Zusammenfassung
Anamnese und klinischer Befund: Ein 58jähriger Patient wurde aufgrund akut aufgetretener, dumpfer Oberbauchschmerzen,
die in die rechte Flanke und den Unterbauch ausstrahlten, stationär aufgenommen. Bis
auf eine Thyroidektomie wegen eines Schilddrüsenkarzinoms vor 30 Jahren waren keine
Vorerkrankungen bekannt. In der klinischen Untersuchung fiel eine schmerzhaft tastbare
Resistenz im rechten Oberbauch auf. Ein Trauma, auch in den letzten Tagen, wurde verneint.
Klinisch-chemische und apparative Untersuchungen: Die Blutsenkungsgeschwindigkeit war mit 38 mm/h erhöht, die Hämoglobinkonzentration
betrug 11,7 g/dl und fiel innerhalb der ersten 24 h auf 9,9 g/dl ab. Sonographisch
und computertomographisch wurde eine große retroperitoneale Raumforderung (5 × 6,5 × 15 cm)
nachgewiesen, wobei das Dichteverhalten mit 64 Hounsfield-Einheiten in erster Linie
dem eines Hämatoms entsprach. Ferner stellte sich im Computertomogramm die rechte
Nebenniere pathologisch vergrößert dar. In der Röntgenaufnahme des Thorax fiel eine
Raumforderung im Oberlappen der rechten Lunge auf.
Diagnose, Therapie und Verlauf: Unter der Verdachtsdiagnose eines retroperitonealen Hämatoms unklarer Genese erfolgte
eine Laparotomie. Das Hämatom wurde ausgeräumt und die tumorös veränderte Nebenniere
entfernt. Histologisch fand sich eine Metastase eines mukozellulären Karzinoms. Dabei
ließ sich das radiologisch vermutete Lungenkarzinom als Primärtumor, bei insgesamt
rasch progredienten Verlauf, später autoptisch als niedrig differenziertes Adenokarzinom
sichern.
Folgerung: Bei der Differentialdiagnose der Genese eines retroperitonealen Hämatoms kommen in
erster Linie ein Trauma oder eine Antikoagulation in Frage. Unter anderem sollte jedoch
auch an die seltene Möglichkeit einer Nebennierenmetastase gedacht werden.
Abstract
History and clinical findings: A 58-year-old man was hospitalized because of acute dull upper abdominal pain, radiating
into the right flank and lower abdomen. The past history was unremarkable expect for
thyroidectomy, performed 30 years previously for thyroid carcinoma. There was painful
resistance on palpation of the right upper abdomen. The patient had not recently sustained
any trauma.
Biochemical and imaging investigations: Erythrocyte Sedimentation rate was increased to 38 mm/h, haemoglobin concentration
was 11.7 g/dl but fell to 9.9 g/dl within the first 24 hours. Ultrasound and computed
tomography (CT) revealed a large retroperitoneal mass (5 × 6.5 × 15 cm), its density
of 64 Hounsfield units most strongly suggesting an haematoma. CT also showed enlargement
of the right adrenal. Chest radiography demonstrated a space-occupying lesion in the
right upper lobe.
Diagnosis, treatment and course: As a retroperitoneal heamatoma of uncertain aetiology was suspected, a laparotomy
was performed. The haematoma was evacuated and the adrenal, showing tumours changes,
was excised. Histologically it was a mucocellular metastasis. The chest radiograph
suggested carcinoma of the lung as the primary. The illness took a rapidly fatal course.
Autopsy confirmed a poorly differentiated adenocarcinoma of the lung.
Conclusion: Trauma or anticoagulation should be considered first in the differential diagnosis
of retroperitoneal haematoma of uncertain aetiology. However, adrenal metastasis should
be thought of as a rare possibility.