psychoneuro 2003; 29(4): 165-168
DOI: 10.1055/s-2003-39183
Schwerpunkt

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Schizophrene Störungen - Suche nach genetischen Ursachen

Sibylle G. Schwab1 , Dieter B. Wildenauer1
  • 1Psychiatrische Klinik der Universität Bonn
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Publication Date:
09 May 2003 (online)

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Zusammenfassung

Die Vererbbarkeit von schizophrenen Erkrankungen ist seit Emil Kraepelin bekannt und durch Familien- und Zwillingsstudien belegt. Fortschritte bei der Entwicklung von molekulargenetischen Methoden ermöglichen heute die Erforschung von Krankheitsursachen, auch wenn, wie bei den schizophrenen Störungen, nur wenig über die Pathophysiologie der Erkrankung bekannt ist. Der Beitrag gibt eine kurze Einführung in die Grundlagen dieser Arbeiten und stellt die vorläufigen Ergebnisse der weltweiten Suche nach den genetischen Ursachen der schizophrenen Erkrankungen vor.

Summary

Heritability of schizophenic disorders is well known since Emil Kraepelin and well established by family- and twin studies. Progress in development of methods in molecular genetics have made it possible today to search for causes of a disease even if little is known about the pathophysiology of the illness. The intention of this review is to give a short introduction into the scientific foundations of this work as well as to stress preliminary results of the worldwide search for genetic causes of schizophrenia.

Literatur

Glossar

Suszeptibilitätsgene (=Risikogene)

Gene, die zwar zur Krankheitsentstehung beitragen, d.h. das Risiko zu erkranken erhöhen, allein jedoch nicht kausal sind.

Kandidatengene

Gene, die für möglicherweise krankheitsrelevante Proteine (Rezeptoren, Enzyme, etc.) kodieren, z.B. Gene für Dopaminrezeptoren bei Schizophrenie.

Kopplung

Zwei beliebige Genorte auf einem Chromosom haben eine Wahrscheinlichkeit von 50 % während der Meiose durch Rekombination getrennt zu werden. Je näher die beiden Genorte zusammenliegen, desto geringer wird diese Wahrscheinlichkeit (= die Genorte sind gekoppelt). Bei der Kopplungsanalyse wird die Kopplung eines Genorts, von dem die Lokalisation bekannt ist (Marker) mit dem Krankheitsgenort, bei dem die Lokalisation unbekannt ist, untersucht. Dadurch kann Aufschluss über die chromosomale Position des Krankeitsgenorts erhalten werden.

Lod score (= Logarithm of the odds score)

ein Wahrscheinlichkeitsmaß, das die Stärke der Kopplung zwischen zwei Genorten angibt. Ein Lod score von >3 wird als Hinweis für Kopplung, ein Lod score von -2 als Ausschluss für Kopplung angesehen.

(Genetische) Assoziation

Ein Genort bzw. eine Variante des Genorts ist mit der Erkrankung assoziiert, wenn er (sie) häufiger in einer Stichprobe von Erkrankten als in einer Stichprobe von nichterkrankten Kontrollpersonen nachgewiesen wird.

Monogen

Eine Erkrankung wird durch ein einziges Gen bzw. eine Variante des Gens verursacht.

Oligo-, polygen

Eine Erkrankung wird durch wenige (oligogen) oder viele Gene (polygen), die additiv oder interaktiv wirken können, verursacht.

Multifaktoriell

Eine Bezeichnung für Erkrankungen mit nachweisbarem genetischen Hintergrund und zusätzlicher Beteiligung von nichtgenetischen Faktoren (Umwelteinflüssen).

Genom

Die Gesamtheit des genetischen Materials (Erbsubstanz) einer Spezies, beim Menschen repräsentiert durch die Chromosomen im Zellkern.

Korrespondenzadresse:

Sibylle G. Schwab
Dieter B. Wildenauer

Molekulargenetisches Labor der Psychiatrischen Klinik

Universität Bonn

Wilhelmstrasse 31

53111 Bonn

Email: sibylle.schwab@ukb.uni-bonn.de

Email: dieter.wildenauer@ukb.uni-bonn.de