Dtsch Med Wochenschr 2004; 129(30): 1644
DOI: 10.1055/s-2004-829011
Leserbriefe

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Kurzgefasste Leitlinie zum Dyspepsie-Management -Erwiderung

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Publication Date:
21 July 2004 (online)

Die Autoren freuen sich über die Resonanz auf den Artikel durch die beiden Leserbriefe von A. Rambow und J. Bausch.

Aufgabe der Leitlinien ist es, Entscheidungshilfen in klinischen Versorgungsproblemen zu geben (Versorgungsleitlinien). Hierzu beschreiben Leitlinien einen Handlungskorridor für typische klinische Situationen. Im Falle dieser Leitlinie wurde für das Management der Dyspepsie in der Primärversorgung u. a. eine probatorische PPI-Therapie bei Patienten unter 45 Jahren für einen definierten Zeitrahmen empfohlen [1].

In Leitlinien sind die Aussagen durch objektivierbare Daten (Evidence-based Medicine) und klinische Erfahrungswerte (Evidence-based Practice) zu begründen. Die Aussage zur probatorischen PPI-Therapie basiert sowohl auf objektivierbaren Daten [2] bestverfügbarer Evidenz als auch auf durch die primärversorgenden Autoren eingebrachte Erfahrung. Diese Daten belegen eine Überlegenheit der PPI gegenüber anderen Pharmakotherapien der Dyspepsie.

Das Problem des off-label-use ist bekannt. Viele Therapien insbesondere im onkologischen Bereich wäre ohne off-label-use von Medikamenten jedoch nicht denkbar und würde zu einer Fehlversorgung führen. Bei einem Regressanspruch dienen „evidence-based“ Leitlinien der Abwehr ungerechtfertigter Forderungen. Bei der probatorischen PPI-Therapie sprechen zusätzlich Argumente der Kosten-Nutzen Betrachtung [3] sowie der Kostenminimierung [4] in der hausärztlichen Versorgung für eine probatorische, zeitlich begrenzte PPI-Therapie im Management der Dyspepsie-Patienten. In allen Fällen war die probatorische PPI-Therapie bei Patienten unter 45 Jahren am günstigsten. Alternative Therapieverfahren sind in unserer Leitlinie nicht ausgeschlossen, aber als „second line“-Verfahren vorgesehen.

Da sich in der Regel nur die Dyspepsiepatienten mit einem gravierenden Krankheitsgefühl zum Arzt begeben (Selektionsbias), halten wir eine ärztliche Empfehlung zur Selbstmedikation nicht für angebracht. Auf diese Weise werden zusätzliche Kosten durch wiederholte, ggf. unnötige Arztbesuche generiert, die eine durch Selbstmedikation evt. erreichte Kosteneinsparung zunichte macht.

Sowohl der verantwortliche Autor als auch die Co-Autoren sehen die Erklärung zu „conflict of interests“ als eine ärztliche Ehrenverpflichtung an, deren Wahrheitsgehalt nicht in Zweifel zu ziehen ist.

Literatur

  • 1 Birkner B, Hotz J, Labenz J. et al . Kurzgefasste Leitlinien zum Dyspepsie-Management.  Dtsch Med Wochenschr. 2004;  129 1032-1034
  • 2 Delany B C, Moayyedi P, Forman D. Initial management strategies for dyspepsia (Cochrane Review). Issue 2 The Cochrane Library 2004
  • 3 Spiegel B MR. et al . Dyspepsia management in primary care.  Gastroenterology. 2002;  122 1270
  • 4 Ladabaum U. et al . Reappraisal of non-invasive management strategies for uninvestigated dyspepsia.  Aliment Pharmacol Ther. 2002;  16 1491-1501

Dr. B. Birkner

Internist, Gastroenterologie (FEBG), med. Informatik, Gastroenterologische Gemeinschaftspraxis

Einsteinstraße 1

81675 München