Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P513
DOI: 10.1055/s-2007-987784

Ein zweiter Genort für das Restless-Legs-Syndrom auf Chromosom 9p?

K Lohmann 1, A Ziegler 1, H Muhle 1, A Neumann 1, A Kleensang 1, T Lohnau 1, IR König 1, U Stephani 1, C Klein 1
  • 1Lübeck, Kiel

Fragestellung: Das Restless-legs-Syndroms (RLS) ist eine häufige sensomotorische Störung, die durch Missempfindungen und einen starken Drang, die Beine zu bewegen gekennzeichnet ist und eine ausgeprägte familiäre Häufung aufweist. Aktuell sind zwar fünf Genorte für RLS auf den Chromosomen 12q, 14q, 9p, 2q, and 20p (RLS1–5) beschrieben, es konnte jedoch bisher kein Gendefekt ausfindig gemacht werden. Gegenstand der vorliegenden Untersuchung ist die Aufklärung der genetischen Ursache des RLS in einer großen Familie mit 15 Betroffenen.

Methoden: Wir identifizierten 37 Mitglieder aus vier Generationen einer großen norddeutschen RLS-Familie, von denen 15 erkrankt waren und von 12 DNA zur Verfügung stand. Wir führten eine Kopplungsanalyse zu den fünf bekannten Genorten mit Mikrosatelliten durch. Aufgrund der Entdeckung eines potenziell gemeinsamen Haplotyps in der Nähe des RLS3-Locus erweiterten wir die untersuchte Kopplungsregion auf Chromosom 9p unter Verwendung zusätzlicher DNA-Marker.

Ergebnisse: Der Erbgang unserer Familie erschien autosomal-dominant, und das Erkrankungsalter lag überwiegend in der Kindheit. Wir schlossen Kopplung zu den Genorten RLS1, RLS2, RLS4 und RLS5 aus. Wir identifizierten jedoch einen wahrscheinlich neuen RLS-Genort (RLS3*) auf Chromosom 9p mit einem maximalen LOD-Score von 3.60, der mithilfe einer Modell-freien Multipoint-Kopplungsanalyse generiert wurde. Alle 12 untersuchten Patienten teilten einen Haplotyp, der zentromer von RLS3 gelegen ist und von den Markern D9S974 und D9S1118 flankiert wird. Zusätzlich trugen 11 dieser 12 Patienten einen gemeinsamen Haplotyp, der sich telomer von D9S2189 ausbreitet und inmitten der RLS3-Region gelegen ist. Unter den gesunden Familienmitgliedern trug nur ein 7-jähriges Mädchen den Krankheits-assoziierten Haplotyp. Die von allen Betroffenen geteilte kritische Region erstreckt sich über ˜20 cM (9,94 Mb) auf Chromosom 9p21 und ist ˜5 cM (2,31 Mb) vom RLS3-Genort entfernt. Die erweiterte kritische Region, die allen außer einem Betroffenen gemeinsam ist, beträgt ˜26 cM (13,19 Mb) mit einer Überlappung mit RLS3 von ˜2 cM (0,93 Mb).

Schlussfolgerung: Wir zeigen Kopplung zu einem Genort auf Chromosom 9p, der wahrscheinlich getrennt vom RLS3-Locus ist. Unsere Familie zeigt einen homogenen Phänotyp mit einem sehr frühen Erkrankungsalter und bietet gute Voraussetzungen, die genetischen Ursachen von RLS weiter zu aufzuklären.