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DOI: 10.1055/s-0045-1808229
Möglichkeiten und Grenzen der Nutzung von aggregierter Evidenz als Grundlage von Leitlinienempfehlungen – Erfahrungen aus dem TheMoS-Projekt
Einleitung Das vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) geförderte Projekt TheMoS (01VSF23004) erarbeitet eine S3-Leitlinie, die evidenzbasierte Handlungsempfehlungen zur Rehabilitation der Mobilität von Menschen nach Schlaganfall gibt.
Bei sehr häufigen Krankheitsbildern wie Schlaganfall sehen sich Entwicklerteams von evidenzbasierten Leitlinien häufig einer sehr umfangreichen Studienlage gegenüber. Aus diesem Grund empfehlen aktuelle Richtlinien zur Leitlinienerstellung, in einem ersten Schritt bereits bestehende aggregierte Evidenz und Leitlinien für die Empfehlungsentwicklung zu verwenden, bevor nach Primärstudien recherchiert wird [1] [2] [3]. Leider bleiben die aktuellen Leitlinienregelwerke zur Auswahl von aggregierter Evidenz sehr vage und bieten keine Unterstützung im qualitätsgesicherten Prozess der Empfehlungsentwicklung.
Ziel im TheMoS-Vorhaben war es, die Effizienz in der Entwicklung von evidenzbasierten Leitlinien zu verbessern. Es wurde ein methodisches Verfahren entwickelt, das je Fragestellung eine strukturierte Entscheidung ermöglicht, ob aggregierte Evidenz ausreicht, ein Update benötigt wird oder gar eine Neurecherche von Primärliteratur erforderlich ist.
Material und Methodik In einer explorativen Literaturrecherche wurden Rahmenkonzepte und Manuale zur Erstellung von Leitlinien und aggregierter Evidenz identifiziert, darauf basierend wurde eine methodische Vorgehensweise angepasst und konkretisiert, mit ExpertInnen des Deutschen Netzwerks für evidenzbasierte Medizin e.V. diskutiert. Anschließend wurde es anhand einer TheMoS-Fragestellung pilotiert und die Ergebnisse von Mandatstragenden als Grundlage der Empfehlungsgenerierung auf Praktikabilität getestet.
Ergebnisse Es kommt ein zweistufiges Auswahlverfahren zum Einsatz:
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Die Auswahl der identifizierten aggregierten Evidenz zur Aufnahme in den weiteren Screeningprozess erfolgt anhand von Aktualität und methodischer Güte.
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Die Passfähigkeit zur Fragestellung wird anhand definierter Kriterien überprüft.
Zusammenfassung Erste Erfahrungen in der Anwendung deuten darauf hin, dass das Verfahren durch sein zweischrittiges, kriteriengeleitetes Vorgehen deutlich die bisherigen Freiheitsgrade in der Auswahl aggregierter Evidenz reduziert. Es trägt somit zur Qualitätssicherung im Recherche- und Auswahlprozess aggregierter Evidenz in Leitlinien bei.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
21. Mai 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Wold Health Organization. WHO handbook for guideline development, 2nd Edition. Dezember 2014. Zugriff unter: https://www.who.int/publications/i/item/9789241548960
- 2 Cochrane Deutschland Stiftung. 2020 Manual Systematische Recherche für Evidenzsynthesen und Leitlinien. 2.1 Auflage vom 14.12.2020. Zugriff unter: https://www.awmf.org/fileadmin/user_upload/dateien/downloads_regelwerk/20201214_Manual_Recherche_Evidenzsynthesen_Leitlinien_V2.1.pdf
- 3 Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF): Das AWMF-Regelwerk Leitlinien. Version 2.1. 2023. Zugriff am 12.01.2024 unter: https://www.awmf.org/fileadmin/user_upload/dateien/downloads_regelwerk/20230905_AWMF-Regelwerk_2023_V2.1_final.pdf