Zusammenfassung:
Fragestellung: Die venöse thromboembolische Erkrankung ist teilweise mit dem Vorliegen genetischer
Risikofaktoren verknüpft. Wie häufig diese Faktor-V-Leiden-Mutation und andere hereditäre
Risikofaktoren für venöse Thrombosen in der deutschen Bevölkerung vorkommen und in
welchem Umfang sie eine Venenthrombose voraussagen, soll an einer repräsentativen
Stichprobe bayerischer Frauen untersucht werden. Diese Arbeit beschreibt das Studienprotokoll,
den Stand der Untersuchung, gibt einen Ausblick auf zukünftige Sub-Studien, und stellt
erste Ergebnisse der historischen Kohortenanalyse dar.
Patienten und Methodik: Die Basisuntersuchung der Kohorte von 18- bis 49jährigen Frauen aus Bayern (Zufallsstichprobe
aus der Bevölkerung) wurde 1996 und 1997 durchgeführt. Ziel war es, Häufigkeit und
Voraussagewert von potentiellen Markern venöser Thrombosen in einem historisch-prospektiven
und fortlaufenden Ansatz mit jährlichem Follow-up der Kohorte zu untersuchen. Außerdem
war es geplant, diese repräsentative Kohorte junger Frauen als Grundlage für »nested«
Fall-Kontroll-Studien oder als Vergleichsgruppe für andere analytisch, epidemiologische
Studien bei jungen Frauen zur Verfügung zu haben. 1685 Frauen wurden eingeschlossen
(Responserate 61 %), wobei von 1650 Frauen komplette Angaben für diese Arbeit zur
Verfügung standen. Laborparameter wie APC-Resistenz, FVL-Mutation, Antithrombin-,
Protein-C- und -S-Mangel sowie andere Merkmale wurden bestimmt und mit den Ergebnissen
der detaillierten lebenslangen Thromboembolie-Anamnese verglichen.
Ergebnisse: Aus der Querschnittsuntersuchung kann auf eine Prävalenz der FVL-Mutation von 5,7 %
mit einem 95 % Konfidenzintervall von 4,6-6,6 % geschlossen werden. Andere genetische
Thromboembolie-Risikomarker wurden seltener als 1 % beobachtet. Aus der historischen
Kohortenanalyse wurde gefolgert, daß der Voraussagewert der FVL-Mutation für eine
venöse Thromboembolie etwa 7 % beträgt, derjenigen einer positiven Thromboembolie-Familienanamnese
(Verwandte 1. Grades) nur 3 %.
Folgerungen: Venenthrombosen kommen bei jungen Frauen Deutschlands selten vor. Eine positive Familienanamnese
ist bei Frauen unter 50 Jahren nur sehr selten mit dem Auftreten einer venösen Thromboembolie
gekoppelt, und selbst die FVL-Mutation hat nur einen geringen Voraussagewert für das
Auftreten einer venösen Thromboembolie. Das heißt für die klinische Praxis, daß ein
Screening auf die Faktor-V-Leiden-Mutation kaum begründet ist, es sei denn, es bestünde
aus anderen Gründen der Verdacht auf ein hohes Thromboembolierisiko.
Abstract:
Objective: Familiar venous thromboembolic disease (VTE) is known to be related with factor V
Leiden mutation (FVL), but also with other genetic markers. It is the objective to
investigate of the BATER-study in a representative Bavarian cohort, and to assess
whether they could predict VTE events. This paper shortly describes the study protocol,
gives an overview of planned sub-studies, and provides first results of the historic
cohort analysis.
Patients and methods: The baseline survey of the cohort study of Bavarian women aged 18-49 years (random
sample from the population) was performed in two samples in 1996 and 1997. It was
planned to estimate prevalence and predictive value of potential markers of VTE in
a historic - prospective as well as concurrent approach with annual follow-up of the
cohort. This representative cohort should build a basis for nested case-control studies
and serve as a reference group for other analytical epidemiological studies in young
women. 1685 women were ascertained (response rate 61 %), underwent an inquiry, and
provided blood samples for a blood bank; for this paper, complete data are available
from 1650 women. Laboratory parameters were measured to determine APC resistance,
FVL-mutation, anti-thrombin-, protein C and S deficiency, and were correlated to the
results of a detailed, life-time history of thrombembolic events.
Results: The prevalence of FVL mutation in the sample was 5.7 % (95 % confidence interval
4.6-6.6 %). Other genetic VTE risk markers were observed to be less frequent than
1 %. The positive predictive value (pPV) of FVL mutation for a VTE event is about
7 %, but for a positive family history of VTE (first grade relatives) 3 % only.
Conclusions: VTE events are rare in the German population of young women, even in cases of FVL
mutation. A positive family history is rarely associated with the occurrence of VTE
in women under 50 years of age, and the predictive value of FVL mutation is low. Therefore,
a screening for FVL mutation is not justified unless there is suspicion of a high
VTE risk for other reasons.