Dtsch Med Wochenschr 2004; 129(31/32): 1699
DOI: 10.1055/s-2004-829020
Leserbriefe

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Können wir uns die Fortschritte der Intensivmedizin noch leisten? - Erwiderung

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Publication Date:
23 July 2004 (online)

Für die Anmerkungen der Autoren Kalenka und Fiedler zu dem Artikel „Können wir uns die Fortschritte in der Intensivmedizin noch leisten?“ [1] möchte ich mich herzlich bedanken. Die Arbeit war explizit darauf ausgelegt, eine kritische Diskussion zu der Problematik anzuregen. Wie der Leserbrief und auch andere Stellungnahmen zeigten, scheint dies gelungen zu sein.

In ihrem Leserbrief bezweifeln die Autoren, ob die Kostenkalkulation der Therapie einer kritischen Blutung mit Hilfe von rVIIa rechtens ist. Sie führen hierzu eine (m. E. noch nicht publizierte) eigene Untersuchung an 19 Patienten mit lebensbedrohlicher Blutung an. Die Kostenkalkulation lag bei weit über 5000 Euro/pro Patient. Die Autoren geben richtigerweise Weise an, dass eine Dosisempfehlung für die Substanz bisher nicht vorliegt. Andere Autoren berichten in ihren Fallbeispielen über deutlich höhere Dosierungen verbunden mit deutlich höheren Kosten. Zweifelsohne werden die Autoren des Leserbriefes zugeben müssen, dass auch Therapieoptionen von über 5000 Euro bisherige Therapiemaßnahmen auf der Intensiv-Station bei weitem überschreiten.

Bezüglich der Therapie mit aPC zur Behandlung der Sepsis sollte nie die Wirksamkeit der Substanz diskutiert oder in Frage gestellt werden. Es war Ziel der Arbeit, zu fragen, ob derartige Therapieoptionen finanzierbar sind und wenn ja, wer sie finanzieren soll. Die Autoren führen bedankenswerterweise an, dass sich die Therapie-Möglichkeiten mit Einführung von aPC verbessert haben. Dies kann in Zukunft auch einen frühzeitigen Einsatz von aPC bei Patienten mit schwerer Sepsis bewirken. Es bleibt auch trotz dieser Erfolge die Frage der Finanzierung offen. Bekannterweise ist die Überlebenschance bei einem Auffahrunfall mit 50 km/h mit einer Limousine der Oberklasse mit allen bekannten Sicherheitsmaßnahmen deutlich höher als mit einem Kleinwagen. Trotzdem fahren wie nicht alle M....! Auch nützt es m. E. wenig, mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf die hohen Kosten anderer Fachgebiete zu zeigen, um damit die eigenen hohen Kosten zu rechtfertigen (Prinzip: „Was du kannst, kann ich schon lange“). Wenn andere Fachgebiete es erreicht haben, dass ihre teueren Therapiestrategien von den Geldgebern (oder der Gesellschaft) finanziert werden, ist es höchste Zeit, darüber nachzudenken, wie die Intensivmedizin ähnliche „Erfolge“ erzielen kann und damit eine Finanzierung auch der neuen, teueren Therapie-Optionen gesichert ist.

Den Autoren der Leserbriefe sei noch einmal für ihre konstruktiven Beiträge gedankt, die sicherlich dazu geführt haben, die Diskussion um das Thema weiter zu vertiefen.

Literatur

  • 1 Boldt J. Können wir uns die Fortschritte in der Intensivmedizin noch leisten?.  Dtsch Med Wochenschr. 2004;  129 36-40

Prof. Dr. Joachim Boldt

Klinik für Anästhesiologie und, Operative Intensivmedizin, Klinikum der Stadt Ludwigshafen

Bremserstraße 79

67063 Ludwigshafen

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