Dtsch Med Wochenschr 2021; 146(03): 152-156
DOI: 10.1055/a-1210-5030
Klinischer Fortschritt
Geriatrie

B-Vitamine in der Geriatrie – was bestimmen, was ersetzen?

B vitamins in geriatrics – what to determine, what to replace?
Marija Djukic
1   Abteilung für Geriatrie, Evangelisches Krankenhaus Weende
2   Institut für Neuropathologie, Universitätsmedizin Göttingen
,
Christine A.F. von Arnim
3   Abteilung für Geriatrie, Universitätsmedizin Göttingen
› Author Affiliations
Preview

Was ist neu?

Klinische Manifestation eines B-Vitamin-Mangels Ein Vitamin-B1-Mangel kann sich als Wernicke-Enzephalopathie oder als Beriberi manifestieren. Geriatrische Patienten mit den Diagnosen Demenz oder Delir haben niedrigere Vitamin-B1-Spiegel als solche ohne diese Diagnosen. Ebenso zeigen sich bei geriatrischen Patienten mit höherem Vitamin-B1-Spiegel bessere Ergebnisse in der Funktionalität (Barthel-Index) bei Entlassung. Vitamin B6 ist an über 100 Reaktionen als Koenzym beteiligt und ein Mangel kann daher mit vielen Symptomen einhergehen. Klinische Manifestationen des Vitamin-B12-Mangels reichen von frühen neuropsychiatrischen bis zu hämatologischen Symptomen, wobei die makrozytäre Anämie als später Indikator eines Vitamin-B12-Mangels gilt. Neurologische Symptome treten sehr häufig schon vor oder ohne hämatologische Manifestationen auf.

Diagnostik von B-Vitamin-Mangelzuständen Die Bestimmung des Vitamin-B1-Spiegels im Blut ist wenig aussagekräftig. Die Wernicke-Enzephalopathie ist eine klinische Diagnose. Zur Diagnose eines Vitamin-B6-Mangels wird die Bestimmung von Pyridoxin (Pyridoxal-5′-Phosphat) im Plasma empfohlen. Ein erniedrigter Holo-TC-Spiegel im Serum gilt als frühester Marker eines Vitamin-B12-Mangels. Eine kombinierte Bestimmung von Vitamin B12, Holo-TC, MMA und Homozystein scheint die diagnostische Zuverlässigkeit bei Vitamin-B12-Mangel zu erhöhen.

Therapie Für Empfehlungen zur Substitutionstherapie bei allen B-Vitaminen liegen kaum bzw. keine evidenzbasierten Daten vor. Durch die Substitution von 0,8 mg Folsäure, 0,5 mg Vitamin B12 und 20 mg Vitamin B6 konnte in einer randomisierten kontrollierten Studie bei Patienten mit einer leichten kognitiven Störung eine Verlangsamung der Hirnatrophie bewirkt werden.

Abstract

Deficiencies in B-vitamins have recently been recognized as risk factors for stroke and dementia. With increasing age there is an increased prevalence of metabolic and nutritional changes leading to increased vulnerability of vitamin deficiency. Especially in geriatric patients, these changes can have effects on the nervous system that are often not recognized. Often, however, vitamins in particular are taken uncritically and attributed with a variety of unspecific properties.

With regard to the knowledge about the water-soluble B vitamins (B6, B12, folic acid and homocysteine as well as B1), there have recently been new findings and recommendations by various professional societies. An overview of the basics, causes, diagnostic and therapeutic concepts of B-vitamins and the current state of research in this area is given.



Publication History

Article published online:
29 January 2021

© 2021. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany