physioscience 2025; 21(S 01): S60-S61
DOI: 10.1055/s-0045-1808223
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Möglichkeiten und Grenzen der Integration von Achtsamkeit in die Physio- und Ergotherapie – Eine qualitative Untersuchung

T Löffler
1   Hochschule Furtwangen, Fakultät Gesundheit, Sicherheit, Gesellschaft, Studienzentrum Freiburg, Germany
2   Praxis für Physiotherapie Moser & Klumpp, Basel, Swizerland
,
G U Tautenhahn
3   Gesundheitspraxis G. Ulrike Tautenhahn, Kempten, Germany
,
T O Kromer
1   Hochschule Furtwangen, Fakultät Gesundheit, Sicherheit, Gesellschaft, Studienzentrum Freiburg, Germany
› Author Affiliations
 

Einleitung Im Zuge einer wachsenden Evidenz für achtsamkeitsbasierte Verfahren im medizinischen Kontext wird immer häufiger für deren Integration in die Physio- und Ergotherapie argumentiert. Obwohl die Anwendung standardisierter Achtsamkeitsprogramme wie der Mindfulness-Based Stress Reduction in medizinischen Kontexten gut beschrieben ist, ist wenig darüber bekannt, wie entsprechend ausgebildete Physio- und Ergotherapeut*innen Achtsamkeitsaspekte außerhalb dieser Anwendungsformen in die Therapie integrieren. Ziel der Arbeit ist es daher herauszufinden, wie Physio- und Ergotherapeut*innen mit Expertise im Feld Achtsamkeit diese integrieren, wie sie deren Auswirkungen auf den therapeutischen Prozess wahrnehmen und welche Möglichkeiten und Grenzen sie dabei erfahren.

Material und Methodik Zur Beantwortung der Forschungsfrage wurden halbstrukturierte Leitfadeninterviews mit Physio- und Ergotherapeut*innen geführt, die zusätzlich eine Ausbildung zur MBSR-Lehrkraft absolviert haben. Die Rekrutierung potenzieller Partizipant*innen erfolgte über die deutschsprachigen MBSR-Verbände sowie über eine Internetrecherche. Die Auswertung der Interviews orientierte sich an der Inhaltsanalyse nach Mayring (2015).

Ergebnisse Insgesamt wurden fünf Physio- und Ergotherapeut*innen interviewt. Als primäre Art der Integration von Achtsamkeit wurde eine eigene „Art zu Sein“ beschrieben, welche sich durch Qualitäten wie Präsenz, Freundlichkeit, offenes Interesse, Authentizität und Akzeptanz auszeichnet. Die Interviewten nahmen dadurch sowohl eine Beeinflussung der Patient*innen-Therapeut*innen-Beziehung und des eigenen Wohlbefindens wahr, als auch eine Stimulation ähnlicher Qualitäten bei Patient*innen. Infolgedessen wurde die Therapie u.a. als konstruktiver und konzentrierter wahrgenommen. Wesentliche Hindernisse für eine Integration von Achtsamkeit stellen vor allem formale Rahmenbedingungen wie enge Zeittaktungen oder patientenspezifische Merkmale wie passive Erwartungshaltungen dar.

Zusammenfassung Aus Sicht der Interviewten beeinflusst eine Achtsamkeitsschulung verschiedene Ebenen der Therapie, welche wiederum in Wechselwirkung zueinanderstehen können. Die Integration von Achtsamkeit wurde als förderlich für eine konstruktive Patient*innen-Therapeut*innen-Beziehung und als unterstützend für die Therapie wahrgenommen. Unklar bleibt, wie tiefgehend die eigene Achtsamkeitspraxis der Therapeut*innen sein muss, um Achtsamkeit erfolgreich in den therapeutischen Kontext einzubringen.



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Article published online:
21 May 2025

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