Was ist neu?
Diagnose des ST-Strecken-Hebungsinfarkts Die aktualisierte Leitlinie zum ST-Hebungsinfarkt (STEMI) der Europäischen Gesellschaft
für Kardiologie (ESC) definiert den ersten qualifizierten medizinischen Kontakt genauer:
Hierunter versteht man die Anwesenheit von medizinischem Personal, welches in der
Lage ist, ein EKG zu schreiben und zu interpretieren. Von diesem sollte die Arbeitsdiagnose
STEMI gestellt und die definierten Maßnahmen zur schnellstmöglichen Revaskularisation
organisiert werden (ideal < 90Minuten). In der EKG-Beurteilung wurde der Nachweis
eines neu aufgetretenen kompletten Rechtsschenkelblocks in der Bewertung dem eines
entsprechenden Linksschenkelblocks gleichgestellt.
Akutmanagement und Notfallversorgung Die perkutane Koronarintervention (PCI) ohne vorherige Lysetherapie ist als Standardversorgung
etabliert. Eine Versorgungszeit von Diagnosestellung bis PCI von unter 90 Minuten
ist zu gewährleisten, in einem PCI-Zentrum binnen 60 Minuten. Die medikamentöse Notfallversorgung
besteht aus unfraktioniertem Heparin, ASS und ggf. Sedativa und Analgetika. Aufgrund
aktueller Studienergebnisse sollte eine Sauerstoffgabe via Nasenbrille nur bei Hypoxämie
(Sauerstoffsättigung < 90 %) erfolgen.
Revaskularisationsstrategie Die Versorgungsstrategie der Wahl ist die perkutane Koronarintervention mit der dezidierten
Präferenz des radialen Zugangsweges. Der Einsatz von Drug-eluting-Stents sollte uneingeschränkt
erfolgen, die Thrombusaspiration spielt in der Routinebehandlung keine Rolle mehr.
Bei stabilen Patienten mit STEMI und Mehrgefäßerkrankung sollte eine komplette Revaskularisation
angestrebt werden. In der Index-Prozedur steht die Versorgung der „culprit lesion“
im Mittelpunkt, der Interventionszeitpunkt der weiteren relevanten Stenosierungen
in den Nicht-Infarkt-Gefäßen ist patienten- und prozedurabhängig.
Medikamentöse Therapie Die periprozedurale Standardantikoagulation erfolgt mittels Heparin, die Bedeutung
von Bivalirudin wurde hier abgewertet. Standard bleibt ebenso weiterhin eine duale
Thrombozytenaggregationshemmung (DAPT), bevorzugt mit den Präparaten Ticagrelor oder
Prasugrel in Kombination mit ASS. Die Dauer der DAPT sollte im Kontext des Ischämie-
und Blutungsrisikos festgelegt werden, grundsätzlich wird eine Dauer von 12 Monaten
empfohlen. Ein Fokus in der Nachsorge der Patienten liegt in der Reduktion des LDL-Cholesterins
mit einem Zielwert < 70 mg/dl.
Myokardinfarkt mit nicht obstruktiven Koronararterien Neu in den Leilinien aufgenommen ist unter dem Thema unklarer STEMI ein Kapitel zu
Myokardinfarkt mit nicht obstruktiven Koronararterien (MINOCA). Hier werden die möglichen
Differenzialdiagnosen vorgestellt sowie deren Verifizierung diskutiert.
Abstract
Clinical management of patients with ST-elevation myocardial infarction (STEMI) is
an emergency situation. Primary aim is urgent reestablishment of reperfusion by means
of percutaneous coronary intervention (PCI). The European society of cardiology recently
published the latest version of the guideline for management of patients with STEMI.
A clear recommendation now exists for radial approach as access side for PCI as well
as an intervention including the implantation of a drug eluting stent (DES). In patients
with STEMI and multi vessel disease a complete revascularization should be planned
on an individual basis either as part of the index procedure or as staged procedure.
Heparin remains the routinely used anticoagulant and it remains unchanged that dual
antiplatelet therapy is recommended after STEMI – duration of DAPT should be planned
according to individual ischemic and bleeding risk.
Schlüsselwörter
STEMI - Leitlinie - koronare Herzerkrankung - Myokardinfarkt
Key words
STEMI - guideline - coronary artery disease - myocardial infarction