physioscience 2025; 21(S 01): S56
DOI: 10.1055/s-0045-1808215
Abstracts
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Pain Neuroscience Education (PNE) – Anwendungsbereitschaft deutscher Physiotherapeut*innen

S Schmidt
1   Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg, Regensburg, Germany
,
A Weiser
1   Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg, Regensburg, Germany
,
M Heyartz
1   Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg, Regensburg, Germany
,
K Fernsimer
1   Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg, Regensburg, Germany
,
S Osterried
1   Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg, Regensburg, Germany
,
V Schedel
1   Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg, Regensburg, Germany
,
A Pfingsten
1   Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg, Regensburg, Germany
› Author Affiliations
 

Einleitung Das von Adriaan Louw et al. entwickelte Pain Neuroscience Education (PNE) – Konzept („Why-you-Hurt“) wird zur Edukation von Schmerzpatient*innen benutzt [1]. Speziell entwickelte Karten unterstützen Therapeut*innen dabei den Patient*innen während der physiotherapeutischen Behandlung schmerzphysiologische Inhalte zu vermitteln. Das Ziel von PNE ist es, das Verständnis der Betroffenen zu verbessern und so deren Schmerzerleben zu beeinflussen [1] [2]. In Deutschland ist dieses Edukations-Tool bisher nicht vorhanden. Ziel ist es den Kenntnisstand und die Implementierungsbereitschaft hinsichtlich des PNE- Konzeptes unter deutschen Physiotherapeuten*innen zu ermitteln.

Material und Methodik Die beobachtende Querschnittstudie erfolgte mittels Online-Fragebogen mit vorangegangenem Podcast zur Aufklärung über PNE. Bestehendes Schmerzwissen wurde mithilfe des NPQ-Fragebogens [3] und Meinungen zur Implementierung mit dem adaptierten PT-PNE Fragebogen [4] erhoben. Entsprechend des Skalenniveaus wurden Korrelationen mithilfe der Rangkorrelation nach Spearman berechnet.

Ergebnisse 32 Teilnehmer*innen im Alter von 21 bis 50 Jahren (=27,06; SD=7,05) zeigen im NPQ-Scores (max. Punktzahl 12) einen Median von 10 (I50=2). 67,7% der teilnehmenden Physiotherapeut*innen stimmen ab, dass das Edukations-Tool selten oder gar nicht anwenden werden. 78,1% hatten eine Ausbildung in Schmerzphysiologie. 25,6% davon in der Schule, 28,2% im Studium, 30,8% bei einer MT-Fortbildung und 2,6% bei einer Bobath Fortbildung. 71,9% sind sich unsicher im Management von chron. Patient*innen. Bei der Frage zur Bekanntheit von PNE geben 53,1% aller Befragten an, dass PNE ihnen nicht bekannt ist. Barrieren bei der Anwendung von PNE sehen die Teilnehmenden vor allem aufgrund der zeitlichen Einschränkung (=4; I50=2), der Therapeut*innenwechsel (=4; I50=3) und mangelnde Fachkenntnis (=4; I50=1). Je sicherer sich Therapeut*innen im Umgang mit chronischen Schmerzpatient*innen fühlen, desto höher ist die Bereitschaft zur Anwendung des Edukations-Tools (rsp=0,373; p=0,039).

Zusammenfassung Deutsche Physiotherapeut*innen scheinen in ihrem Arbeitsalltag von einer Implementierung des PNE- Konzepts tendenziell Abstand zu nehmen. Parallel zu dieser Vermutung offenbarte sich eine mehrheitliche Unsicherheit bei der Behandlung von chronischen Schmerzpatient*innen. Vor allem Therapeut*innen, welche sich weniger unsicher im Umgang mit chronischen Schmerzpatient*innen fühlen, neigen zur Verwendung der „Why-you-Hurt?“ – Karten. In diesem Falle wäre zu diskutieren, ob der Grund hierfür in der Tatsache liegt, dass diese Therapeut*innen eine geeignete und gut ergänzende Methode in dem Edukations-Tool sehen oder, ob ein sicherer Umgang mit chronischen Patient*innen die Voraussetzung für eine erfolgreiche Implementierung ist. Umfangreichere Erhebungen müssen durchgeführt werden, um diese Erkenntnisse zu festigen.



Publication History

Article published online:
21 May 2025

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