Gesundheitsökonomie & Qualitätsmanagement 2021; 26(04): 215-222
DOI: 10.1055/a-1467-9461
Originalarbeit

Leistungsbereiche für qualitätsabhängige Zu- und Abschläge in der stationären Versorgung: mögliche Auswahlkriterien und deren Anwendung

Service areas for quality-dependent awards and discounts in inpatient care: potential selection criteria and their application
Jürgen Stausberg
Arzt für Medizinische Informatik und Ärztliches Qualitätsmanagement, Essen
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Danksagung

Den Teilnehmern an der Befragung bin ich für ihr außerordentliches Engagement zu großem Dank verpflichtet. Frau Dr. Haeske-Seeberg danke ich für die Unterstützung bei der Gewinnung der Expertinnen und Experten. Die Studie wurde durch die Deutsche Krankenhausgesellschaft e. V. unterstützt.

Zusammenfassung

Zielsetzung Mit dem Krankenhausstrukturgesetz wurde 2015 eine Vergütung mit qualitätsabhängigen Zu- und Abschlägen eingeführt. U. a. waren hierfür Leistungen und Leistungsbereiche auszuwählen. Ziel dieser Arbeit war es, Kriterien für diese Auswahl zu definieren und anzuwenden.

Methodik Drei Kriterien wurden in Bezug auf die Qualitätsmessung definiert, 2 Kriterien in Bezug auf das organisatorische Setting im Krankenhaus. Die Erfüllung der Kriterien wurde für 74 Leistungsbereiche unter Nutzung von Informationen zu 684 Qualitätsindikatoren und über eine Befragung von 16 Experten geprüft.

Ergebnisse 269 Indikatoren erfüllten das Kriterium einer Abbildung der Prozessqualität, 372 das Kriterium einer belegten Güte. In Kombination verblieben 64 Indikatoren aus 19 Leistungsbereichen. Die Bewertung durch die Experten ergab einen hohen Anteil von Leistungsbereichen ohne negative Seiteneffekte. Vermehrt wurde jedoch eine Überschneidung der Abläufe von organisatorischen Bereichen gesehen. Unter Kombination aller 5 Kriterien verblieben 5 der 74 Leistungsbereiche.

Schlussfolgerung Der geringe Anteil von geeigneten Leistungsbereichen war insbesondere durch unzureichende Instrumente zur Qualitätsmessung bedingt. Die Bewertung durch Experten deutete hingegen auf eine Offenheit gegenüber diesem Ansatz eines Pay-for-Performance hin. Die ambulant erworbene Pneumonie sowie kardiologische Versorgungssituationen bieten sich dafür an. Vorgehen und Ergebnisse können auch als Vorlage für die Ausgestaltung anderer Formen qualitätsbezogener Regelungen dienen.

Abstract

Aim In 2015, the German government introduced a reimbursement with quality-dependent awards and discounts for inpatient care. Among other things, services and service areas had to be selected. Objective of this study was the definition and the exemplary application of selection criteria.

Methods Three criteria were related to the measurement of quality, another two criteria related to the organizational setting. After definition of 74 service areas, the fulfillment of the criteria was evaluated using information about 684 quality indicators on the one hand. On the other hand, 16 experts rated the service areas for two criteria.

Results 269 indicators fulfilled the criterion to address process quality, 372 fulfilled the criterion of a reasonable power. However, only 64 indicators from 19 service areas remained after a combination of both criteria. The assessment by experts revealed a high proportion of service areas without negative side effects. A strong overlap of organizational units was seen for two third of the service areas. Combining all five criteria, five service areas remained.

Conclusion The insufficient instruments for quality measurement mainly caused the low number of appropriate service areas. In the contrary, the appraisal by the experts indicated an openness for this specific approach of pay-for-performance. Community-acquired pneumonia and cardiologic issues could be considered in further implementation stages of quality-dependent awards and discounts. Design and results of the presented work can be used also for other variants of pay-for-performance.



Publication History

Article published online:
09 April 2021

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