Zusammenfassung
Gegenstand der vorgestellten Studie war es, Zusammenhänge zwischen den Aussagewerten
unterschiedlicher, interdisziplinär erhobener Befunde im Rahmen der Diagnostik bei
auditiven Verarbeitungsstörungen zu analysieren. Es wurden 49 Kinder im Alter von
5 - 14 Jahren unter der Verdachtsdiagnose einer auditiven Verarbeitungsstörung untersucht,
wobei 16 Kinder geringe periphere Hörbeeinträchtigungen aufwiesen. Die zentrale Hördiagnostik
umfasste ausgewählte Testbatterien zur „Subjektiven Audiometrie”, zur „Elektrophysiologischen
Hördiagnostik” und zur „Sprach- und gedächtnisbezogenen Diagnostik”. Die Auswertung
der durchgeführten Einzeltestungen innerhalb der genannten Testbatterien erbrachte
keine statistisch nachweisbaren Unterschiede zwischen den Kindern mit normalem und
gering beeinträchtigtem peripheren Gehör. Die Auswertung der Untersuchungsergebnisse
des Gesamtkollektivs haben ergeben, dass 32 von 49 Kindern pathologische Befunde in
allen Testbatterien aufwiesen und somit das Vollbild einer auditiven Verarbeitungsstörung
zeigten, während bei 15 Kindern pathologische Befunde in jeweils 2 unterschiedlichen
Testbatterien nachweisbar waren. Bei 2 Kindern fanden sich pathologische Befunde nur
in der dritten Testbatterie. Die Auswertungen ergaben weiterhin, dass die subjektiv
audiometrischen und die elektrophysiologischen Ergebnisse übereinstimmende Verteilungsmuster
hinsichtlich der Häufigkeiten pathologischer Befunde aufwiesen, wobei sich 0 - 60
% Anteile pathologischer Befunde ergaben. Demgegenüber erbrachte die sprach- und gedächtnisbezogene
Diagnostik eine Häufung pathologischer Befunde von 60 - 100 %. Resultierend aus diesen
Ergebnissen wäre eine evtl. Modifikation dieser Testbatterie zur Optimierung der Gesamtdiagnostik
zu diskutieren.
It was the object of this study to analyze the background of the predictive values
of different, interdisciplinary determined results in context of the diagnostics of
central auditory processing disorders. In respect of a central auditory processing
disorder, 49 children in the age of 5 up to 14 years were examined. 33 of these children
showed no, 16 of them showed some peripheral hearing disturbations. The central auditory
diagnostic inventory consisted of selected test batteries of „subjective audiometry”,
„electrophysiological hearing diagnostics” and „speech- and memory related diagnostics”.
The analysis of the subtests which were carried out within the mentioned test batteries
showed no statistically significant differences between the children with normal and
those with somewhat disturbed peripheral hearing function. During the analysis of
all examined children it was obvious that 32 out of 49 children showed pathological
findings in all of the three different test batteries as a result of the existing
central auditory processing disorder. 15 children developed pathological results in
2 of the 3 different test batteries, while 2 children showed pathological results
exclusively in the third test battery. During the additional statistical analysis
of the overall collective it was obvious that the results of the subjective audiometry
and the results of the electrophysiological examinations developed similar distribution
pattern in respect of the number of pathological findings as far as both results showed
portions of 0 up to 60 % pathological findings. In contrast, the speech and memory
related diagnostics revealed an increasing proportion of 60 up to 100 % pathological
findings. As a consequence of these results, a modification of this latter test battery
may be discussed to optimize the significance of the total interdisciplinary inventory
to diagnose central auditory processing disorders.
Schlüsselwörter
Auditive Verarbeitungsstörung - zentral-auditive Wahrnehmungsstörung - subjektive
Audiometrie - BERA - CERA - sprach- und gedächtnisbezogene Diagnostik - interdisziplinär
Key words
Central auditory processing disorder - CAPD - auditory perception disorder - subjective
audiometry - FAEP - SAEP - speech and memory related diagnostics - interdisciplinary
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Pauwelsstr. 30
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eMail: cneuschaefer@post.klinikum.rwth-aachen.de