ergopraxis 2019; 12(10): 6-8
DOI: 10.1055/a-0957-9486
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Publication Date:
04 October 2019 (online)

Spahn lehnt Akademisierung ab – 2. Therapiegipfel

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Auch beim 2. Therapiegipfel war die Zahl der teilnehmenden Heilmittelerbringer groß: Etwa 500 Personen fanden sich im Langenbeck-Virchow-Haus in Berlin ein.
Abb.: B. Weber

Am 9. September 2019 fand der 2. Therapiegipfel in Berlin statt. Etwa 500 Berufsangehörige aller therapeutischen Berufsgruppen sowie der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn nahmen daran teil. Die Veranstaltung, zu der der Spitzenverband der Heilmittelerbringer (SHV) einlud, stand unter dem Motto „Heilmittelversorgung gestalten und zukunftsfähig machen“.

Eröffnet wurde die Veranstaltung durch die Vorsitzende des SHV, Ute Repschläger. In ihrem Vortrag ging sie unter anderem auf die gewünschte Einführung des Direktzugangs ein. Die Blankoverordnung als Ersatz für den Direktzugang „können wir so nicht akzeptieren“, sagte sie. Ebenso forderte sie, die bestehenden Modellstudiengänge in Regelstudienstudiengänge zu überführen, sodass eine vollkommen grundständige Akademisierung der Therapieberufe stattfinden kann.

Im Anschluss daran ging der Gesundheitsminister Spahn auf die Forderungen des SHV ein: Er riet den Verbänden und Teilnehmenden des Therapiegipfels bezüglich des Direktzuganges zu Geduld. Zunächst müsse die Blankoverordnung eingeführt werden. Dies soll im November 2020 geschehen und mehr Freiheiten bei der Wahl von Methode, Dauer und Frequenz der Therapie einräumen.

Den Wunsch nach einer grundständigen Akademisierung lehnt der Gesundheitsminister ab. „Wir haben bereits eine gute Ausbildung“, sagte er, „eine Akademisierung der Heilmittelberufe kann nur eine Ergänzung der aktuellen Ausbildungswege sein. Wenn Sie‘s anders haben wollen, müssen Sie auf einen anderen Minister warten.“

Der SHV
machte beim 2. Therapiegipfel deutlich, wie wichtig eine Überarbeitung der Ausbildungs- und Prüfungsgesetze der Heilmittelerbringer ist.

Im Anschluss an die Podiumsdiskussion hatten die Teilnehmenden des Gipfels Gelegenheit, an vier Fachrundendiskussionen mit den Verbandsvertretern teilzunehmen. Im 20-minütigen Wechsel wurden die Themen Vergütung, Direktzugang, Digitalisierung und Akademisierung diskutiert.

Aus meiner Sicht wurde beim 2. Therapiegipfel vor allem die aktuelle Heilmittelversorgung angesprochen. Der Zukunftsblick wurde nur von den Verbänden thematisiert, nicht aber von der Politik. Ein Therapiegipfel ist sinnvoll, weil es dort möglich ist, sich über grundsätzliche Überlegungen auszutauschen und die Verhandlungspositionen und Forderungen der unterschiedlichen Akteure wahrzunehmen. Da es jedoch in jeder Profession unterschiedliche Interessen von Praxisinhabern, Angestellten, Lehrenden, Lernenden und Verbandsvertretern gibt, kann eine differenzierte Betrachtung der Thematiken nicht erfolgen.

Bettina Weber