Dtsch Med Wochenschr 2025; 150(03): 106-109
DOI: 10.1055/a-2363-3977
Standpunkt

Ethische Dimensionen extrakorporaler Herz-Kreislauf-Unterstützungstherapien

Ethic dimensions of extracorporeal cardiopulmonary support systems
Jochen Dutzmann
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Die Implantation extrakorporaler Herz-Kreislauf-Unterstützungssysteme (ECLS) ist eine lebenserhaltende Maßnahme bei schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Evidenz ist allerdings oft unzulänglich und die Implantation erfolgt nicht selten unter Zeitdruck und zwangsläufig ohne patientenseitige Zustimmung. Insbesondere deswegen sind die explizite Festlegung klarer Therapieziele und deren kontinuierliche Überprüfung unabdingbar.

Kernaussagen
  • Die Implantation von ECLS erfolgt oft unter Zeitdruck, ohne valide Prognoseabschätzung und ohne Zustimmung des Patienten, was besondere medizinethische Herausforderungen mit sich bringt.

  • Die Evidenz für den Einsatz von ECLS ist insgesamt lückenhaft, besonders bei kardiogenem Schock und Reanimation. Aufgrund der Dringlichkeit der Situationen stützen sich Entscheidungen häufig auf die subjektive Einschätzung des Behandlungsteams.

  • Therapieziele („bridge-to-?“) müssen formuliert und ihre Erreichbarkeit regelmäßig überprüft werden, insbesondere auch im Hinblick auf eine fortwährende patientenseitige Zustimmung.

  • ECLS-Therapien führen oft zu erheblichen psychischen Belastungen für Patienten, Angehörige und das Behandlungsteam, insbesondere aufgrund der prognostischen Unsicherheit und der ethischen Herausforderungen bei Therapie-Entscheidungen.

  • Eine strukturierte, interdisziplinäre Zusammenarbeit und regelmäßige Visiten sind wichtig, um die Therapieziele zu überprüfen, ethisch fundierte Entscheidungen zu treffen und die Belastungen für alle Beteiligten zu minimieren. Der Prozess sollte angemessen dokumentiert werden.



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Article published online:
14 January 2025

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