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DOI: 10.1055/a-2417-8464
Internationale Studienergebnisse
- Gesundheit und Wohlbefinden verbessern sich durch Tanzen – Morbus Parkinson
- Smartphones und Apps als Unterstützung im Alltag – Sehschädigungen
- Betätigungsperformanz und Partizipation bei Kindern und Erwachsenen erfolgreich verbessern – Coaching
- Coaching
- YC-PEM


Gesundheit und Wohlbefinden verbessern sich durch Tanzen – Morbus Parkinson
Tanzen kann als vielseitige Betätigung das Wohlbefinden und die Gesundheit von Menschen mit Morbus Parkinson verbessern. Zu diesem Ergebnis kamen Ingrid Andreasson vom Sahlgrenska University Hospital Göteborg, Schweden, und ihr Team.
Die Forschenden führten eine qualitative Studie mit vier Fokusgruppen durch. Alle Befragten nahmen zuvor an einem 10-wöchigen Tanzkurs teil. Insgesamt interviewten die Forschenden 19 Personen, davon 13 Frauen und 6 Männer. Tänzer*innen mit zusätzlicher Expertise zum Krankheitsbild führten die Kurse durch. Ihr Fokus lag auf Spaß, Ästhetik und Technik, nicht auf den Einschränkungen der Befragten.
Die Ergebnisse zeigen, dass Tanz ein facettenreiches Erlebnis ist, das die Forschenden in vier Unterthemen sortierten:
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Verbundenheit: Interaktion in den Kursen führte zu einem Gefühl von Verbundenheit. Ein gemeinsames Verständnis für die Erkrankung erleichterte den Teilnehmenden die Kommunikation. Über Erfahrungen zu sprechen, half ihnen, Freundschaften zu bilden.
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Spaß: Die Ästhetik des Tanzens schätzten die Befragten wert. Es regte verspielte Verhaltensmuster an und bewirkte positive Erfahrungen des Körpers und Geistes, was Teilnehmende als angenehme Abwechslung zum Alltag empfanden.
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Wohlbefinden: Die Kurse lösten Freude aus und steigerten die Energie. Währenddessen, kurz danach und manchmal dauerhaft erlebten Befragte verbesserte physische Fähigkeiten. Die Kurse steigerten die Ausdauer. Einige Erkrankte fingen wieder an, Fahrrad zu fahren, da sich ihr Gleichgewicht maßgeblich verbesserte. Außerdem äußerten sie positive Auswirkungen auf Schlaf und Denken.
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Angepasste Bewegungen: Durch den Spaß nahmen die Teilnehmenden das Tanzen nicht als Training wahr. Die Bewegungen förderten alle Bewegungsabläufe. Personen mit spezifischen körperlichen Einschränkungen äußerten, dass Physiotherapie darauf besser eingehen könne als Tanzgruppen. Die Leitenden der Kurse passten die Bewegungen an Beteiligte an, sodass verschiedene Schwierigkeitsstufen zur Auswahl standen. Trotzdem waren einige Teilnehmende unter-, andere hingegen überfordert.
Die Studie stellt dar, dass gezielt erstellte Tanzkurse Wohlbefinden und Gesundheit von Menschen mit Parkinson steigern. Ergotherapeut*innen sollten Tanzen fördern, da diese Betätigung an individuelle Bedürfnisse angepasst werden kann und Parkinson-Erkrankten möglicherweise Freude bereitet.
lg
Scand J Occup Ther 2024;
DOI: 10.1080/11038128.2024.2411206
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Smartphones und Apps als Unterstützung im Alltag – Sehschädigungen
Ergotherapeut*innen können Menschen mit Sehschädigungen gezielt im Umgang mit assistiven Technologien wie Apps unterstützen. Zu diesem Ergebnis kommt Hwei Lan Tan von der Universität in Queensland, Australien, mit ihrem Team.
Die Forschenden analysierten Erfahrungen von Menschen mit Sehschädigungen im Umgang mit auf Smartphones basierenden Trainingsmethoden. Dazu führten sie online eine Querschnittsumfrage mit 68 seheingeschränkten Personen aus Australien und Singapur durch. Die Teilnehmenden hatten Sehschädigungen in verschiedenen Schweregraden.
