Zusammenfassung
Grundproblematik und Fragestellung: In der deutschsprachigen Literatur gibt es kein valides Instrument zur Erfassung
postpartal auftretender depressiver Störungen. Unser Anliegen war es, die »Edinburgh
postnatal depression scale« (EPDS) in einer deutschsprachigen Übersetzung der Validierung
und Reliabilitätsprüfung zu unterziehen.
Patienten und Methodik: Zufällig ausgewählte Wöchnerinnen (n = 110) nahmen nach Beantwortung der Fragen der
EPDS an einem semistrukturierten Interview teil. Die Diagnostik einer depressiven
Störung wurde nach den Forschungskriterien für psychische Störungen der ICD-10 durchgeführt.
Die Validität der EPDS wurde der klinischen Diagnose einer Depression gegenübergestellt.
Dabei erfolgte die Berechnung von Sensitivität, Spezifität und dem positiven Vorhersagewert
bezogen auf die jeweiligen EPDS-Summenwerte. Zusätzlich wurde eine Reliabilitätsanalyse
für die EPDS angeschlossen.
Ergebnisse: Das Durchschnittsalter der Wöchnerinnen betrug 28,6 Jahre, 72 % waren verheiratet
und der Anteil an Erstgebärenden lag bei 45 %. Bei einem EPDS-Summenscore-Schwellenwert
von 9,5 wurden eine Sensitivität von 0,96, eine Spezifität von 1 und ein positiver
Vorhersagewert von ebenfalls 1 ermittelt. Die Reliabilitätsanalyse der EPDS ergab
für die »Guttmann-Split-half-Reliabilität« einen Wert von 0,82 und für den α-Koeffizienten
einen Wert von 0,81.
Folgerungen: Die deutschsprachige Fassung der EPDS mit zehn Fragen stellt ein »anwenderfreundliches«
Inventar zur Unterstützung der Diagnostik einer depressiven Störung in der Postpartalperiode
dar. Hinsichtlich Validität und Reliabilität ist das Testinstrument gut abgesichert.
Die EPDS ist sowohl als klinisches Screeninginstrument als auch für die Anwendung
im Forschungsbereich geeignet.
Abstract
Background and objective: There is no valid method in the German literature for assessing postpartum depressive
disorders. This study was undertaken to translate into German, validate and test the
reliability of the Edinburgh postnatal depression scale (EPDS).
Patients and methods: Randomly selected women after child-birth (n = 110) underwent (on the fourth postpartum
day) a semistructured interview after first having answered the translated EPDS questionnaire.
The diagnosis of depressive disorder was made according to the the criteria for psychological
disorders in the ICD-10. For validation the results of the EPDS were compared with
the clinical diagnosis of depression. The calculation of sensitivity, specificity
and positive prognostic value was related to the respective EPDS results. In addition
the EPDS data were analysed as to their reliability.
Results: The average age of the tested women was 28.6 years: 72 % were married and 45 % were
primiparae. For an EPDS total score threshold value of 9.5 the sensitivity was 0.96,
the specificity 1.0, and a positive prognostic value of 1.0. In the reliability analysis
for EPDS the Guttmann split-half reliability was 0.82 and the α-coefficient 0.81.
Conclusions: The German version of the EPDS with ten questions is an »application friendly« as
well as proven to be a valid and reliable method for supporting the diagnosis of postpartum
depressive disorder. It is suitable for both clinical and research use.