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DOI: 10.1055/s-0045-1808172
Bewegungsaktivität im Herzsport in Relation zur Gesamtaktivität bei Frauen mit kardialer Erkrankung in Deutschland
Einleitung Die Rolle und Wirksamkeit von Bewegung in der Sekundärprävention von kardiovaskulären Erkrankungen ist unbestritten [1] [2]. Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird zur möglichst dauerhaften bewegungsbezogenen Rehabilitation unter anderem die Teilnahme am wohnortnahen Herzsport empfohlen. Ältere Frauen erreichen seltener als Männer die Bewegungsempfehlungen der WHO (>150 Minuten moderate bis intensive körperliche Aktivität, MVPA) [3] [4]. Sofern im Herzsport genügend Bewegung angeboten wird, würden Frauen hiervon in besonderem Maße profitieren.
Ziel der vorliegenden Studie ist die Untersuchung des Anteils der Bewegungsaktivität im Herzsport in Relation zur Gesamtaktivität bei Frauen über 60 Jahren mit kardialer Erkrankung.
Material und Methodik Studienteilnehmerinnen wurde in verschiedenen Herzsportgruppen im Ruhrgebiet rekrutiert. Ihr Bewegungsverhalten wurde zu zwei Zeitpunkten (Sommer und Winter) mittels hüftfixiertem Akzelerometer registriert (ActiGraph wGT3X, Tragedauer 10 Tage mit>10 Stunden pro Tag). Die Teilnehmerinnen führten zusätzlich ein Bewegungstagebuch. Der aktivitätsinduzierte Energieumsatz (PAEE) und der Umfang an MVPA während des Herzsports und während des gesamten Erhebungszeitraums wurden unter Verwendung der Regressionsgleichung und Cut-points nach Freedson bestimmt [5].
Ergebnisse Erste Ergebnisse von n=28 Frauen (72,4±6,6 Jahre) mit kardialer Erkrankung zeigen einen mittleren PAEE von 240±140 kcal/Tag. Die Teilnehmerinnen kamen im Mittel auf 154±111 min/Woche MVPA. Annähernd die Hälfte (46%) übertraf die WHO-Empfehlungen von 150 min MVPA in der Woche. In 60 Minuten Herzsport wurden 6,4±8,4 min MVPA erreicht.
Zusammenfassung Erste Analysen deuten darauf hin, dass in den observierten Herzsport-Trainingseinheiten nur etwa 11% der Trainingszeit mit mindestens moderater Bewegungsintensität gearbeitet wird. Die dort erzielte Dosis trägt somit nur unwesentlich zum Erreichen der Bewegungsempfehlungen bei.
Die Rolle von Bewegung und Bewegungsförderung könnte stärker in den Fokus der Herzsport-Übungsleitenden gerückt werden. Um Bewegung im Alltag von Frauen mit kardialen Erkrankungen zu fördern, die Effektivität des Herzsports zu steigern und letztlich einen nachhaltigen Rehabilitationserfolg zu erzielen, wäre es nötig, eine Bewegungsberatung als bedeutenden und selbstverständlichen Bestandteil der kardialen Rehabilitation zu etablieren.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
21. Mai 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Bjarnason-Wehrens B. et al. Leitlinie körperliche Aktivität zur Sekundärprävention und Therapie kardiovaskulärer Erkrankungen . Clinical Research in Cardiology Supplements 2009; 4 p 1-44
- 2 Pelliccia A. et al. 2020 ESC Guidelines on sports cardiology and exercise in patients with cardiovascular disease: The Task Force on sports cardiology and exercise in patients with cardiovascular disease of the European Society of Cardiology (ESC). European Heart Journal 2020; 42 p. 17-96
- 3 Finger J. et al. Gesundheitsfördernde körperliche Aktivität in der Freizeit bei Erwachsenen in Deutschland. Journal of Health Monitoring 2017; 2 p. 37-44
- 4 World Health Organisation. WHO Guidelines On Physical Activity And Sedentary Behaviour. 2020
- 5 Freedson PS, Melanson E, Sirard J.. Calibration of the Computer Science and Applications, Inc. accelerometer . Medicine and science in sports and exercise 1998; 30 p. 777-81