58,7 % aller Teilnehmenden empfanden ihr Smartphone mit seinen Apps sehr oder extrem hilfreich im Alltag. Die Mehrzahl der Befragten nutzen es 2 bis 6 Stunden am Tag. Sie erlernten zum Beispiel, Sprachassistenten, die allgemeinen Smartphone-Einstellungen oder Bildschirm-Leseprogramme zu nutzen, aber auch Nachrichten zu verfassen oder Telefonate zu führen. Sie berichteten, dass Smartphones ihre Selbstständigkeit steigern und dadurch auch ihre Selbstwirksamkeit fördern.
30 Betroffene erhielten ein Training bezüglich des Umgangs mit assistiven Technologien. Die häufigste Trainingsmethode waren Einzelgespräche, aber auch Gruppentrainings fanden statt. Durch diese konnten einige Befragte ein Netzwerk aufbauen; Einzelsettings erlebten sie jedoch als persönlicher und zielgerichteter. Andere Teilnehmende brachten sich relevante Inhalte selbst bei oder erhielten Unterstützung von ihren Angehörigen.
Die größten Hindernisse stellten zum einen unzureichendes Wissen über Trainingsangebote, zum anderen die schlechte Erreichbarkeit dieser dar. Hausbesuche, leicht zu erreichende Gebäude, kostenlose Teilnahme, individuell angepasstes Training und Online-Veranstaltungen könnten die Teilnahme von Betroffenen an professionellen Angeboten erhöhen. Das selbstständige Training und das Lernen mit Angehörigen nannten sie darüber hinaus als hilfreiche Strategien.
Apps und Smartphones
können Menschen mit Sehschädigungen im Alltag unterstützen. Individuelles Training kann ihre Kompetenzen für die Nutzung verbessern.
Ergotherapeut*innen sind für das Aufgabengebiet geeignet, da sie sich mit Interessen, Lernkapazitäten, Betätigungen und Rollen von Menschen beschäftigen. Sie sollten geduldig sein, gezielt Wissen sammeln und Gruppenangebote für den sozialen Bezug anbieten.
Durch ein gezieltes Training können Menschen mit Sehschädigung in der Nutzung assistiver Technologien unterstützt werden. Übung im professionellen Setting, aber auch im häuslichen Umfeld spielt eine große Rolle für die erfolgreiche Nutzung von Smartphones von Menschen mit Sehbehinderungen.
lg
Aust Occup Ther J 2024; 71: 756–770
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Betätigungsperformanz und Partizipation bei Kindern und Erwachsenen erfolgreich verbessern – Coaching
Ergotherapeut*innen nutzen Coaching als Intervention, um die Betätigungsperformanz zu verbessern. Dazu fokussieren sie sich häufig auf eine gemeinsame Zielsetzung sowie gemeinsames Problemlösen. Zu diesem Ergebnis kommt Fiona Graham von der University of Otago in Wellington, Neuseeland, mit ihrem Team.
Die Forschenden erstellten ein Scoping Review, um zu untersuchen, wie Ergotherapeut*innen Coaching in der Therapie nutzen. Dazu analysierten sie Zielgruppen, Settings und Ergebnisse der Interventionen. Zudem untersuchten sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei der Nutzung von Coaching-Strategien sowie deren Evidenzbasierung.
Insgesamt bezogen die Forschenden 60 Studien in ihre Analyse ein. Diese ergab, dass ergotherapeutisches Coaching häufig an Erziehungsberechtigte von Kindern oder an Erwachsene mit speziellen Krankheitsbildern gerichtet ist. Darunter Eltern von Kindern mit Autismus-Spektrum-Störungen, einer Zerebralparese oder Entwicklungsstörungen. In diesen Fällen verbesserten sich durch das Coaching der Eltern die Betätigungsperformanz, Kognition, Körperfunktionen und das Verhalten der Kinder.
Erwachsene erhalten besonders nach einem Schlaganfall oder einer Rückenmarksverletzung sowie aufgrund von Multipler Sklerose oder Chorea Huntington ergotherapeutisches Coaching. Am häufigsten setzen Therapeut*innen es in Gemeinschaftssettings ein, beispielsweise bei Hausbesuchen oder in sogenannten „community-based clinics“, aber auch in anderen Bereichen wie am Arbeitsplatz und in der stationären Rehabilitation.
