Zusammenfassung
Bei drei Patienten wurde mittels eines automatischen Zählgerätes eine fälschlich zu
niedrige Thrombozytenzahl ermittelt (Pseudothrombopenie). Die maschinell (ELT-8) ermittelten
Werte betrugen initial 30 000, 8000 bzw. 8000/µl. In der Zählkammer konnten zahlreiche
Agglutinate nachgewiesen werden. Während die Auszählung beim ersten Patienten einen
tatsächlichen Wert von im Mittel 252 000/µl ergab, waren die beiden anderen Präparate
aufgrund der Häufung von Agglutinaten nicht auszählbar. Die artifiziell zu niedrigen
Thrombozytenzahlen im Zählgerät ließen sich demnach dadurch erklären, daß die in vitro
gebildeten Agglutinate aufgrund ihrer Größe nicht mehr als Thrombozyten erfaßt wurden.
Falls sie die Größe von Leukozyten besitzen, kann außerdem eine Leukozytose vorgetäuscht
werden. Die Agglutinatbildung war nicht auf die Verwendung von Äthylendiamintetraacetat
(EDTA) als Antikoagulans beschränkt, sondern konnte auch mit anderen Antikoagulantien
wie Heparin und Citrat beobachtet werden. Zur Vermeidung überflüssiger und potentiell
gefährlicher Therapiemaßnahmen sollte die Diagnose einer Thrombopenie in jedem Fall
durch eine zusätzliche Bestimmung der Thrombozytenzahl mit Hilfe der Zählkammer gesichert
werden.
Abstract
Automated counting resulted in erroneously low numbers of platelets (pseudothrombocytopenia)
in three patients. The machine-derived values (ELT-8) were initially 30 000, 8000
and 8000/µl, respectively. Numerous agglutinates could be demonstrated in the counting
chamber. Whereas counting in the first patient showed a real value with an average
of 252 000/µl both the other preparations could not be counted due to numerous agglutinates.
The artificially low number of platelets in the counter can thus be explained by lack
of recognition as platelets due to the size of the in vitro formation of agglutinates.
Should these be of the size of white cells leukocytosis may be suggested. Formation
of agglutinates was not limited to use of EDTA as anticoagulant but could also be
observed with other anticoagulants such as heparin and citrate. For prevention of
superfluous and potentially dangerous therapeutic steps the diagnosis of platelet
deficiency should be ascertained in any case by additional determination of the platelet
count in the counting chamber.