Pneumologie 2025; 79(05): 317-318
DOI: 10.1055/a-2494-3677
Pneumo-Fokus

Kommentar zum Beitrag „Living-Guidelines für NSCLC“

Authors

    Contributor(s):
  • Niels Reinmuth

10.1055/a-2494-3636

Aufgrund der sich rasch entwickelnden Therapiemöglichkeiten des Lungenkarzinoms müssen Leitlinien und Empfehlungen zeitnah überarbeitet werden. Dies gilt für die jährlich überarbeitete Deutsche S3-Leitlinie [1] ebenso wie für die Empfehlungen der American Society of Clinical Oncology (ASCO) zur systemischen Therapie des nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms im Stadium IV mit molekularen, therapierbaren Alterationen [2]. Diese wurde 2022 erstmals erstellt und wurde nun aufgrund mehrerer Neuzulassungen, die ebenso auch in Europa erfolgt sind, in Teilen überarbeitet. Mehrere Aspekte werden hierbei deutlich: 1.) Die Empfehlungen zur Therapie verändern sich sehr rasch, und bei der Verwendung von Leitlinien und Therapieempfehlungen im klinischen Alltag ist auch auf das Publikationsdatum der jeweiligen Publikation zu achten. 2.) Auch wenn sich die ASCO-Empfehlungen primär auf den US-amerikanischen Raum beziehen, so haben sie auch eine Bedeutung für uns. Die Empfehlungen der verschiedenen Fachgesellschaften unterscheiden sich zwar etwas in der Interpretation der Studienergebnisse. Dies sollte aber eher als Bereicherung in der eigenen Beurteilung der Therapieentscheidung gesehen werden. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass mindestens eine Überarbeitung sehr aktuell ist. 3.) Die molekulare Testung ist zentral in der Suche nach dem besten Therapieansatz. Eine Auswertung des Deutschen CRISP-Registers zeigte, dass die Testraten bei vielen Behandlern verbessert werden sollten [3]. Auch wenn die Auswertung schon ein paar Jahre zurückliegt, so muss die gleiche Schlussfolgerung leider auch heute noch gezogen werden, gerade wenn es sich um seltenere Mutationen handelt. Allerdings können diese für den individuellen Patienten hoch relevant sein. Schließlich sollte auch auf eine zeitnahe Testung idealerweise vor Entscheidung der Erstlinientherapie geachtet werden, daher ist häufig eine Verbesserung der Turn-around-Zeit wichtig. 4.) Auch die Subgruppen von molekularen Veränderungen sollten klinisch bekannt und berücksichtigt werden. Bei Patienten mit EGFR-Mutationen stehen aktuell mindestens drei verschiedene Erstlinientherapien zur Auswahl [2]! Eine Checkpointinhibitor-Therapie wird bei Patienten mit EGFR-Mutationen dagegen klar nicht empfohlen. Dies gilt häufig auch für andere molekulare Alterationen, hängt aber von der jeweiligen Veränderung ab.

Die wichtigste Botschaft ist aber die, dass sich alle Behandler von Patienten mit Lungenkarzinomen fortwährend weiterbilden sollten und müssen. Alternativ kann auch eine Zusammenarbeit mit einem Zentrum gesucht werden. Jeder Patient sollte in Kenntnis der aktuellen Studiendaten und Therapieempfehlungen im interdisziplinären Tumorboard diskutiert werden.



Publication History

Article published online:
12 May 2025

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