Ergotherapeut*innen konzentrierten sich im Coaching auf das Setzen individueller Ziele in Bezug auf sinnvolle Betätigungen. Die Untersuchung ergab, dass sie dafür oft das Canadian Occupational Performance Measure (COPM) verwenden. Um die Partizipation im Alltag anhand festgelegter Kriterien zu erheben, nutzten Ergotherapeut*innen verschiedene Assessments wie das Young Children’s Participation and Environment Measure (YC-PEM). Sie erhoben außerdem Selbsteffizienz, Stresslevel und Körperfunktionen der Klient*innen.
Die Forschenden eruierten verschiedene theoretische Modelle, auf denen das Coaching basiert, darunter die Self Determination Theory (SDT) sowie die ecokulturelle Theorie von Weisner. Ergotherapeutische Modelle wurden in der Literatur selten beschrieben, in einigen Quellen basierten die Interventionen jedoch auf dem Model of Human Occupation (MOHO). Die Forschenden ermittelten zudem, dass Coaching meistens Face to Face stattfindet. Teletherapie fand in 4 Quellen Beachtung. Die Dauer der Coaching-Einheiten variierte in der Literatur zwischen 60 und 90 Minuten und beinhaltete im Schnitt 10 Einheiten.
Die Forschenden schlussfolgerten, dass Coaching eine sinnvolle Intervention ist, um die Betätigungsperformanz zu verbessern, Ziele zu erreichen sowie um die Selbsteffizienz zu erhöhen, Partizipation im Alltag zu fördern und Lernen zu unterstützen. Klient*innen schätzen besonders die Beziehung zu den Therapeut*innen, soziale und institutionelle Unterstützung und die klientenzentrierte Zielsetzung. Neben Erfahrungen von Ergotherapeut*innen fehlt aktuell Literatur zu Coaching-Methoden in der Ergotherapie. Es besteht Bedarf für weitere Forschung zur Verbesserung der Evidenz über die Wirksamkeit und Umsetzung von ergotherapeutischem Coaching.
lg
Aust Occup Ther J 2024; DOI: 10.1111/1440-1630.12991
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Coaching
Coaching in der Ergotherapie erlangte durch die Erwähnung im Enablement-Oriented Framework im Jahr 2007 zunehmend Beachtung. Es beinhaltet in der Regel gezielte Gesprächsführung und fordert von Ergotherapeut*innen aufmerksames Zuhören und einen Fokus auf Stärken und Lösungsansätze. Ergotherapeutisches Coaching soll die Autonomie von Klient*innen fördern, um individuelle Ziele der Alltagsbetätigungen zu erreichen.
lg
Aust Occup Ther J 2024; DOI: 10.1111/1440-1630.12991
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YC-PEM
Das Young Children’s Participation and Environment Measure (YC-PEM) ist ein Instrument, das Erziehungsberechtigte von Kindern bis zum 5. Lebensjahr ausfüllen können, um die Partizipation des Kindes zu analysieren. Es erhebt zudem Informationen über die Aktivitäten im häuslichen Umfeld, im Kindergarten, in der Vorschule sowie in der Gemeinde des Kindes und stellt dar, wie sich die Umwelt auf das Kind auswirkt.
Das YC-PEM wurde entwickelt, um Erziehende dabei zu unterstützen, die Partizipation ihres Kindes zu dokumentieren und die Ergebnisse an Fachpersonal weiterzuleiten, um gemeinsam Ziele zu formulieren. Beispielhafte Bereiche des Instrumentes sind die Essenszeit, Hygiene, Erholung oder das Selbstmanagement. Erziehende können ankreuzen, wie häufig das Kind an Aktivitäten teilnimmt, wie involviert es in ähnlichen Aktivitäten ist, ob sie sich eine Veränderung der Partizipation des Kindes in dieser Alltagssituation wünschen und wie diese aussieht. Eltern, die sich Veränderungen wünschen, sollen drei Strategien vermerken, die sie bereits ausprobiert haben.
lg
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Publication History
Article published online:
09 January 2025
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Georg Thieme Verlag KG
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