Dtsch Med Wochenschr 2007; 132(51/52): 2735
DOI: 10.1055/s-2007-993127
Editorial
Ernährungsmedizin, Epidemiologie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Jugend forscht: Prävention im Kindesalter

Die jüngsten Autoren in der Geschichte der DMWYoungsters do research: prevention in childhoodThe youngest authors in the history of the DMWM. Middeke1
  • 1Blutdruckinstitut München
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Publication Date:
12 December 2007 (online)

Die Überraschung am Eröffnungstag des diesjährigen Kongresses der Deutschen Diabetes-Gesellschaft am 17. Mai in Hamburg war gelungen: Nach der Begrüßung durch den Tagungspräsidenten Prof. Dr. med. P. Nawroth (Heidelberg), stand im Programm der Vortrag „Bewegung und Ernährung von Schülern” von H. und P. Neumann (Mannheim). Der unvorbereitete Zuhörer konnte nicht erwarten, dass nun zwei Kinder, die Geschwister Neumann (Hannah 12 Jahre und Philipp 14 Jahre) ans Rednerpult traten. Etwas angespannt, aber sehr professionell stellten sie abwechselnd ihre Untersuchung am Mannheimer Lessing Gymnasium vor. Dieser Auftritt war in jeder Hinsicht bemerkenswert. Es ist der Verdienst des Tagungspräsidenten, dass er den Kindern ein Podium für die Präsentation dieser wichtigen und hochaktuellen Daten zur Verfügung gestellt hat. Wir haben H. und P. Neumann angeboten, ihren Beitrag in der DMW zu publizieren. Allerdings gab es keinen „Kinderbonus”: Die Arbeit durchlief das übliche Gutachterverfahren und wurde vor der Publikation in diesem Heft sorgfältig revidiert. Die Geschwister Neumann sind damit die jüngsten Autoren in der 132-jährigen Geschichte der DMW [3]!

Es ist sehr erfreulich, dass die Geschwister Neumann eine Thematik untersucht haben, die für Kinder und Jugendliche von ganz besonderer Bedeutung ist. Leider zeichnet sich ab, dass eine große Zahl der Kinder und Jugendlichen dieser und zukünftiger Generationen erstmalig in der Geschichte bereits vor ihren Eltern sterben werden. Eine aktuelle Studie aus Dänemark belegt sehr eindrucksvoll, dass der BMI im Kindesalter das Risiko für eine KHK im Erwachsenenalter vorhersagt [1]: z. B. ist das Risiko einer KHK vor dem 60. Lebensjahr für einen 13-jährigen Jungen, der 11 kg über dem Durchschnittsgewicht wiegt, um 33 % erhöht. Die primordiale Prävention ist daher das Gebot der Stunde [2] [4]. Das bedeutet im konkreten Fall die Verhütung von Übergewicht und Bewegungsmangel im Kindesalter, als Ursachen für die Manifestation von Diabetes, Hypertonie, metabolisches Syndrom usw. im Erwachsenenalter mit der Entwicklung einer KHK und andere schwerwiegender Erkrankungen. Leider ist die primordiale Prävention selbst in akademischen Kreisen in Deutschland bisher kein Thema.

Es ist sehr ermutigend, dass nun Kinder selbst ihre Gesundheit erforschen. H. und P. Neumann haben in ihrer Untersuchung sehr schön zeigen können, dass gesunde Ernährung, viel Sport und Musizieren zu besseren Schulnoten führen. Ein niedriger BMI war jedoch am stärksten mit guten Schulnoten bei Jungen und Mädchen assoziiert. Primordiale Prävention ist demnach nicht nur geeignet, die gesundheitliche Perspektive von Kindern und Jugendlichen zu verbessern, sondern auch die Bildungssituation. Bildung und Gesundheit gehören zusammen, wie auch diese eindrucksvolle Untersuchung belegt. Wie groß das Interesse der Kinder an Gesundheitsthemen ist, belegt auch die sehr hohe Rücklaufquote der Fragebögen von 84 %. Herzlichen Glückwunsch!

Abb. 1 Unsere jüngsten DMW-Autoren: Hannah und Philipp Neumann bei der Bearbeitung ihres Manuskripts.

Abb. 2 Hannah und Philipp Neumann beim Vortrag der DDG in Hamburg (Bildquelle: Deutsche Diabetes-Gesellschaft, Hamburg 2007).

Literatur

  • 1 Baker J L, Olsen L W, Sorensen T I. Childhood body-Mass index and the risk of coronary heart disease in adulthood.  N Engl J Med. 2007;  357 2329-2337
  • 2 Middeke M. Ohne Stärkung der Prävention ist jede Gesundheitsreform unvollständig.  Dtsch Med Wochenschr. 2006;  131 2515-2518
  • 3 Neumann H, Neumann P. Ernährung und Bewegung von Schülern.  Dtsch Med Wochenschr. 2007;  132 2736-2742
  • 4 Slesina W. Primordiale, primäre, sekundäre und tertiäre Prävention - eine Begriffsbestimmung.  Dtsch Med Wochenschr. 2007;  132 2196-2198

Prof. Dr. med. Martin Middeke

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