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DOI: 10.1055/s-0045-1808150
Telemedizinisches Netzwerk für evidenzbasierte stationäre Diagnostik und sektorenübergreifende Therapie bei Schwindelsyndromen in ländlichen Regionen/SchwindelNetz
Einleitung Schwindel gehört zu den häufigsten Krankheitssymptomen und macht 5% aller Notaufnahmeeinweisungen aus [1]. Folgen sind Arbeitsunfähigkeit, Stürze, Angststörungen, Depressionen sowie anhaltende funktionelle Beeinträchtigungen [2] [3]. Eine frühzeitige spezifische Diagnosestellung mit anschließender Vestibulärer Rehabilitationstherapie (VRT) von Schwindelpatienten ist in den Leitlinien empfohlen [4] [5]. Allerdings führt mangelnde Expertise zu unspezifischen Diagnosen [6], fehlender Informationsfluss zur Überdiagnostik und nicht evidenzbasierten Therapieversuchen [7]. Es besteht eine Unterversorgung bezüglich zeitnah angebotener, wirksamer Therapieformen (Befreiungsmanöver, VRT) [8]. Eine deutschlandweite Umfrage hat ergeben, dass lange Wartezeiten, unspezifische Diagnosen, kurze Therapiezeiten, Unsicherheiten in der Durchführung von Lagerungsmanövern und fehlende Anwendung standardisierter Assessments in der Physiotherapie überwiegen. Telemedizinisch unterstützte Diagnostik und Therapie können eine sinnvolle Lösung darstellen, um eine flächendeckende, evidenzbasierte und leitliniengerechte Versorgung bereitzustellen.
Material und Methodik Ziel: Aufbau eines überregionalen und sektorenübergreifenden Versorgungsnetzwerks zur evidenzbasierten Behandlung von Schwindelpatient*innen im ländlichen Raum unter Führung eines spezialisierten Schwindelzentrums.
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Implementierung standardisierter VRT in Partnerkliniken: Schulung der Physiotherapeut*innen vor Ort, Therapiebeginn spätestens Tag 3 ab stationärer Aufnahme
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Befund, Therapie
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Eigenübungsprogramm
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Einweisung Therapieplattform
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wöchentliche Videosprechstunde über Therapieplattform nach Entlassung: Vestibulartherapeut*innen des Zentrums
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Edukationsmaterial/Übungsvideos über Therapieplattform
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Ggf. Überleitung in Vororttherapie/ärztliche Reevaluation
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Know-How-Transfer zwischen Zentrum und Partnerkliniken: regelmäßige interprofessionelle Fortbildungen, Visiten und Qualitätszirkel
Studie im Closed Cohort Stepped Wedge Design mit 8 Clustern (Kliniken). Die Evaluation umfasst Diagnostikqualität, therapeutische Wirksamkeit, gesundheitsökonomische Analyse und die Prozessabläufe [9].
Erwartete Ergebnisse
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Verbesserung des funktionellen Zustands (Dizziness Handicap Inventory) [9]
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Häufigerer und frühzeitiger Einsatz zielgerichteter VRT
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Geringere Leistungsinanspruchnahme im Gesundheitswesen
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Geringere direkte Versorgungskosten
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Geringeres Risiko für Arbeitsunfähigkeit
Zusammenfassung Flächendeckend ungleich verteilte Expertise in den Versorgungsstrukturen könnte mit dem Aufbau eines Netzwerks mittels telemedizinischer Unterstützung ausgeglichen werden. Betroffene Patient*innen könnten vom zielgerichteten VRT-Einsatz profitieren.
Publication History
Article published online:
21 May 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Kreber KA, Brown DL, Lisabeth LD. et al. Stroke among patients with dizziness, vertigo, and imbalance in the emergency department: a population-based study. Stroke 2006; 37: 2484-7
- 2 Benecke H, Agus S. Kuessner et al. The Burden and Impact of Vertigo: Findings from the REVERT Patient Registry. Frot Neurol 2013; 2: 136
- 3 Popkirov S, Staab JP, Stone J.. Persistent postural-perceptual dizziness (PPPD): a common, characteristic and treatable cause of chronic dizziness. Pract Neurol 2018; 18: 5-13
- 4 Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals- Chirurgie e.V.: S2k-Leitlinie Vestibuläre Funktionsstörungen. Version 1.0 (2021). AWMF Registernummer: 017-078
- 5 Hall CD, Herman SJ, Whitney SL. et al. Vestibular Rehabilitation for Peripheral Vestibular Hypofunction: An Updated Clinical Practice Guideline From the Academy of Neurologic Physical Therapy of the American Physical Therapy Association. J Neurol Phys Ther 2022; 46: 118-117
- 6 McDonnel MN, Hillier SL.. Vestibular rehabilitation for unilateral peripheral vestibular dysfunction. Cochrane Database Syst Rev 2025; 1: CD005397
- 7 Newman-Toker DE, McDonald KM, Meltzer DO.. How much diagnostic safety can we afford, and how should we decide? A health economics perspective. BMJ Qual Saf 2013; (Suppl. 02) 2211-1120
- 8 Geser R, Straumann D.. Referral and final diagnoses of patients assessed in an academic vertigo center. Front Neurol 2012; 28: 169
- 9 Kurre A, van Gool CJAW, Bastiaenen CHG. et al. Translation cross cultural adaptatation and (re-)validation of the Dizziness Handicap Inventory. Otol Neurotol 2009; 30: 359-367