Dtsch Med Wochenschr 2005; 130(1/2): 29-30
DOI: 10.1055/s-2005-837371
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Kardiologie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Milzruptur bei Myokardinfarkt nach Gabe von GP IIb-IIIa-Antagonisten

Spleen rupture with myocardial infarction by therapy with GP IIb-IIIa-antagonistsC. Feldmann1 , H. J. Deutsch1
  • 1Medizinische Klinik I, St. Katharinen Hospital Frechen
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eingereicht: 26.7.2004

akzeptiert: 26.10.2004

Publication Date:
23 December 2004 (online)

Zusammenfassung

Anamnese und klinischer Befund: Eine 61jährige Patientin mit Myokardinfarkt wurde notfallmäßig auf die Intensivstation aufgenommen. Die bisherige Anamnese war blande, keine Medikamenteneinnahme. Die Patientin war unter konservativer Therapie mit Herapin, ASS und Clopidrogel kreislaufstabil, aber nicht beschwerdefrei.

Untersuchungen: Im EKG zeigten sich infarkttypische Veränderungen und echokardiographisch eine eingeschränkte Pumpfunktion. Die Laborparameter des Routinelabors waren unauffällig, bis auf ein Troponin I von 1,08 µg/l.

Diagnose, Therapie und Verlauf: Es wurde die Diagnose eines akuten Vorderwandinfarkts gestellt und unverzüglich eine Koronarangiographie durchgeführt. Hier zeigte sich eine koronare Zweigefäßerkrankung mit subtotaler LAD- und mittelgradiger RCA-Stenose. Die LAD-Stenose konnte primär unter Heparin und Tirofiban-Infusionen mittels Stentimplantation beseitigt werden. Im weiteren Verlauf entwickelte die Patientin ein akutes Abdomen mit Hb-Abfall von 15,2 g/l auf 6,2 g/l. Aufgrund freier Flüssigkeit im CT wurde eine Laparotomie durchgeführt, die eine Milzruptur ergab. Nach Splenektomie war der weitere Verlauf zunächst unauffällig. Am 7. Tag nach PTCA kam es zu einem erneuten Myokardinfarkt auf dem Boden einer Stentthrombose trotz kontinuierlicher Therapie mit ASS und Clopidrogel.

Folgerung: Eine spontane Milzruptur nach Myokardinfarkt ist eine seltene Entität, die allerdings eine hohe Letalität aufweist. Wurde thrombolytisch behandelt, liegt sie höher, als wenn antikoaguliert worden ist. Die Therapie der Wahl besteht in einer Splenektomie oder einer Antagonisierung der Thrombolyse. Die Milzruptur kann einen kardiogenen Schock imitieren. Daher sollte man bei lysierten oder antikoagulierten Infarktpatienten, die sich akut unter dem Bild eines Volumenmangelschocks verschlechtern, an eine spontane Milzruptur denken.

Literatur

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Dr. med. Christoph Feldmann

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