Dtsch Med Wochenschr 2002; 127(5): 210-213
DOI: 10.1055/s-2002-19907
CME
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Hyperurikämie und Gicht-Therapie

Hyperuricemia and Gout - TreatmentWolfgang Gröbner1 , Ingeborg Walter-Sack2
  • 1Innere Abteilung, Kreisklinik Balingen, Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Tübingen
  • 2Universitätsklinikum Heidelberg, Medizinische Klinik und Poliklinik, Abteilung Innere Medizin VI, Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie (Ärztl. Direktor: Prof. Dr. W. E. Haefeli)
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Manuskript-Eingang: 26. September 2001

Annahme nach Revision: 8. Januar 2002

Publication Date:
31 January 2002 (online)

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Die Therapie der Hyperurikämie und ihrer klinischen Komplikationen strebt eine dauerhafte Senkung des Harnsäurebestandes des Körpers an. Ziel der Behandlung ist eine Senkung der Serumharnsäurekonzentration auf einen Wert von 5,0 bis 5,5 mg/dl, da in diesem Bereich das Risiko des Auftretens von Gichtanfällen sehr gering ist. Neben diätetischen Maßnahmen als Basistherapie stehen hierzu Arzneimittel zur Verfügung, die entweder die Harnsäurebildung hemmen (Urikostatika) oder die Harnsäureausscheidung erhöhen (Urikosurika [5] [12] ). Auch eine fixe Arzneimittelkombination aus dem Urikostatikum Allopurinol und dem Urikosurikum Benzbromaron steht zur Verfügung [Tab. 1] [10]. Da zu Beginn einer medikamentösen harnsäuresenkenden Therapie Gichtanfälle auftreten können, sollte ca. 3 Monate lang eine Colchicinprophylaxe mit 0,5-3 x 0,5 mg/die durchgeführt werden.

Bei einer asymptomatischen Hyperurikämie (ohne erhöhte renale Harnsäureausscheidung) bis etwa 9 - 10  mg/dl sind zunächst nur Ernährungsempfehlungen angebracht. Erst bei Serumharnsäurewerten über 9 - 10 mg/dl oder bei Vorliegen von klinischen Komplikationen einer Hyperurikämie (z. B. Gichtanfälle, Nephrolithiasis) besteht die Indikation für zusätzliche medikamentöse Maßnahmen. Eine konsequent eingehaltene Ernährungstherapie macht eine Arzneimitteltherapie entweder überflüssig oder führt zur Einsparung von Arzneimitteln.

Bei sekundären Hyperurikämien steht die Behandlung der Grundkrankheit im Vordergrund. Bei der Diuretika-induzierten Hyperurikämie ist eine Therapie meist nicht notwendig. Tritt unter Cyclosporin eine therapiebedürftige Hyperurikämie auf, so empfiehlt sich meist der Einsatz von Benzbromaron, da häufig eine Begleittherapie mit Azathioprin erfolgt (siehe S.211). Bei der Zytostatika-induzierten Hyperurikämie stellt Allopurinol das Mittel der Wahl dar, wobei zur Prophylaxe einer akuten Harnsäurenephropathie die Allopurinolgabe bereits 2 Tage vor Beginn der zytostatischen Therapie eingeleitet werden sollte.

kurzgefasst: Die Therapie der Hyperurikämie und ihrer klinischen Komplikationen strebt eine dauerhafte Senkung des Harnsäurebestandes des Körpers mit einer Senkung der Serumharnsäurekonzentration auf einen Wert von 5,0-5,5 mg/dl an. Grundlage der Behandlung sind ernährungstherapeutische Maßnahmen. Die Indikation für eine medikamentöse Behandlung Arzneimittel-induzierter Hyperurikämien muss sehr restriktiv gestellt werden.

Literatur

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Korrespondenz

Prof. Dr. med. Wolfgang Gröbner

Chefarzt der Inneren Abteilung, Kreisklinik Balingen, Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Tübingen

Tübinger Straße 30

72336 Balingen

Email: Innere.kkbl@kreiskliniken-zollernalb.de