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DOI: 10.1055/s-0045-1808171
Reha und Training bei ME/CFS (Postcovid)
Einleitung Die Inzidenz von Myalgischer Enzephalomyelitis/dem Chronischen Fatigue Syndrom (ME/CFS) ist, infolge der Covid-19-Pandemie stark angestiegen, wobei Expert:innen von einer Verdoppelung der Fälle in Deutschland [1] [2] ausgehen. Die Erkrankung ist durch anhaltende und schwerwiegende Erschöpfung gekennzeichnet, die sich nicht durch Ruhe bessert und durch minimale Anstrengung verstärkt werden kann. Die Therapiemöglichkeiten für ME/CFS haben in den letzten Jahren einen Paradigmenwechsel erlebt; weg von der stufenweisen Belastungssteigerung hin zu einem Ansatz, der die Post-Exertionelle Malaise (PEM) als Kardinalsymptom anerkennt und berücksichtigt. Sanal-Hayes et al. betonen die Bedeutung von Maßnahmen, die sich an den individuellen Energiekapazitäten orientieren, um eine Verschlimmerung der Symptome zu vermeiden [3].
Welche klinischen Kriterien und diagnostischen Tests sind am besten geeignet, um die Indikation für Rehabilitation oder Training bei Patienten mit ME/CFS festzustellen?
Methoden Zur Beantwortung der Forschungsfrage wurde eine systematische Literaturrecherche in den Datenbanken Cochrane und PubMed durchgeführt. Dabei wurden die Suchbegriffe "fatigue OR chronic fatigue syndrome OR post exertional malaise OR therapy fatigue OR training fatigue" verwendet. Eingeschlossen wurden randomisiert kontrollierte Studien, die zwischen dem 01.01.2014 und dem 01.05.2024 veröffentlicht wurden und in englischer oder deutscher Sprache vorlagen. Vier relevante Studien wurden identifiziert.
Ergebnisse Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass ME/CFS eine schwere neuroimmunologische Erkrankung ist. Vor Beginn einer Rehabilitation oder eines Trainings muss der Schweregrad der Erkrankung und das Vorhandensein von PEM festgestellt werden, da beide Faktoren ausschlaggebend dafür sind, ob eine Belastungstherapie überhaupt indiziert ist. Zur Unterscheidung von anderen Krankheitsbildern sind der Hand-Fatigue-[4] und die kanadischen Konsensuskriterien [5] hilfreich.
Schlussfolgerung Die Ergebnisse zeigen, dass Programme, die sich an den individuellen Energiekapazitäten der Patient:innen orientieren, die besten Erfolgsaussichten haben. Nur durch genaue Abklärung und Anpassung der Therapie kann eine Verschlimmerung der Symptome verhindert und eine effektive Behandlung gewährleistet werden.
Publication History
Article published online:
21 May 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Komaroff AL, Bateman L.. Will COVID-19 Lead to Myalgic Encephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrome?. Front Med 2021; 7: 606824
- 2 Renz-Polster H, Scheibenbogen C.. Post-COVID-Syndrom mit Fatigue und Belastungsintoleranz: Myalgische Enzephalomyelitis bzw. Chronisches Fatigue-Syndrom. Inn Med 2022; 63: 830-839
- 3 Sanal-Hayes NEM, Mclaughlin M, Hayes LD. et al. A scoping review of ‘Pacing’ for management of Myalgic Encephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrome (ME/CFS): lessons learned for the long COVID pandemic. J Transl Med 2023; 21: 720
- 4 Jäkel B, Kedor C, Grabowski P. et al. Hand grip strength and fatigability: correlation with clinical parameters and diagnostic suitability in ME/CFS. J Transl Med 2021; 19: 159
- 5 Carruthers BM, Jain AK, De Meirleir KL. et al. Myalgic Encephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrome: Clinical Working Case Definition, Diagnostic and Treatment Protocols. J Chronic Fatigue Syndr 2003; 11: 7-115