Klin Monbl Augenheilkd 2007; 224(4): 244-248
DOI: 10.1055/s-2007-962961
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Qualitätssicherung in der Biometrie vor Kataraktoperationen: Welche Patienten haben ein erhöhtes Risiko für Abweichungen von der Zielrefraktion?

Quality Assurance in Biometry before Cataract Surgery: Which Patients have an Increased Risk of Aberrance from Target Refraction?S. Hayek1 , C. Kniestedt2 , D. Barthelmes1 , J. Stürmer2
  • 1Augenklinik, Universitätsspital Zürich, Schweiz (Direktorin: Prof. Dr. med. Klara Landau)
  • 2Augenklinik, Kantonsspital Winterthur, Schweiz (Direktor: Prof. Dr. med. Jörg Stürmer)
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Publication History

Eingegangen: 15.9.2006

Angenommen: 1.12.2006

Publication Date:
26 April 2007 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund: Ein wichtiger Faktor für die Patientenzufriedenheit nach Kataraktoperation ist das Erreichen der geplanten Zielrefraktion. Die Formeln, welche zur Ermittlung der notwendigen Brechkraft der zu implantierenden Intraokularlinse (IOL) verwendet werden, wurden im Laufe der Jahre immer weiterentwickelt, um auch in denjenigen Fällen genaue Berechnungen zu liefern, in denen die Abmessungen eines Auges weit von der Norm abweichen. Wir untersuchten, welche der routinemäßig gemessenen biometrischen Werte einen Einfluss auf das Erreichen der Zielrefraktion haben. Patienten und Methoden: Die retrospektive Untersuchung berichtet über eine Fallserie von 153 Augen von 146 Patienten innerhalb eines halben Jahres, bei denen eine Kataraktoperation durchgeführt wurde. Das Durchschnittsalter bei Operation betrug 73,5 Jahre. Präoperativ wurden vier Messwerte erfasst: Refraktion (Ref), Achsenlänge (AL), Hornhautbrechkraft (CR) und Vorderkammertiefe (ACD). Jeder dieser Messewerte wurde im Hinblick auf seinen Einfluss auf das refraktive Endresultat untersucht. Dabei waren jeweils drei Endpunkte möglich: Erreichen der Zielrefraktion ± 0,5 dpt, Abweichung von der Zielrefraktion um mehr als + 0,5 dpt oder Abweichung von der Zielrefraktion um mehr als - 0,5 dpt. Es wurde eine multivariante Regressionsanalyse durchgeführt, bei der als abhängige Variable die Abweichung von der Zielrefraktion und als unabhängige Variabeln die vier genannten Messwerte eingesetzt wurden. Ergebnisse: Von den 153 Augen wurde in 91 Augen die Zielrefraktion mit einer Abweichung von ± 0,5 dpt erreicht (Gruppe 1). In 37 Augen betrug die Abweichung von der Zielrefraktion mehr als - 0,5 dpt (Gruppe 2) und in 25 Augen betrug sie mehr als + 0,5 dpt (Gruppe 3). Die durchschnittlichen Messwerte in Gruppe 1, 2 und 3 waren für die präoperative Refraktion 0,0 dpt/0,5 dpt/0,625 dpt, für die Hornhautbrechkraft 42,84 dpt/42,29 dpt/42,67 dpt, für die Achsenlänge 23,41 mm/23,36 mm/23,73 mm und für die Vorderkammertiefe 3,07 mm/3,00 mm/3,20 mm. Es ließ sich kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen einzelnen Messwerten oder einer Kombination von Messwerten und dem refraktiven Ergebnis nachweisen. Schlussfolgerungen: Die heute zur Verfügung stehenden Formeln zur Berechnung der IOL-Stärke sind hoch entwickelt und beziehen präoperative Biometrien in nicht-linearer Art ein, sodass der Unterschied zwischen Messwerten innerhalb der Norm und solchen außerhalb davon bezüglich ihres Einflusses auf das refraktive Ergebnis gering bleibt. Bei Qualitätssicherungsanstrengungen empfehlen wir, das Augenmerk auf Faktoren zu richten, die Vorderkammertiefe beeinflussen.

Abstract

Background: An important factor for patient satisfaction after cataract surgery is the achieval of the planned target refraction. The formulae which are used to calculate the necessary refractive power of the intraocular lens (IOL) to be implanted have been improved over time in order to deliver exact predictions even in those cases in which the measurements of an eye deviate greatly from the norm. We examined which of the routinely measured biometric values have an influence on reaching target refraction. Patients and Methods: This retrospective investigation reports on a case series of 153 eyes of 146 patients within 6 months in which a cataract operation was performed. The average age at the time of operation was 73.5 years. Four measurements were taken preoperatively: refraction (Ref), axial length (AL), corneal refractive power (CR) and anterior chamber depth (ACD). Each of these measurements was examined regarding its influence on the refractive outcome. One of three end points was possible for each eye: achievement of target refraction within ± 0.5 dpt, aberrance from target refraction by more than + 0.5 dpt and aberrance from target refraction by more than - 0.5 dpt. A multivariate regression analysis was performed in which aberrance from target refraction was defined as the dependent variable and the four mentioned measurements were set as independent variables. Results: Of the 153 eyes, in 91 eyes the target refraction was achieved within 0.5 dpt (group 1). In 37 eyes the aberrance from target refraction was more than - 0.5 dpt (group 2) and in 25 eyes it was more than + 0.5 dpt (group 3). The mean measurement values in groups 1, 2 and 3 were as follows: for preoperative refraction 0.0 dpt/0.5 dpt/0.625 dpt, for corneal refractive power 42.84 dpt/42.29 dpt/42.67 dpt, for axial length 23.41 mm/23.36 mm/23.73 mm and for anterior chamber depth 3.07 mm/3.00 mm/3.20 mm. No statistically significant relation between the respective measured values or a combination thereof and the refractive result could be demonstrated. Conclusions: The formulae for calculating IOL power available today are highly developed and integrate preoperative biometries in a non-linear way, so that there is little difference between measurements within the norm and outlying ones concerning their influence on the refractive result. When conducting quality assurance efforts, we recommend to direct attention to factors influencing anterior chamber depth.

Literatur

Dr. Sami Hayek

Augenklinik Stadtspital Triemli Zürich

Birmensdorferstr. 497

CH-8063 Zürich

Schweiz

Email: sami.hayek@triemli.stzh.ch