physioscience 2025; 21(S 01): S45
DOI: 10.1055/s-0045-1808193
Abstracts
Poster

Therapeutische Versorgungssituation akuter Schlaganfallpatienten in ländlichen Kliniken in Nordost-Deutschland – Bestandsaufnahme und Ausblick

K Stangenberg-Gliss
1   BG Unfallkrankenhaus Berlin (ukb), Berlin, Germany
2   Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen, Hildesheim, Germany
,
A Hönning
1   BG Unfallkrankenhaus Berlin (ukb), Berlin, Germany
,
I Schmehl
1   BG Unfallkrankenhaus Berlin (ukb), Berlin, Germany
› Institutsangaben
 

Einleitung Die Fachkräfteengpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit zeigt, dass die Vakanzzeit – also der benötigte Zeitraum, eine offene Stelle zu besetzen – im Land Brandenburg in der Physio- und Ergotherapie bei 264 Tagen bzw. 203 Tagen und damit 52,5 Prozent über dem Bundesdurchschnitt aller erfassten Berufe lag. Auf 100 freie Stellen kommen somit im Durchschnitt nur 39 arbeitssuchende Therapeuten [1]. Das hat auch Auswirkungen auf die gerechte und fachlich kompetente Versorgung von Patienten mit akutem Schlaganfall, die in ländlichen Kliniken ohne eigene Klinik für Neurologie versorgt werden. Der Fachkräftemangel führt dazu, dass diese Patienten nicht leitliniengetreu diagnostiziert und behandelt werden können [2] [3] [4]. Die synchrone Telerehabilitation von Schlaganfallpatienten im Akutkrankenhaus könnte zur Verringerung der Unterversorgung beitragen, bislang fehlt aber ein Überblick über die Einsatzmöglichkeiten und die Akzeptanz in den Therapiefachberufen.

Material und Methodik Zur Erhebung des Ist-Zustandes der Versorgung akuter Schlaganfallpatienten in ländlichen Kliniken in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt, die keine eigene neurologische Klinik vorweisen, wurde eine online-Umfrage in 12 Kliniken unter Physio- und Ergotherapeuten sowie Logopäden durchgeführt. Abgefragt wurde u.a. die Häufigkeit der therapeutischen Versorgung werktags vs Wochenende/Feiertag sowie auf Überwachungs- vs Normalstationen.

Im Anschluss an die Umfrage wurden semistrukturierte Interviews mit 6 Therapeuten zu Lösungsmöglichkeiten wie z.B. teletherapeutischen Angeboten durchgeführt.

Ergebnisse Die therapeutische Versorgungssituation in den ländlichen Kliniken ist bedingt durch den Fachkräftemangel suboptimal und stark heterogen. Die physiotherapeutische Versorgung kann in den meisten ländlichen Kliniken auch an den Wochenenden sichergestellt werden. Allerdings liegt die Versorgung dann überwiegend in den Händen von Therapeuten, die keine bzw. geringe Expertise in der Versorgung von akuten Schlaganfallpatienten haben. Die ergotherapeutische sowie logopädische Versorgung erfolgt bereits werktags häufig nur stundenweise über externe Praxen. Die Versorgung an den Wochenenden/Feiertagen ist flächendeckend schwierig.

Die Auswertung der Interviews ergab eine große Offenheit und Akzeptanz gegenüber teletherapeutischen Angeboten zur Kompensation von Urlaubs- und sonstigen Fehlzeiten.

Zusammenfassung Für die Überbrückung von Fehlzeiten bietet die synchrone Teletherapie von akuten Schlaganfallpatienten in ländlichen Kliniken eine Möglichkeit, die aktuellen Versorgungsdefizite zu kompensieren. Darüber hinaus besteht der Wunsch nach einer peer-to-peer Unterstützung zur kompetenten und evidenzbasierten Diagnostik und Behandlung auch am Wochenende.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
21. Mai 2025

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