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DOI: 10.1055/s-2007-1024402
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Mutter- und Vaterschaften nach Lebertransplantation
Parenthood after liver transplantationPublikationsverlauf
Publikationsdatum:
25. März 2008 (online)

Zusammenfassung
Grundproblematik und Fragestellung: Durch die Lebertransplantation wird Patienten mit zuvor terminalem Organschaden eine langfristige Lebensperspektive bei guter Lebensqualität ermöglicht. Von den überwiegend jüngeren Organempfängern wird deshalb zunehmend die Frage gestellt, ob ein Zustand nach Lebertransplantation die Mutter- oder Vaterschaft mit einem kalkulierbaren Risiko zuläßt.
Patienten und Methodik: Innerhalb von 9,5 Jahren wurden in unserer Klinik 1000 Lebertransplantationen bei 911 Patienten durchgeführt. Die potentielle Möglichkeit zur Mutter- bzw. Vaterschaft bestand für 163 weibliche und 520 männliche Organempfänger. Von 14 Frauen (mittleres Alter 29 Jahre) wurden 14 Kinder geboren, sechs Schwangerschaften endeten als Abort, drei weitere bestehen gegenwärtig. Zur Vaterschaft von acht Kindern mit Konzeption nach der Transplantation bekannten sich sieben Männer (mittleres Alter 33 Jahre). Die Datenerhebung erfolgte prospektiv.
Ergebnisse: Von 14 ausgetragenen Schwangerschaften verliefen 42,9% (n = 6) ungestört. Bei 57,1% der Schwangerschaften (n = 8) stellten sich im Verlauf ein bis drei Komplikationen ein. Häufiges mütterliches Problem war mit 35,7% die Gestationshypertonie. Transplantatdysfunktionen und Gestosen wurden nicht beobachtet. 50% der Geburten erfolgten als Sectio caesarea. Frühgeburten traten bei 14,3% der Frauen auf, untergewichtig geboren (< 2500 g) wurden vier (28,6%) der Kinder. Die von sieben Männern im Mittel 44 (7-75) Monate nach der Transplantation gezeugten acht Kinder sind gegenwärtig zwischen 11 Monaten und 6 Jahre alt, gesund und normal entwickelt. Ebenfalls ohne Fehlbildungen und ohne Auffälligkeiten in der Entwicklung sind 13 von den transplantierten Frauen geborene Kinder. Eine Entwicklungsretardierung bei alkoholischer Embryopathie zeigte sich bei einem Kind als Folge eines Alkoholabusus der transplantierten Mutter während der Schwangerschaft. Alle Mütter und Väter nach Lebertransplantation befinden sich zur Zeit in einem guten Allgemeinzustand und leben mit ihren Kindern zusammen.
Folgerungen: Mutter- und Vaterschaften nach Lebertransplantation sind mit einem kalkulierbaren Risiko möglich. Bedingungen sind die bewußte Entscheidung zur Elternschaft unter Einbeziehung des Partners und der betreuenden Ärzte, eine gute körperliche Verfassung und stabile Transplantatfunktion sowie eine engmaschige interdisziplinäre Schwangerschaftsüberwachung bei transplantierten Frauen.
Abstract
Background and Objective: Liver transplantation for terminal liver failure enables patients to look forward to many years of good quality life. As a result, more and more of the often still relatively young transplant recipients enquire about the possible risks to a child procreated after transplantation.
Patients and methods: During 9.5 years (between September 1988 and April 1998) 1000 liver transplantations were performed on 911 patients (374 females, 537 males) at our hospital. The potential for parenthood existed for 163 women (aged between 16 an 46 years) and 520 men. 14 children were born of 14 women, six pregnancies ended in spontaneous abortion or miscarriage and three other women are now pregnant. Seven men reported paternity of eight children after transplantation. All data were collected prospectively.
Results: Six of the 14 births (42.9%) proceeded normally, but up to three complications developed in the other eight (57.1%). Six women (35.7%) developed hypertension during the pregnancy. There was no case of transplant dysfunction or toxaemia of pregnancy. Half the births were by caesarian section. Premature births occurred in two women (14.3%); four children were underweight (< 2500 g) at birth (28.6%). The seven men, at a mean age of 44 (7-75) months after transplantation, fathered eight children, at present aged between 11 months and 6 years, all of whom have developed normally. The 13 children of the post-transplantation mothers are also without malformation or abnormal development. One child's development is retarded due to a fetal alcohol syndrome resulting from the mother's post-transplantation alcohol abuse during pregnancy. All the parents are well at present and live with their children.
Conclusions: Both men and women can procreate at a relatively low risk to the off-spring. But for this to happen, an informed decision for parenthood must be made by the prospective parent together with her/his partner and the doctor in charge, she/he must be in good physical condition with stable transplant function, and there must be frequent interdisciplinary monitoring during any post-transplantation pregnancy.