Dtsch Med Wochenschr 2003; 128(10): 500-502
DOI: 10.1055/s-2003-37623
CME
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Therapie der Hyperthyreose

Therapy of hyperthyroidismP.-M Schumm-Draeger1 , O.-A Müller2
  • 13. Medizinische Abteilung, Endokrinologie, Diabetologie und Angiologie, Städtisches Krankenhaus München-Bogenhausen
  • 22. Medizinische Abteilung, Rotkreuzkrankenhaus München
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Publication History

eingereicht: 20.1.2003

akzeptiert: 24.2.2003

Publication Date:
06 March 2003 (online)

Zur Therapie der Hyperthyreose stehen drei seit vielen Jahren etablierte Verfahren, die konservative thyreostatische Therapie, die Schilddrüsenoperation sowie die 131-Radiojod-Therapie zur Verfügung. Alternativ ist in individuellen Fällen die lokale Alkoholinstillation autonomer Adenome zu erwägen. Eine eindeutige Indikation zur Therapie der Schilddrüsenautonomie besteht dann, wenn eine subklinische bzw. manifeste Hyperthyreose und klinische Symptome vorliegen. Die Schilddrüsenautonomie bei euthyreoter Stoffwechsellage ohne klinische Symptome kann ohne Therapie beobachtet werden. Individuell ist eine „prophylaktische” Therapie zu diskutieren.

Grundsätzlich ist eine Behandlung der Schilddrüsenautonomie anzustreben, da es keine spontanen Remissionen der Erkrankung gibt. Somit sollen definitive Behandlungsverfahren wie die Operation oder 131-Radiojod-Therapie eingesetzt werden. Eine thyreostatische Therapie sollte bei der Schilddrüsenautonomie nur zur Überbrückung der Zeitspanne bis zu einem definitiven Therapieverfahren eingesetzt werden.

Differentialtherapeutisch sollten Patienten mit sehr großen Strumen, mechanischen Komplikationen oder dem zusätzlichen Nachweis minderspeichernder „kalter“ Schilddrüsenknoten und immer dann wenn ein Malignomverdacht besteht, der Schilddrüsenoperation zugeführt werden. Die Indikation zur 131-Radio-Jod-Therapie ist generell bei unifokaler sowie auch multifokaler Autonomie gegeben, falls nicht die zuvor genannten Befunde eher für eine Schilddrüsenoperation sprechen. Ziel beider Therapieverfahren ist es, die Hyperthyreose bzw. Grenzwerthyperthyreose durch autonome Schilddrüsenbezirke vollständig zu eliminieren und eine stabile euthyreote Stoff-wechsellage zu gewährleisten.

Von wesentlicher Bedeutung für einen anhaltenden Behandlungserfolg ist es, eine suffiziente Strumarezidivprophylaxe mit einer ausreichenden täglichen Jodzufuhr zu gewährleisten. Wie aktuelle Daten zeigen ist die Rezidivprophylaxe noch effektiver durch eine kombinierte Gabe von Jod und Schilddrüsenhormon [5]. Mindestens einmal jährlich - nach Therapie zunächst häufiger - sollten die Schilddrüsenfunktionswerte und vor allem eine sonographische Untersuchung der Schilddrüse in der Nachsorge nach Behandlung der Schilddrüsenautonomie durchgeführt werden.

Therapie im höheren Lebensalter

Im Hinblick auf eine sinnvolle Therapie von Schilddrüsenerkrankungen im höheren Lebensalter ist zusammenzufassen, dass eine hyperthyreote Stoffwechsellage (subklinisch oder manifest) beim älteren Menschen, wenn es keine zwingenden Gründe für eine Schilddrüsenoperation gibt, mit einer 131-Radiojod-Therapie behandelt werden sollte. Verbieten sich diese Behandlungsmaßnahmen, kann beim älteren Menschen mit Schilddrüsenautonomie und Hyperthyreose eine thyreostatische Behandlung zur Stabilisierung der Schilddrüsenfunktion auch längerfristig überlegt werden. Im Hinblick auf die Gefahr einer Jodkontamination (z. B. durch Kontrastmittel im Rahmen von Koronarangiographie, Computertomographie usw., durch antiarrhythmische Therapie mit Amiodaron) ist - wenn möglich - eine sorgfältige Überprüfung der Schilddrüsenfunktion vor derartigen diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen durchzuführen, um die Exazerbation einer bestehenden Hyperthyreose effektiv zu verhindern. Schwere jodinduzierte Hyperthyreosen sind unter medikamentösen Maßnahmen häufig nicht bzw. nicht schnell genug zu stabilisieren und zumeist nur durch eine frühzeitige, trotz schwerer Hyperthyreose durchgeführte Schilddrüsenoperation in den Griff zu bekommen.

Die besondere Bedeutung auch subklinischer Schilddrüsenfunktionsstörungen für die Befindlichkeit und Risikoabschätzung gerades des älteren häufig multimorbiden Patienten ist von großer Bedeutung. In neuen klinischen Studien bei über 60-jährigen Patienten wurde für die subklinische Hyperthyreose eindeutig nachgewiesen, dass die Mortalität insbesondere durch kardiovaskuläre Erkrankungen signifikant erhöht ist [3]. Folglich müssen subklinische Funktionsstörungen gerade bei älteren Patienten rechtzeitig erkannt und immer behandelt werden.

kurzgefasst: Therapie der Wahl bei Schilddrüsenautonomie ist die definitive Ausschaltung durch eine Radiojod-Therapie oder Schilddrüsenoperation.

Literatur

  • 1 Hashizume K, Ichikawa K, Sakurai A, Suzuki S, Takeda T, Kobayashi M, Miyamoto T, Ara M, Nagasawa T. Administration of thyroxine in treated GravesŽDisease. Effects on the level of antibodies to thyroid-stimulating receptors and on the risk of recurrence of hyperthyroidism.  N Engl J Med. 1991;  324 947-953
  • 2 Parle J V, Maisonneuve P, Sheppard M C, Boyle P, Franklyn J A. Prediction of all-cause and cardiovascular mortality in elderly people from one low serum thyrotropin result: a 10-year cohort study.  Lancet. 2001;  358 861-865
  • 3 Quadbeck B, Hörmann R, Janssen O E, Mann K. Medikamentöse Behandlung der Immunhyperthyreose (Typ Morbus Basedow): Patientenselektion, Langzeitverlauf und Rezidivprophylaxe.  Internist. 2003;  im Druck
  • 4 Schumm-Draeger P -M. Hyperthyreose Typ Morbus Basedow - Medikamentöse Therapie.  ZaeFQ. 1999;  93 41-45
  • 5 Schumm-Draeger P -M, Caspar-Bell G, Weitz B, Encke A, Usadel K H. Optimierte post-operative Struma-Rezidivprophylaxe mit Schilddrüsenhormon und Jodid.  Internist. 2003;  im Druck

Prof. Dr. med. Petra-Maria Schumm-Draeger

Städtisches Krankenhaus München-Bogenhausen, 3. Med. Abteilung Endokrinologie, Diabetologie und Angiologie

Englschalkinger Straße 77

81925 München

Email: Schumm-Draeger@extern.lrz-muenchen.de