Dtsch Med Wochenschr 1997; 122(20): 643-647
DOI: 10.1055/s-2008-1047668
Kasuistiken

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die komplizierte intestinale Tuberkulose der Mesenterialwurzel

Complicated intestinal tuberculosis of the mesenteric rootJ. B. Wagner, H. R. Nürnberger, K. E. Frede
  • Allgemeinchirurgische Klinik (Leiter: Prof. Dr. F. Harder), Departement Chirurgie der Universität Basel
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Publikationsdatum:
25. März 2008 (online)

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Zusammenfassung

Anamnese und klinischer Befund: Bei einem 72jährigen Mann traten im Verlauf von zweieinhalb Jahren fünf anämisierende Blutungen auf, ohne daß dafür in den üblichen Diagnostikverfahren zunächst eine Ursache gefunden werden konnte. Nach der vierten Blutungsepisode wurde erstmals eine Laparotomie zur Diagnosesicherung durchgeführt. Dabei fand man einen diffus infiltrierend wachsenden Tumor in der Mesenterialwurzel, der die Gefäßachse ummauerte, so daß eine Resektion nicht möglich war. Wegen einer zusätzlich drohenden Ileumobstruktion durch den Tumor mußte eine Ileumsegmentresektion durchgeführt werden. Eine Diagnose konnte zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht gestellt werden.

Untersuchungen: Wiederholte Ösophago-Gastro-Duodenoskopien und die Koloskopie zeigten zwar immer wieder Blut, vor allem im oberen Gastrointestinaltrakt, eine Blutungsquelle konnte aber nie gefunden werden. Eine Angiographie ergab lediglich den Verdachtauf eine Blutung im terminalen Ileum. Die Computertomographie zeigte einen Tumor im Bereich der Mesenterialwurzel.

Diagnose, Therapie und Verlauf: Erst durch eine zweite Laparotomie, die aufgrund einer erneuten transfusionspflichtigen Blutung notwendig wurde, konnte eine Tuberkulose diagnostiziert werden. Nach der sich anschließenden tuberkulostatischen Tripel-Therapie ist der Patient nun eineinhalb Jahre nach dem letzten Eingriff beschwerdefrei und wieder leistungsfähig.

Folgerung: Der Fall zeigt eindrucksvoll die Schwierigkeit der Diagnosesicherung und den langen »diagnostischen Delay« bis zur Einleitung der spezifischen Therapie, da die Kombination von Tumor, Blutung und infiltrativer Dünndarmstenosierung zunächst an einen malignen Prozeß denken läßt.

Abstract

History and clinical findings: In the course of 2œ years a 72-year-old man had five episodes of intestinal bleeding with anaemia, but no cause was at first found by routine diagnostic tests. After the fourth episode a diagnostic laparotomy was performed at which a diffusely infiltrating growing tumour was found. As it encircled the mesenteric vascular axis resection was not possible. But because of threatened ileal obstruction by the tumour a segmental ileal resection was performed, but no intraoperative diagnosis could be established.

Investigations: Repeated oesophago-gastro-duodenoscopies and a coloscopy all revealed blood, especially in the upper gastrointestinal tract, but no bleeding source was found. Angiography suggested bleeding in the terminal ileum. Computed tromography demonstrated a tumour in the region of the mesenteric root.

Diagnosis, treatment and course: At a second laparotomy because of another bleeding, which required a blood transfusion, tuberculosis was diagnosed. Triple drug treatment was initiated and the patient has been free of symptoms and bleedings since then and fully active for 1œ years.

Conclusion: This case clearly demonstrates the difficulty of diagnosis and the long delay until specific treatment, because the combination of »tumour«, bleeding and stenosis of the small intestine by an infiltrative lesion at first pointed to malignant process.