confusion - drug adherence