In dem Projekt Qualitätssicherung der stationären Versorgung
mit Routinedaten (QSR) wurde ein Verfahren zur Messung von Ergebnisqualität
in Krankenhäusern auf der Basis von administrativen Routinedaten
entwickelt. Gemeinsam mit den Projektpartnern [AOK-Bundesverband,
HELIOS Kliniken, Forschungs- und Entwicklungsinstitut für
das Gesundheitswesen in Sachsen Anhalt (FEISA) und Wissenschaftliches
Institut der AOK (WIdO)] wurden 8 Tracer, zugehörige
Qualitätsindikatoren und Risikoadjustierungsverfahren definiert
und im März 2007 veröffentlicht [1]. Im vorliegenden Beitrag wird die
Auswahl und Definition von Tracern und zugehörigen Qualitätsindikatoren
im QSR-Verfahren dargestellt und mit Blick auf die internationale
Literatur zum Thema begründet.
Für eine sinnvolle Auswahl von Tracern werden zumeist
folgende Kriterien genannt:
-
High volume: Besonders häufige,
aber auch besonders typische Erkrankungsbilder in einem interessierenden
Fachgebiet. Ähnlich lautende Kriterien sind epidemiologische
Relevanz
-
Ökonomische Relevanz
-
High risk: Besonders risikoreiche Krankheitsbilder oder
Prozeduren, bei denen eine hohe, durch medizinische Maßnahmen
beeinflussbare Sterblichkeit oder Komplikationsrate bekannt ist.
-
Problem prone: Krankheitsbilder oder Prozeduren, bei
denen Probleme in der Gesamtversorgung bereits bekannt sind
-
Berücksichtigung verschiedener Fachdisziplinen
-
Qualität durch geeignete Indikatoren abbildbar
-
Adäquate Möglichkeit zur Risikoadjustierung
-
Unabhängigkeit vom Vergütungssystem
Ausgehend von diesen Kriterien wurden zunächst 8 Tracer
definiert:
Herzinfarkt, Herzinsuffizienz, Schlaganfall / Intrazerebrale
Blutung, Kolon- bzw. Rektumoperation bei kolorektalem Karzinom,
laparoskopische und offene Appendektomie, Hüftgelenks-Endoprothese
bei Hüftfraktur, Hüftgelenks-Totalendoprothese
bei Coxarthrose und Kniegelenks-Totalendoprothese.
Zur Definition wurde gemäß den genannten Kriterien
von ICD und OPS-Definitionen ausgegangen, z. T. untypische
Altersgruppen ausgeschlossen und auf eine DRG-basierte Definition
verzichtet.
Grundlage der Tracerauswertung sind die elektronisch von den
Krankenhäusern übermittelten Abrechnungsdaten.
Sie enthalten Angaben über Erkrankungen und Eingriffe,
Liegezeiten und Verlegungen. Der besondere Charme des QSR-Verfahrens
besteht in der konsequenten fallübergreifenden Analyse
dieser Daten in Verbindung mit weiteren administrativen Versichertendaten der
Krankenkasse. So werden neben der Krankenhaussterblichkeit auch
Sterblichkeiten nach 30 Tagen, 90 Tagen und einem Jahr nach der Krankenhausbehandlung
ausgewiesen. Neben Komplikationen im Erstaufenthalt werden komplikationsbedingte
Wiederaufnahmen – im gleichen aber auch einem beliebigen
anderen Krankenhaus – in den Blick genommen. Beispielsweise
liegen für endoprothetische Implantationseingriffe Revisionsraten
im Ein-Jahres-Follow Up und im Prinzip auch für mehrjährige
Zeiträume vor.
Kernbestandteil des QSR-Projekts ist der QSR-Klinikbericht. Der
Bericht enthält risikoadjustierte Qualitätsmessungen
für mehrere konservativ und chirurgisch-interventionell
behandelte Indikationen. Er kann für jedes deutsche Krankenhaus – eine
statistische Mindestanzahl an AOK-Patienten vorausgesetzt – erstellt
werden. Die Ergebnisse der einzelnen Klinik werden den Erwartungswerten
gegenübergestellt, die anhand aller bundesweit durchgeführten
Behandlungen berechnet werden. Die Klinikwerte werden mit den Referenzwerten
auf Bundesebene und in einem Ranking mit den Ergebnissen anderer
Kliniken verglichen. Trendanalysen geben der Klinik Auskunft über
die zeitliche Entwicklung der Klinikperformance.
Weitere Tracer, wie Geburtshilfe oder Linksherzkatheter bzw.
perkutane koronare Intervention sind in Vorbereitung.
Autorenerklärung: Der Autor
arbeitet für das WIdO und den AOK-Bundesverband am Projekt „Qualitätssicherung
der stationären Versorgung mit Routinedaten”.