Dtsch Med Wochenschr 2004; 129(7): 332
DOI: 10.1055/s-2004-818796
Leserbriefe

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Kann ein Patient nach Herzinfarkt schwer körperlich arbeiten? Erwiderung

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Publication Date:
05 February 2004 (online)

Unser Artikel [1] hat Resonanz hervorgerufen. In mehreren Einwänden wird darauf hingewiesen, dass eine Rehabilitation nicht erwähnt wurde.

In der Tat wird nach Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie der multidisziplinären Rehabilitation eine besondere Bedeutung zugesprochen. Die Durchführung der Rehabilitation wird empfohlen nach akutem ST-Hebungsinfarkt (STEMI), nach aortokoronarer Bypass-Operation (ACB) und in ausgewählten Fällen nach Nicht-ST-Hebungsinfarkt (NSTEMI) und elektiver perkutanter Koronarintervention (PCI). Bei STEMI und nach ACB verbessern multidisziplinäre Rehabilitationsprogramme die Langzeitprognose durch Senkung der Letalität. Die Risikokonstellation, die körperliche Leistungsfähigkeit und die Lebensqualität werden verbessert. Der Wert einer Rehabilitation nach NSTEMI und nach PCI ist bislang nicht erwiesen.

Wenn man sich Titel und Einleitung unseres Artikels durchliest, wird man feststellen, dass nach dem Wert einer Rehabilitationsmaßnahme gar nicht gefragt wurde, sondern vielmehr danach, ob und ab wann ein Patient nach Myokardinfarkt wieder schwer körperlich arbeiten kann. Bislang liegen keine Studiendaten darüber vor, dass eine längere Immobilisation (> 24 h) nach Myokardinfarkt vorteilhaft wäre. Im Gegenteil, sie wird nach den ACC/AHA-Richtlinien als nicht sinnvoll oder wirksam, in Einzelfällen sogar als schädlich angesehen (Empfehlung der Klasse III). Die 1. Phase der Mobilisation findet bereits als Frühmobilisation noch im Akutkrankenhaus, z.T. bereits auf Intensivstation statt. Weitere Stufen erfolgen im Rahmen der sich anschließenden, auch ambulant möglichen AHB.

Nicht selten wollen Patienten recht früh wieder ihrer beruflichen Tätigkeit nachgehen. Bei unkompliziertem Infarktverlauf, unauffälligem Belastungs-EKG und optimaler Betreuung im niedergelassenen Bereich ist dem nichts entgegenzusetzen. Hier sollte aus prognostischer Sicht vor allem sekundärpräventiven Maßnahmen Bedeutung zukommen, wobei die medikamentöse Therapie des Bluthochdrucks erfahrungsgemäß bei entsprechender Compliance noch die geringsten Schwierigkeiten bereitet. Viel aufwendiger ist die Aufklärungsarbeit hinsichtlich einer gesamten Lebensumstellung in Bezug auf körperliche Bewegung, Änderung der Ernährungsgewohnheiten und Stressabbau. AHB-Kliniken können hier nur eine Vorarbeit leisten. Viel wichtiger ist jedoch das dauerhafte Umsetzen der erlernten neuen Verhaltensweisen im häuslichen sozialen Umfeld. Unserer Meinung nach sollten daher bei unkompliziertem Infarktverlauf Rehabilitationsmaßnahmen ambulant in Zusammenarbeit mit den Angehörigen erfolgen.

Literatur

  • 1 Leschke M, Klimek W. Kann ein Patient nach Herzinfarkt schwer körperlich arbeiten?.  Dtsch Med Wochenschr. 2003;  128 2093-2094

Prof. Dr. med. M. Leschke
Dr. med. Waldemar Klimek

Klinik für Innere Medizin, Fachbereich Kardiologie, Städtische Kliniken Essen

Hirschlandstraße 97

73730 Esslingen