Dtsch Med Wochenschr 2000; 125(28/29): 888
DOI: 10.1055/s-2000-7035
Leserbrief
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Operative Strategien zur Behandlung der chronischen Mitralinsuffizienz

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Publication Date:
28 April 2004 (online)

 

Die Arbeit von Kühl und Mitarbeitern ([1]) über die chronische Mitralinsuffizienz und deren echokardiographische Beurteilung stellt eine ausgezeichnete Übersicht zu diesem Thema dar. Wenngleich die grundsätzliche Darstellung über die Auswahl entsprechender operativer Therapieverfahren in Abhängigkeit von der Ätiologie des zugrundeliegenden Klappenvitiums durchaus nachvollziehbar ist, so hat sich in den letzten Jahren doch ein wesentlicher Wandel in der Beurteilung der Auswahlkriterien zur Entscheidung über die Durchführung einer klappenerhaltenden Operation bzw. eines Klappenersatzes vollzogen.

Naturgemäß ist die technische Durchführbarkeit eines klappenrekonstruktiven Eingriffes in erster Linie von der Ausdehnung und Lokalisation der zugrundeliegenden Pathologie abhängig. Ebenso wie im Einzelfalle ischämisch bedingte chronische Mitralinsuffizienzen erhebliche technische Schwierigkeiten bei der Klappenrekonstruktion darstellen können und in einer nicht unerheblichen Frequenz doch einen Klappenersatz erforderlich machen, so ist bei rheumatischen und postendokarditischen Vitien in einer Vielzahl der Fälle ein klappenrekonstruktiver Eingriff möglich ([3]). Wir haben an unserer Institution zwischen 1990 und Oktober 1999 insgesamt 31 Patienten mit postrheumatischen und 64 Patienten mit postendokarditischen chronischen Mitralklappenvitien klappenerhaltend und mit exzellenten Kurz- und Langzeitresultaten (90 % ereignisfreies Überleben nach 5 Jahren) operiert, die auf Grund der präoperativen echokardiographischen Evaluierung zur Durchführung eines Klappenersatzes an unsere chirurgische Abteilung zugewiesen wurden. Dies entsprach immerhin einem Anteil von 7,5 % bei den postrheumatischen und 22 % bei den postendokarditischen Mitralklappenvitien ([4]).

Zumal Patienten, bei denen die native Klappe erhalten bzw. rekonstruiert werden kann, eine bessere Prognose im Langzeitverlauf aufweisen als jene Patienten, die einen Klappenersatz erhalten müssen ([2]), ist in jedem Fall primär, wenn immer möglich, eine klappenerhaltende Operation anzustreben. Unserer Erfahrung nach sind die Operationsstrategie und vor allem die Erfahrung des Operateurs (neben der zugrundeliegenden Klappenpathologie) die wesentlichsten Determinanten für die erfolgreiche Durchführung einer Klappenrekonstruktion. Wir empfehlen somit ein individualisiertes Vorgehen in enger Kooperation zwischen Kardiologen und Kardiochirurgen, wobei jeweils im Einzelfall über die technische Durchführbarkeit eines klappenrekonstruktiven Eingriffs unabhängig von der zugrundeliegenden Ätiologie zu entscheiden ist. 28/29

Literatur

  • 1 Kühl H P, Franke A, Hoffmann R, Hanrath P. Stellenwert der Echokardiographie zur Beurteilung der chronischen Mitralinsuffizienz.  Dtsch med Wschr. 1999;  124 1281-1289
  • 2 Lee E M, Shapiro L M, Wells F C. Superiority of mitral valve repair in surgery for degenerative mitral regurgitation.  Eur Heart. 1997;  18 655-663
  • 3 Ng C -K, Nesser J, Punzengruber C, Auer J, Pachinger O, Hartl P, Franke H. Mitral valve emergencies and efficacious repair.  Circulation (Suppl I). 1999;  100 95
  • 4 Ng C -K, Punzengruber C, Pachinger O, Nesser J, Auer J, Franke H, Hartl P. Valve repair in mitral regurgitation complicated by severe annulus calcification. Ann Thor Surg.  2000; in press.; 

Dr. J. Auer

Abteilung für Innere Medizin II mit Kardiologie und Internistischer Intensivmedizin

Dr. C.-K. Ng

Abteilung für Chirurgie I (Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie) Allgemeines Öffentliches Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Kreuz

Grieskirchner Straße 42

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