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DOI: 10.1055/s-0045-1808194
Präferenzen und (Informations-)Bedarfe von Patient*Innen nach Schlaganfall – ein Scoping Review
Einleitung Die Berücksichtigung der Präferenzen von PatientInnen ist ein zentraler Baustein evidenzbasierter Medizin (EbM) – sie bilden neben klinischer Expertise und externer Evidenz die dritte Säule [1]. Präferenzen können in verschiedenen Kontexten zur Förderung einer EbM eingesetzt werden. Sie können u.a. die patientInnenzentrierte Entwicklung von Leitlinien oder Gesundheitsinformationen und Entscheidungshilfen unterstützen. In der Physiotherapie können sie z.B. als Anhaltspunkte für übergreifende Bedarfe spezieller PatientInnengruppen oder die Entwicklung diagnosespezifischer Curricula dienen.
Ziel des Scoping Reviews war die systematische Exploration von Präferenzen und (Informations-)Bedarfen von PatientInnen nach Schlaganfall. Die gewonnenen Ergebnisse sollen die Entwicklung einer S3-Leitlinie unterstützen.
Material und Methodik Es wurde ein Scoping Review von Systematic Reviews und Metasynthesen qualitativer Studien durchgeführt, die systematisch die Präferenzen von PatientInnen nach Schlaganfall (>18 Jahre) aus Einzelstudien zusammenfassten. Die Suche wurde in Medline, PsycInfo, CINAHL und Epistemonikos durchgeführt. Nach Extraktion der Daten aus den Volltexten erfolgte eine thematische Analyse der Ergebnisse mit Bezugnahme auf die verschiedenen Rehabilitationsphasen nach Schlaganfall mit MAXQDA [2].
Ergebnisse Aus den 3.753 Treffern wurden 12 Volltexte in die Analyse eingeschlossen. Es konnten sowohl allgemeine, phasenübergreifende Präferenzen als auch spezifische Präferenzen, die auf die stationäre Neurorehabilitation bzw. ambulante Therapie anwendbar sind, identifiziert werden. Im Hinblick auf Therapieziele äußern PatientInnen im Allgemeinen den Wunsch nach bedarfsorientierten, attraktiven Zielen [3] [4]. Bezüglich der Therapiegestaltung wird ein individueller, alltagsrelevanter Ansatz bevorzugt [3] [4] [5]. Gelungene Kommunikation und eine tragfähige therapeutische Beziehung sind aus Sicht der PatientInnen zentrale Elemente bei beeinträchtigter Kommunikation [6] [7].
Zusammenfassung Das Scoping Review identifizierte umfangreiche Präferenzen von PatientInnen und kann einen Beitrag zur Gestaltung individueller, kontextbezogener Therapieansätze für diese PatientInnengruppe leisten. Es wird erwartet, dass die Ergebnisse zur Entwicklung evidenzbasierter Leitlinien und Entscheidungshilfen beitragen. Die Ergebnisse unterstreichen den weiteren Forschungsbedarf, insbesondere im Hinblick auf die spezifischen Bedarfe von PatientInnen im deutschen Gesundheitssystem.
Publication History
Article published online:
21 May 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Sackett DL, Rosenberg WM, Gray JA, Haynes RB, Richardson WS.. Evidence based medicine: what it is and what it isn’t. BMJ 1996; 312: 71-2
- 2 VERBI Software.Consult. Sozialforschung GmbH. MAXQDA, Software für qualitative Datenanalyse [Internet]. Zugriff unter: maxqda.com
- 3 Lloyd A, Bannigan K, Sugavanam T, Freeman J.. Experiences of stroke survivors, their families and unpaid carers in goal setting within stroke rehabilitation: a systematic review of qualitative evidence. JBI Database of Systematic Reviews and Implementation Reports 2018; 16: 1418-53
- 4 Lawrence M, Kinn S.. Defining and measuring patient-centred care: an example from a mixed-methods systematic review of the stroke literature. Health Expectations 2012; 15: 295-326
- 5 Guo Y, Zhang Z, Lin B, Mei Y, Liu Q, Zhang L. u. a. The Unmet Needs of Community-Dwelling Stroke Survivors: A Systematic Review of Qualitative Studies. IJERPH 2021; 18: 2140
- 6 O’Halloran R, Grohn B, Worrall L.. Environmental Factors That Influence Communication for Patients With a Communication Disability in Acute Hospital Stroke Units: A Qualitative Metasynthesis. Archives of Physical Medicine and Rehabilitation 2012; 93: 77-85
- 7 Bright FAS, Reeves B.. Creating therapeutic relationships through communication: a qualitative metasynthesis from the perspectives of people with communication impairment after stroke. Disability and Rehabilitation 2022; 44: 2670-82