Zusammenfassung
Hintergrund: Phoniatrie und Pädaudiologie ist das medizinische Fachgebiet zur Diagnostik, Therapie,
Prävention und Rehabilitation von Kommunikationsstörungen. Die aktuelle Literatur
belegt auch die herausragende sozialmedizinische und sozioökonomische Bedeutung des
Faches [1 ]. So erscheint es folgerichtig, dass das frühere „Teilgebiet” der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde
seit der Novelle der Ärztlichen Weiterbildungsordnung von 1993 eigenständig wurde.
Das Fach ist in der aktuellen Approbationsordnung für Ärzte noch nicht aufgeführt,
seine Unterrichtsinhalte werden derzeit zumeist im Rahmen der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde
vermittelt. Als Teil des Qualitätsmanagements der berichtenden Abteilung wurde der
Studentenunterricht im Rahmen des Praktikums der HNO-Heilkunde im Wintersemester 1998/99
mit einem Fragebogen evaluiert. Aus den Ergebnissen sollten sich umsetzbare Optimierungsmöglichkeiten
der Lehre ergeben.
Methode: Die Fragen waren auf einem einseitigen DIN-A4-Bogen abgedruckt. Neben Angaben zur
Person (Geschlecht, Alter, Semester) zielten 15 Fragen auf die Frequenz der Praktikumstermine,
die jeweilige Dauer, die Gruppengröße und auf konkrete Kritikpunkte und Wünsche zum
Ausbildungsangebot. An 6 Terminen à 45 Minuten Dauer in unterschiedlichen Studentengruppen
mit jeweils etwa 15 Teilnehmern insgesamt 92 Bogen verteilt.
Ergebnisse: Es standen 88 Bogen zur Auswertung zur Verfügung, die Rücklaufquote war 96 %. Die
meisten Studenten bevorzugten ein einmaliges phoniatrisch-pädaudiologisches Praktikum
von 45 Minuten Dauer. 56 gegenüber 31 Studenten wünschten eine dem Praktikum vorausgehende
theoretische Veranstaltung, 53 gegenüber 32 befürworteten die Lehre phoniatrisch-pädaudiologischer
Inhalte auch bereits im 1. Klinischen Studienabschnitt, hingegen nur 34 gegenüber
53 die stärkere Berücksichtigung der Grundlagen im Vorklinischen Studium. Die Frage
zur Vermittlung examensrelevanter Kenntnisse durch die Demonstration von „Stimmpatienten”
wurde nur tendenziell zustimmend beantwortet, die das gesamte Praktikum beschließende
Klausur wurde nicht als sinnvoll für die Examensvorbereitung angesehen. Das Angebot
eines weiterführenden Seminars zu ausgewählten Themen der Phoniatrie-Pädaudiologie
wurde abgelehnt. Die anderen Fragen wurden in dem Sinne „positiv” beantwortet, als
sie die jeweilige Unterrichtsstunde lobten und die Vermittlung spezifischer phoniatrisch-pädaudiologischer
Kenntnisse befürworteten.
Schlussfolgerung: Die hohe Rücklaufquote lässt auf ein repräsentatives Ergebnis schließen. Sie belegt
die Würdigung des Bemühens um eine Verbesserung der Lehre. Die detaillierte Analyse
des Fragebogens führt zu konkreten Veränderungen der Ausbildung mit zusätzlichen Themenschwerpunkten
im Gruppenunterricht sowie mit der stärkeren Berücksichtigung phoniatrisch-pädaudiologischer
Themen im vorklinischen Studium und im 1. klinischen Studienabschnitt. Die diskutierte
Reform des Medizinstudiums u. a. mit altersgruppen- und/oder symptombezogenem Unterricht
eröffnet Ansätze auch zur verbesserten Vermittlung phoniatrisch-pädaudiologischer
Kenntnisse z. B. im Rahmen interdisziplinärer Unterrichtsveranstaltungen. Zudem wird
damit auch der wachsenden sozioökonomischen Bedeutung des Faches bereits im Medizinstudium
Rechnung getragen. Die Darlegung des studentischen Feedbacks und der daraus gezogenen
Konsequenzen kann in fakultätsinternen Diskussionen die Position des Faches gegenüber
den so genannten „großen” Fächern stärken.
Background: In Germany, phoniatrics and pedaudiology is the medical speciality for the diagnosis,
treatment, prevention and rehabilitation of communication disorders. The evidence
of a medicine-based science in the field of communication disorders was recently outlined
by Ruben [1 ]. For historical reasons, german medical schools teach specific phoniatric and pedaudiologic
topics e.g. voice and (developmental) speech disorders, hearing disorders in children
and dysphagia within the ENT-training. For some years, evaluation of medical teaching
has been demanded. Thus, a questionnaire study at Erlangen School of Medicine was
undertaken to assess the medical students' satisfaction with their practical training
in phoniatrics and pedaudiology.
Methods: Questionnaires were given to 92 students in the winter term of 1998/99. 15 questions
focussed on specific aspects of the practical training in phoniatrics and pedaudiology
such as the frequency of lessons, the duration of the individual lesson, the number
of students in each group, specific criticisms and wishes concerning the training.
Results: The response rate was 96 %. The number of students in each group (≈ 15) was regarded
as adequate, as was the frequency and duration of the phoniatric and pedaudiologic
teaching sessions within the ENT-training. Most of the students preferred to have
their specific training of phoniatric and pedaudiologic basics not during preclinical
courses but at the beginning of their clinical studies. The answer to all other questions
confirmed a high acceptance of the specific way of teaching phoniatrics and pedaudiology
at Erlangen Medical School.
Conclusions: The response rate of 96 % proves that students are willing to give a feedback on
their training experience even in „smaller” medical specialities. The results of the
questionnaire described in this study provided encouragement for further improving
the medical course and teaching of specific phoniatric and pedaudiologic topics. They
offer new aspects for the discussion of reforming medical education in Germany such
as age group specific and symptom orientated training. For small specialities these
aspects are important for their continuing independance in academic medicine.
Schlüsselwörter
Phoniatrie - Pädaudiologie - Medizinstudium - Qualitätsmanagement
Key words
Phoniatrics - pedaudiology - medical education - quality management