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DOI: 10.1055/s-0045-1808220
Prä-und postoperative Schulterschmerzen- sind psychosoziale Faktoren entscheidend? Ein narratives Review
Einleitung Schulterschmerzen zählen mit einer Inzidenz von 7,7-62 pro 1000 Personenjahre zu einer der häufigsten Beschwerden des muskuloskelettalen Systems [1]. Daher ist es kaum verwunderlich, dass Schulteroperationen am Kapsel-Bandapparat zu den 20 am häufigsten durchgeführten Eingriffen in Deutschland gehören (Stand 2023) [2].
Gleichwohl existieren seit einigen Jahren Zweifel an einer rein pathoanatomischen Erklärung der Schmerzentwicklung auf diesem Gebiet. Untersuchungen der letzten Jahre stellten fest, dass strukturelle Veränderungen der Schulter auch ohne signifikante Schmerzen präsent sein können [3] [4] [5] [6]. Zudem bestehen Hinweise darauf, dass psychosoziale Faktoren die Schmerzentwicklung beeinflussen [7] [8] [9].
Dieses narrative Review untersucht, welchen Einfluss psychosoziale Faktoren auf die Entwicklung von Schulterschmerzen in einem prä-und/oder postoperativen Zeitraum darstellen. Zudem werden mögliche Anpassungen für zukünftige Untersuchungen zu dieser Thematik evaluiert.
Material und Methodik Es wurde eine Literaturrecherche in zwei Datenbanken (Pubmed, Cochrane Library) durchgeführt. Gesucht wurden systematische Übersichtsarbeiten (SR), welche psychosoziale/psychische Einflussfaktoren auf prä-und/oder postoperative Schulterschmerzen bei Erwachsenen ab dem 18. Lebensjahr evaluierten. Alle bewerteten Artikel wurden in englischsprachigen, Peer-Review Journalen veröffentlicht.
Die Zuverlässigkeit der dabei evaluierten SR wurde durch die Anwendung der AMSTAR Checkliste geprüft [10].
Ergebnisse Von 27 ermittelten SR, erfüllten 6 Artikel (3 präoperativ, 4 postoperativ) die Einschlusskriterien. 5 der 6 SR wurden als zuverlässig bewertet. Alle Studien schlossen operative Verfahren an der Rotatorenmanschette ein. Die emotionale Gesundheit, Angstvermeidungsverhalten, Katastrophisierung und geringe Selbstwirksamkeit wurden als mögliche Einflussfaktoren beschrieben [11].
Zusammenfassung Die Ergebnisse dieses narrativen Reviews zeigen, dass emotionale Gesundheit einen Einfluss auf die präoperativen Schulterschmerzen einnehmen könnte. Postoperativ hingegen erweisen sich die Schlussfolgerungen der bewerteten SR als zu heterogen, als dass ein Trend beschrieben werden könnte. Daher sollten Kliniker*innen psychosoziale Aspekte in einem präoperativen Behandlungssetting berücksichtigen [11].
Konzeptionelle Anpassungen für Folgestudien erscheint notwendig, um eine ausreichende Homogenität in den untersuchten Populationen und psychosozialen Konstrukten zu erreichen [11].
Publication History
Article published online:
21 May 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Lucas J, van Doorn P, Hegedus E, Lewis J, van der Windt D.. A systematic review of the global prevalence and incidence of shoulder pain. BMC Musculoskelet. Disord 2022; 23: 1073
- 2 Statistisches Bundesamt. Die 20 häufigsten Operationen insgesamt (Operationen und Prozedurenschlüssel 5) zugriff am 13.06.2024 unter: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Krankenhaeuser/Tabellen/drg-operationen-insgesamt.html
- 3 Lee CS, Goldhaber NH, Davis SM. et al. Shoulder MRI in asymptomatic elite volleyball athletes shows extensive pathology. J ISAKOS 2020; 5: 10-14
- 4 Lewis J, O’ Sullivan P.. Is it time to reframe how we care for people with non-traumatic musculoskeletal pain?. Br J Sports Med 2018; 52: 1543-1544
- 5 Girish G, Lobo LG, Jacobson JA. et al. Ultrasound of the shoulder: asymptomatic findings in men. AJR Am J Roentgenol 2011; 197: W713-9
- 6 Barreto RPG, Braman JP, Ludewig PM. et al. Bilateral magnetic resonance imaging findings in individuals with unilateral shoulder pain. J Shoulder Elbow Surg 2019; 28: 1699-1706
- 7 Raja SN, Carr DB, Cohen M, Finnerup NB, Flor H, Gibson S, Keefe FJ, Mogil JS, Ringkamp M, Sluka KA, Song XJ, Stevens B, Sullivan MD, Tutelman PR, Ushida T, Vader K.. The revised International Association for the Study of Pain definition of pain: concepts, challenges, and compromises. Pain 2020; 161: 1976-1982
- 8 Othman R, Jayakaran P, Swain N. et al. Relationships Between Psychological, Sleep, and Physical Activity Measures and Somatosensory Function in People with Peripheral Joint Pain: A Systematic Review and Meta-Analysis. Pain Pract 2021; 21: 226-261
- 9 Lin I, Wiles L, Waller R. et al. What does best practice care for musculoskeletal pain look like? Eleven consistent recommendations from high-quality clinical practice guidelines: systematic review. Br J Sports Med 2020; 54: 79-86
- 10 Shea BJ, Reeves BC, Wells G. et al. AMSTAR 2: a critical appraisal tool for systematic reviews that include randomised or non-randomised studies of healthcare interventions, or both. BMJ 2017; 358: j4008
- 11 Kalmring M.. Schulterschmerzen im Wandel? Psychosoziale Faktoren vor und nach operativen Eingriffen: Ein narratives Review. MSK – Muskuloskelettale Physiotherapie 2024; 28: 111-118