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DOI: 10.1055/s-0045-1808196
Die Effekte des Handlungsbeobachtungstrainings auf die Motorik bei chronischem Schlaganfall in der Rehabilitation
Einleitung Schlaganfälle stellen weltweit und deutschlandweit die zweithäufigste Todesursache sowie die Hauptursache für Behinderungen im Erwachsenenalter dar [1]. 35,6% der Betroffenen benötigen in den ersten drei Monaten pflegerische Unterstützung [1], primär aufgrund motorischer und kognitiver Einschränkungen [2]. Haupttherapieziel ist es, die Patient:innen während der akuten sowie chronischen Phase der Rehabilitation motorisch zu stärken und die Selbstständigkeit im Alltag zu fördern [3]. In diesem Rahmen nutzt Bewegungsbeobachtungstraining (AOT) das Beobachten und Nachahmen von Bewegungen zur Förderung der neurologischen Entwicklung [4]. Frühere Arbeiten zeigten eine Überlegenheit von AOT im Vergleich zu körperlichem Training oder keinem Training [5]. Ziel der Arbeit ist es, die Wirksamkeit von AOT bei chronischen Schlaganfallpatient:innen auf die Motorik zu untersuchen und Therapieparameter mit der größten Effizienz zu identifizieren.
Material und Methodik Die Übersichtsarbeit basiert auf der PRISMA-Checkliste von 2009 [6] und nutzt ausschließlich MEDLINE (PubMed) als Datenquelle. Die Eignungskriterien umfassen randomisierte kontrollierte Studien, Bewegungsbeobachtungstraining von chronischen Schlaganfallpatient:innen. Der Suchprozess erfolgte nach PICOS-Komponenten im Mai 2023. Es folgte eine Titel- und Abstractauswahl sowie ein Volltextscreening durch zwei unabhängige Gutachterinnen. Die Studienqualität wurde mittels PEDro-Skala bewertet [7], während das Verzerrungsrisiko auf Studienebene überprüft wurde. Im Anschluss erfolgte die Datenextraktion der für die Fragestellung relevanten Informationen.
Ergebnisse 997 Studien wurden anhand der Suchstrategie identifiziert. Für die Volltext-Analyse wurden drei Studien in die Arbeit einbezogen. Insbesondere das subjektive Empfinden konnte in allen untersuchten Studien signifikant gesteigert werden, was mittels Canadian Occupational Performance Measure und der Stroke-Impact-Scale erfasst wurde. Weitere Ergebnisse zeigen eine erhöhte Aktivität in Hirnarealen in Verbindung des Spiegelneuronsystems im Vergleich zu der Kontrollgruppe, was mittels funktionelle Kernspintomographie dargestellt wurde. Die Qualität der eingeschlossenen Studien wird durch kleine Stichprobengrößen, fehlende Transparenz der Interventionen sowie Mängel der Verschleierung der Zuteilung, dem Umgang fehlender Daten und der Verblindung der Teilnehmer:innen beeinflusst.
Zusammenfassung Die Studien geben Hinweise darauf, dass AOT besonders in Kombination mit aktiven Aufgaben, primär des täglichen Lebens, die motorische Leistung positiv beeinflusst. Weitere Forschung ist notwendig, um Forschungslücken hinsichtlich einheitlicher Therapieparameter zu schließen.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
21. Mai 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Busch MA, Kuhnert R.. 12-Monats-Prävalenz von Schlaganfall oder chronischen Beschwerden infolge eines Schlaganfalls in Deutschland. Journal of Health Monitoring 2017; 2
- 2 Schubert F., Lalouschek W.. Schlaganfall. In: J. Lehrner, G. Pusswald, E. Fertl, W. Strubreither, & I. Kryspin-Exner Hrsg., Klinische Neuropsychologie. Wien: Springer; 2011: 345-356
- 3 Weiss PH., Fink GR.. Apraxie. In D. A. Nowak, Handfunktionsstörungen in der Neurologie. 2011. S. 395-401 Springer; Berlin Heidelberg:
- 4 Buchignani B., Beani E., Pomeroy V., Iacono O., Sicola E., Perazza S., Bieber E., Feys H., Klingels K., Cioni G., Sgandurra G.. Action observation training for rehabilitation in brain injuries: A systematic review and meta-analysis. BMC Neurology 2019; 19: 344
- 5 Kim T., Frank C., Schack T.. A Systematic Investigation of the Effect of Action Observation Training and Motor Imagery Training on the Development of Mental Representation Structure and Skill Performance. Frontiers in Human Neuroscience 2017; 11: 499
- 6 The PRISMA Group. Moher D., Liberati A., Tetzlaff J., Altman DG.. Preferred Reporting Items for Systematic Reviews and Meta-Analyses: The PRISMA Statement. PLoS Medicine 2009; 6: e1000097
- 7 Physiotherapy Evidence Database. PEDro-Skala. Oktober 2016. Zugriff unter: https://pedro.org.au/german/resources/pedro-scale/