Psychosoziale Ergotherapie – Paradigmenwechsel
Psychosoziale Ergotherapie – Paradigmenwechsel
R. LANG, N. KALDEWEI (HRSG.)
BETÄTIGUNGSZENTRIERUNG IN DER PSYCHOSOZIALEN ERGOTHERAPIE –
EIN WEGWEISER FÜR PRAXIS UND LEHRE
SCHULZ-KIRCHNER VERLAG 2024,428 S., 62,– €ISBN 978-3-8248-1337-7
Das Fachbuch von Rebecca Lang und Nicole Kaldewei, beide erfahrene Ergotherapeutinnen, ist eine Bereicherung für die deutsche Ergotherapie. Gerade im psychosozialen Bereich wird häufig diskutiert, ob traditionelle handwerkliche Ansätze noch zeitgemäß sind. Inmitten dieser Debatte setzt das Buch ein klares Statement: Es betont die zentrale Bedeutung der Betätigung in der Ergotherapie und stellt diese konsequent in den Mittelpunkt.
Mittels einer deutschlandweiten Umfrage wurde der Bedarf nach den Inhalten dieses Buches ermittelt. Es stellt eine umfassende Sammlung aktueller theoretischer Hintergründe dar, die von der Einteilung von Betätigung und Bezugsrahmen bis hin zur Gesprächsführung reichen. Für Ergotherapeut*innen, die mit dem betätigungszentrierten Ansatz vertraut sind, bietet es eine gelungene Zusammenfassung.
Besonders hervorzuheben sind die Fallbeispiele aus verschiedenen Settings, wie Tagesklinik oder Werkstatt für Menschen mit Behinderung, die sich durch alle Prozessschritte ziehen. Diese erleichtern das Verständnis und die Anwendung erheblich. Die ausgewählten betätigungszentrierten Ansätze runden das Buch ab.
Für Ergotherapeut*innen, die den aktuellen Paradigmenwechsel der Ergotherapie aktiv mitgestalten möchten, ist dieses Buch eine unverzichtbare Ressource. Es stellt den betätigungszentrierten Ansatz als zeitgemäße, wirksame und klientenorientierte Methode in den Vordergrund und bündelt das aktuelle Wissen.
Das Buch ist auf jeden Fall für Berufsanfänger*innen oder Neueinsteigende im psychosozialen Bereich interessant, aber auch für erfahrene Ergotherapeut*innen ein gelungenes und umfangreiches Nachschlagewerk.
Julia Müller, Ergotherapeutin BcOT (NL), fachliche Leitung in einer ergotherapeutischen Praxis mit Schwerpunkt Pädiatrie und Psychiatrie, Mitherausgeberin ergopraxis
Pädiatrie – Biografiearbeit für ehemalige Frühchen
Pädiatrie – Biografiearbeit für ehemalige Frühchen
S. IHLE, J. KROHN
KRAKEN KENNEN KEINE BERGE – EIN ABENTEUER RUND UM DIE FRÜHE GEBURT
HOGREFE VERLAG 2024,48 S., 20,–€ISBN 9783456863085
Das Buch „Kraken kennen keine Berge“ von Sabine Ihle und Julia Krohn ist vor allem ein Buch für die ganze Familie mit einem ehemaligen Frühchen. Das Buch kann als Verarbeitungshilfe für Familien gesehen werden, die die ersten Lebenswochen ihres Kindes auf der Intensivstation verbracht haben.
Das kindgerechte Buch gibt keine Auskunft über medizinische Details auf der Neonatologie, sondern beschäftigt sich mit den wichtigen Entwicklungsschritten eines Frühchens und dem Alltag auf der Station. Mit Humor und viel Empathie wird man auf die emotionale Reise des Frühchens und dessen Eltern mitgenommen. Die Illustrationen unterstützen die Vorstellung der Stationsumgebung und der Erlebnisse.
Die Autorinnen, eine Psychotherapeutin, die selbst zu früh auf die Welt gekommen ist, und eine Architektin, deren Tochter ein Frühchen war, inkludieren am Ende des Buches eine Gebrauchsanweisung. Es wird beschrieben, wie wichtig die Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie der frühen Geburt für Kinder ist und wie das Buch angewandt werden kann.
Das Bilderbuch gibt einen liebevollen und realistischen Einblick in mögliches Erlebtes einer Familie mit einem Frühchen auf der Intensivstation. Es kann als Gesprächsbasis zur Thematisierung der frühen Geburt herangezogen werden.
Das Buch ist für Ergotherapeut*innen und anderes Fachpersonal zu empfehlen, die mit ehemaligen Frühchen und deren Eltern arbeiten.
Tanja Kohlfürst, Ergotherapeutin BSc, ist auf pädiatrischen Stationen im Krankenhaus inklusive der neonatologischen Station und freiberuflich tätig
Neurorehabilitation – Neue Perspektiven
Neurorehabilitation – Neue Perspektiven
P. FROMMELT, A. THÖNE-OTTO & H. GRÖTZBACH (HRSG.)
NEUROREHABILITATION – EIN PRAXISBUCH FÜR INTERDISZIPLINÄRE TEAMS
SPRINGER VERLAG 2024.777 S., 139,99€ISBN 978-3-662-66956-3
Dieses Buch stellt eine moderne, evidenzbasierte Neurorehabilitation vor. Es richtet sich an Angehörige aller beteiligten Professionen und gliedert sich in neun Teile, die sich mit einer großen Bandbreite an relevanten Themen befassen.
Die Basis der Neurorehabilitation, die Kontextsensitivität und die interdisziplinäre Teamarbeit werden in den ersten Kapiteln dargestellt. Sie fungieren als roter Faden, der sich in nahezu allen Kapiteln abzeichnet. Im Herzstück des Buches, der Rehabilitation diverser Störungs- und Krankheitsbilder, ist dies eine wertvolle Ergänzung zu medizinischen Fakten. Leser*innen werden so immer wieder daran erinnert, Patien-tinnen und Patienten innerhalb ihrer Lebenswelt wahrzunehmen. Auch Bereiche wie Qualitätsmanagement werden unter diesen Gesichtspunkten betrachtet.
In der neuen Auflage werden zudem Themen wie Gender- oder Kultursensibilität berücksichtigt. Es wurde aktuelle Evidenz miteinbezogen und die Gliederung wurde überarbeitet, wobei es inhaltlich keine Änderungen gegeben hat.
Dieses Buch bietet durch die konsequente Ausrichtung auf Person und Kontext die Chance, seine professionelle Perspektive im interdisziplinären Kontext zu schärfen. Anwendungstipps erleichtern dabei den Praxistransfer. Jedoch wird das Potenzial der Ergotherapie verkannt, indem diese noch weitgehend auf Arm- und Handfunktionen reduziert wird.
Durch den thematischen Umfang kann das Werk im Reha-Kontext als Nachschlagewerk genutzt werden. Die Informationen gehen in den wenigsten Fällen jedoch in die Tiefe, sodass es weiterer Quellen bedarf. Zudem ist der Nutzen dieses Buchs im ambulanten Setting in Anbetracht des Preises abzuwägen.
Fritz Winklmeier, Ergotherapeut BSc (NL), ambulant mit neurologischem Schwerpunkt tätig