physioscience 2025; 21(S 01): S63
DOI: 10.1055/s-0045-1808229
Abstracts
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Möglichkeiten und Grenzen der Nutzung von aggregierter Evidenz als Grundlage von Leitlinienempfehlungen – Erfahrungen aus dem TheMoS-Projekt

C Groß
1   Ernst-Abbe-Hochschule Jena, Fachbereich Gesundheit und Pflege, Jena, Germany
,
C Dohle
2   Fürst Donnersmarck-Stiftung zu Berlin, Berlin, Germany
,
S Saal
1   Ernst-Abbe-Hochschule Jena, Fachbereich Gesundheit und Pflege, Jena, Germany
3   Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Gesundheits-und Pflegewissenschaft, Wittenberg, Germany
› Institutsangaben
 

Einleitung Das vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) geförderte Projekt TheMoS (01VSF23004) erarbeitet eine S3-Leitlinie, die evidenzbasierte Handlungsempfehlungen zur Rehabilitation der Mobilität von Menschen nach Schlaganfall gibt.

Bei sehr häufigen Krankheitsbildern wie Schlaganfall sehen sich Entwicklerteams von evidenzbasierten Leitlinien häufig einer sehr umfangreichen Studienlage gegenüber. Aus diesem Grund empfehlen aktuelle Richtlinien zur Leitlinienerstellung, in einem ersten Schritt bereits bestehende aggregierte Evidenz und Leitlinien für die Empfehlungsentwicklung zu verwenden, bevor nach Primärstudien recherchiert wird [1] [2] [3]. Leider bleiben die aktuellen Leitlinienregelwerke zur Auswahl von aggregierter Evidenz sehr vage und bieten keine Unterstützung im qualitätsgesicherten Prozess der Empfehlungsentwicklung.

Ziel im TheMoS-Vorhaben war es, die Effizienz in der Entwicklung von evidenzbasierten Leitlinien zu verbessern. Es wurde ein methodisches Verfahren entwickelt, das je Fragestellung eine strukturierte Entscheidung ermöglicht, ob aggregierte Evidenz ausreicht, ein Update benötigt wird oder gar eine Neurecherche von Primärliteratur erforderlich ist.

Material und Methodik In einer explorativen Literaturrecherche wurden Rahmenkonzepte und Manuale zur Erstellung von Leitlinien und aggregierter Evidenz identifiziert, darauf basierend wurde eine methodische Vorgehensweise angepasst und konkretisiert, mit ExpertInnen des Deutschen Netzwerks für evidenzbasierte Medizin e.V. diskutiert. Anschließend wurde es anhand einer TheMoS-Fragestellung pilotiert und die Ergebnisse von Mandatstragenden als Grundlage der Empfehlungsgenerierung auf Praktikabilität getestet.

Ergebnisse Es kommt ein zweistufiges Auswahlverfahren zum Einsatz:

  1. Die Auswahl der identifizierten aggregierten Evidenz zur Aufnahme in den weiteren Screeningprozess erfolgt anhand von Aktualität und methodischer Güte.

  2. Die Passfähigkeit zur Fragestellung wird anhand definierter Kriterien überprüft.

Zusammenfassung Erste Erfahrungen in der Anwendung deuten darauf hin, dass das Verfahren durch sein zweischrittiges, kriteriengeleitetes Vorgehen deutlich die bisherigen Freiheitsgrade in der Auswahl aggregierter Evidenz reduziert. Es trägt somit zur Qualitätssicherung im Recherche- und Auswahlprozess aggregierter Evidenz in Leitlinien bei.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
21. Mai 2025

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