Zusammenfassung
Anamnese und klinischer Befund: Eine 56jährige Patientin wurde zum Prothesenwechsel wegen aseptischer Lockerung einer
Hüftendoprothese rechts stationär aufgenommen. Bei Aufnahme war ein deutliches Schmerz-
und Verkürzungshinken mit hochgradig eingeschränkter Beweglichkeit zu beobachten.
Im Bereich der operierten Hüfte fand sich ein Beckentiefstand von 2 cm bei reizlosen
Narbenverhältnissen.
Untersuchungen: Klinisch-chemisch waren außer einer mäßiggradigen Erhöhung der Blutsenkungsgeschwindigkeit
(18/27 mm) keine Auffälligkeiten zu finden. Röntgenologisch zeigte sich eine komplette
Prothesenlockerung.
Therapie und Verlauf: Während der Operation trat eine transfusionsbedürftige Blutung aus einem Ast der
Arteria glutea inferior auf. Im Verlauf waren wiederholt Transfusionen von Erythrozytenkonzentraten
notwendig. Ab dem 4. postoperativen Tag entwickelte sich ein manifester Ikterus. 7
Tage später fiel ein positiver direkter Coombstest mit mikroskopisch nachweisbarer
Mischfeldagglutination auf, im Serum konnten freie irreguläre erythrozytäre Antikörper
der Spezifität Anti-Kidd(a) (Anti-Jk[a]) nachgewiesen werden. Unter der Diagnose einer
verzögerten hämolytischen Transfusionsreaktion wurden anschließend ausschließlich
Jk(a)-negative Erythrozyten transfundiert. Darunter klang der Ikterus ab, und die
Bilirubinwerte normalisierten sich.
Folgerung: Ikterische Krankheitsbilder und Hämolysezeichen nach Transfusion von Erythrozyten
können Ausdruck einer verzögerten hämolytischen Transfusionsreaktion sein und sollten
mit dem direkten Coombstest untersucht werden.
Abstract
History and clinical findings: A 56-year-old woman was admitted for replacement of a previously implanted right
hip prosthesis wich had become loose (no infection). She limped painfully on a shortened
leg whose mobility was markedly impaired. At the site of the previous operation the
pelvis was lower by about 2 cm; the scar looked well healed.
Investigations: Routine laboratory tests were normal except for moderately raised erythrocyte sedimentation
rate (18/27 mm). There was complete loosening of the prosthesis on X-ray.
Treatment and course: Intraoperative bleeding from a branch of the inferior gluteal artery required blood
transfusion and further erythrocyte infusions became necessary. Jaundice developed
on the 4th postoperative day and 7 days later the direct Coombs test was positive
with demonstrable agglutination. Free iregular erythrocytic anti-Kidd(a) (anti-Jk[a])
antibodies were found in the serum. To counteract the delayed haemolytic transfusion
reaction, exclusively Jk(a)-negative erythrocytes were infused. The jaundice gradually
disappeared and the bilirubin values became normal.
Conclusion: Jaundice and signs of haemolysis after erythrocyte transfusion may be due to delayed
transfusion reaction and should be investigated with the direct Coombs test.