retten! 2023; 12(01): 33-43
DOI: 10.1055/a-1871-6572
Fachwissen

Plötzlicher Herztod junger Menschen – Nicht immer sind Myokarditis oder Drogen die Ursache – Wie der Rettungsdienst bei außerklinischen Reanimationen junger Menschen durch eine Blutprobe potenziell Leben retten kann

Jens Tiesmeier
,
Jan Persson
,
Hendrik Milting
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Der Beitrag möchte aufzeigen, dass genetische Ursachen einer arrhythmogenen oder strukturellen Herzerkrankung in die differenzialdiagnostische Abklärung der Ursachen eines außerklinischen Herz-Kreislauf-Stillstands junger Menschen gehören, und welch wertvolle Rolle der Rettungsdienst bei ihrer Abklärung übernehmen kann. Hierzu nimmt dieser Beitrag Sie anhand eines konkreten Einsatzes Schritt für Schritt mit vom Ort der Reanimation bis zur endgültigen Diagnosestellung und Beratung der betroffenen Familie.

Kernaussagen
  • Auch wenn genetische Ursachen eines Herz-Kreislauf-Stillstandes insgesamt im klinischen Alltag selten sind, haben sie dennoch für den Betroffenen und sein familiäres Umfeld eine weitreichende medizinische und psychologische Bedeutung. Ein interdisziplinäres Team aus Rettungsdienst, Kardiologie, Pathologie und Rechtsmedizin, Psychologie, Biochemie und Genetik, Polizei und Staatsanwaltschaft erhöht die Aufklärungsquote und verhindert möglicherweise weitere Fälle in den betroffenen Familien.

  • Mit dem Ergebnis aus dem Labor können Familienmitglieder und Betroffene gezielter beraten und potenziell gerettet werden.

  • Hierbei hat der Rettungsdienst eine Schlüsselrolle, um Biomaterial (Blut) mit ausreichender DNA-Qualität am Einsatzort zu sichern (gerade bei Patienten ohne Transport).

  • 1–2ml EDTA-Blut (Monovette) reichen aus. Die DNA in der Probe ist bei Raumtemperatur (besser: gekühlt) für bis zu 3 Tage stabil und kann in aller Ruhe ins kooperierende Labor verbracht werden.

  • Regionale Absprachen zwischen dem Rettungsdienst und kardiologischen Zentren mit kardiogenetischer Erfahrung sollten als Routineprozedur etabliert werden und in SOPs münden. Hierdurch können neue Beratungsangebote für Betroffene eingerichtet werden.

  • Die mögliche Rolle des Rettungsdienstes sollte auch in den künftigen ERC-Guidelines aufgenommen werden.



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Article published online:
13 February 2023

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