ergopraxis 2020; 13(11/12): 16-18
DOI: 10.1055/a-1236-8973
Wissenschaft

Internationale Studienergebnisse

Metakognitives Strategietraining fördert Selbstständigkeit beim Einkaufen – Down-Syndrom

Zoom Image
Um die gewünschten Produkte im Supermarkt schneller zu finden, können Strategien wie das visuelle Scannen von links nach rechts hilfreich sein.

Metakognitives Strategietraining wirkt sich bei Erwachsenen mit einer geistigen Behinderung durch das Down-Syndrom positiv auf das Einkaufen aus. Zu diesem Ergebnis kommen Dr. Katherine V. O’Neill und Prof. Sharon A. Gutman von der Columbia University in New York, USA.

In einer Einzelfallanalyse im ABA-Design werteten die Forscherinnen Daten von vier Frauen und zwei Männern zwischen 21 und 34 Jahren aus. Ihre kognitiven Beeinträchtigungen durch das Down-Syndrom lagen bei mild bis moderat. In der ersten Phase erhoben die Forscherinnen Basisdaten über Dauer, Häufigkeit und Unterstützung beim Einkaufen. Daran schloss sich die achtwöchige Interventionsphase an. Die Einheiten fanden im wöchentlichen Wechsel im Einzel- und Gruppensetting statt und dauerten jeweils 90 Minuten. Das Vorgehen war aufgeteilt in Preshopping, Shopping und Postshopping. Ziel der Interventionen war es, Einkaufsfertigkeiten und Strategien zu erarbeiten und auf verschiedene Situationen übertragen zu können.

ABA
bedeutet hier A: 2 Wochen Basisdaten B: 8 Wochen Intervention A: 2 Wochen Datenerhebung im Follow-up

Für die Anleitung nutzten die Forscherinnen Fragen wie:

  • Woher wissen Sie, was Sie kaufen müssen?

  • Was können Sie tun oder verwenden, um die Elemente auf der Liste zu finden?

  • Lassen Sie uns innehalten und überprüfen, wie Sie vorankommen.

Nach jeder Einheit reflektierten die Forscherinnen zusammen mit den Teilnehmer/-innen, ob es ihnen gelang, die erarbeiteten Strategien auf andere Situationen und/oder Kontexte übertragen zu können.

Nach einem Monat fand ein Follow-up statt. Hierzu wurden wie in den vorherigen Phasen Dauer, Häufigkeit und Unterstützung beim Einkaufen observiert. Zur Datenerhebung verwendeten die Forscher erneut das eigens für die Studie angefertigte „Shopping Skills Recording Sheet“. Es dient dazu, Einkaufsfertigkeiten wie das Vergleichen der Preise oder die Nutzung der Gangbeschilderung zum Auf- finden der Produkte zu observieren. Des Weiteren wurde der Grad der benötigten Unterstützung bestimmt:

  • Volle Unterstützung: Der Therapeut erledigt die Aufgabe für den Teilnehmer.

  • Teilweise Unterstützung: Der Teilnehmer führt einen Teil der Aufgaben aus.

  • Direktes Cueing: Der Therapeut gibt spezifische Anweisungen oder Rückmeldungen zur Leistung.

  • Indirektes Cueing: Der Therapeut bietet allgemeine Informationen zur Leistung, ohne explizit anzugeben, was zu tun ist.

  • Unabhängig: Der Teilnehmer führt die Aufgabe vollständig aus, ohne Hinweis oder Unterstützung.

Die Ergebnisse zeigen, dass alle Teilnehmer/-innen ihre Einkaufsfertigkeiten signifikant verbessern konnten. Sie steigerten Selbstständigkeit, Ausführungsdauer und Gebrauch von Strategien. Zu Studienbeginn erlebten die Forscherinnen sie während des Einkaufs als ineffi- zient. Sie suchten beispielsweise nach Artikeln in unangemessenen Bereichen. Durch den Einsatz von Strategien wie die Berücksichtigung der Ladenbeschilderung, das visuelle Scannen von links nach rechts und das Gruppieren von Artikeln nach Standort im Geschäft konnten sie ihre Effizienz optimieren.

Auch noch einen Monat nach der Intervention profitierten die Teilnehmer/-innen von dem metakognitiven Strategietraining. Die Forscherinnen schreiben dies den selbst generierten Strategien zu, die besser in Erinnerung bleiben als von außen bereitgestellte Strategien.

ms

Open J Occup Ther 2020; 8: 1–14, doi:10.15453/2168-6408.1736



Publication History

Article published online:
05 November 2020

© 2020. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany