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DOI: 10.1055/s-2000-7224
Zur Diskussion um nosokomiale Hepatitis C-Übertragungen durch infiziertes medizinisches Personal
Publication History
Publication Date:
31 December 2000 (online)

Schon bald, nachdem man 1989 das Hepatitis C-Virus (HCV) entdeckt und als Erreger der überwiegenden Mehrzahl der zuvor als Hepatitis non-A non-B bezeichneten Erkrankungen erkannt hatte ([18]), wurden auch die ersten Fälle berufsbedingter HCV-Infektionen beschrieben ([11]). Der umgekehrte Weg einer möglichen HCV-Übertragung vom infizierten medizinischen Personal auf den Patienten hat bislang weit weniger Beachtung gefunden als die Gefahr der berufsbedingten HCV-Infektion, doch werden sich hier zu Lande die zuständigen Gesundheitsbehörden dieses Problems zunehmend mehr bewusst, wie entsprechende an uns gerichtete Fragen immer wieder zeigen.
Bis heute sind nur zwei Fälle bekannt geworden, in denen HCV-infizierte Krankenhausmitarbeiter nachweislich den Erreger auf Patienten übertragen haben: Der erste ereignete sich in einem Londoner Hospital. Dort war ein Patient nach einem thoraxchirurgischen Eingriff an einer akuten Hepatitis C erkrankt, und ein HCV-positiver Chirurg konnte als Infektionsquelle ausgemacht werden ([5]). Der zweite Fall betraf einen hoch virämischen spanischen Thorax-Chirurgen, der in der Zeit von 1988-1993 fünf seiner Patienten während Herzklappenoperationen mit HCV infiziert hatte ([7]). Das Risiko einer nosokomialen HCV-Übertragung durch infektiöses medizinisches Personal scheint also eher gering zu sein. Diesen Schluss legt auch die Tatsache nahe, dass man wegen der durchschnittlich niedrigeren Virämie für HCV im Vergleich zu HBV eine weit geringere Infektiosität veranschlagen muss und daher das von HCV-Positiven ausgehende Infektionsrisiko erheblich unter den Vergleichswerten für chronische HBV-Träger liegt ([4],[ 20]). Unter heutigen Bedingungen dürfte eine nosokomiale HCV-Übertragung zudem auf Ärztinnen und Ärzte beschränkt sein, die invasive Eingriffe am Patienten vornehmen ([10]). Da allerdings die HCV-Infektion meist nur unspezifische Symptome hervorruft und überwiegend anikterisch verläuft ([18]), ist nicht gänzlich auszuschließen, dass HCV-positive operativ tätige Mitarbeiter im Gesundheitswesen häufiger als bisher festgestellt nosokomiale Infektionen verursacht haben. Die gegenwärtige Diskussion um mögliche HCV-Übertragungen durch medizinisches Personal ist daher bei allen Beteiligten gekennzeichnet durch eine erhebliche Verunsicherung darüber, welches Risiko für den Patienten tatsächlich von HCV-infizierten, virämischen Mitarbeitern ausgeht, die an einem invasiven Eingriff beteiligt sind. Nicht erst die jüngsten Vorkommnisse im Aachener Universitätsklinikum, wo ein Thorax-Chirurg wahrscheinlich 13 seiner Patienten mit dem Hepatitis-B-Virus infiziert hat ([14]), machen deutlich, dass in diesem Zusammenhang auch die kontrovers beurteilte Frage eventueller Tätigkeitsbeschränkungen für HCV-infizierte Mitarbeiter im Gesundheitswesen zu klären ist. Das wird nur auf der Grundlage eines breiten Konsenses und unter Berücksichtigung der legitimen Interessen von Patienten, HCV-infiziertem medizinischem Personal, Klinikleitungen und anderen Institutionen des Gesundheitswesens möglich sein. Die nachfolgenden Überlegungen versuchen, hierzu einen Beitrag zu leisten. Sie verstehen sich ausdrücklich nicht als normativ, sondern vielmehr als Vorschläge und Anregungen zu einer notwendigen Diskussion, die dann in entsprechenden Empfehlungen ihren Niederschlag finden sollte.
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Korrespondenz
Dr. R. Stefan Roß
Institut
für Virologie Universitätsklinikum
Essen
Hufelandstraße 55
45122 Essen
Phone: 0201/7233561
Fax: 0201/7235929
Email: stefan.ross@uni-essen.de