physioscience 2025; 21(S 01): S23-S24
DOI: 10.1055/s-0045-1808150
Abstracts
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Telemedizinisches Netzwerk für evidenzbasierte stationäre Diagnostik und sektorenübergreifende Therapie bei Schwindelsyndromen in ländlichen Regionen/SchwindelNetz

B Sembach
1   München Klinik Harlaching, Telemedizinzentrum, München, Germany
,
N Schuett-Becker
1   München Klinik Harlaching, Telemedizinzentrum, München, Germany
,
I Stefanova-Brostek
1   München Klinik Harlaching, Telemedizinzentrum, München, Germany
,
J Hauer
1   München Klinik Harlaching, Telemedizinzentrum, München, Germany
,
G Hubert
1   München Klinik Harlaching, Telemedizinzentrum, München, Germany
,
N Hubert
1   München Klinik Harlaching, Telemedizinzentrum, München, Germany
,
D Wurzer
1   München Klinik Harlaching, Telemedizinzentrum, München, Germany
,
P Müller-Barna
1   München Klinik Harlaching, Telemedizinzentrum, München, Germany
› Author Affiliations
 

Einleitung Schwindel gehört zu den häufigsten Krankheitssymptomen und macht 5% aller Notaufnahmeeinweisungen aus [1]. Folgen sind Arbeitsunfähigkeit, Stürze, Angststörungen, Depressionen sowie anhaltende funktionelle Beeinträchtigungen [2] [3]. Eine frühzeitige spezifische Diagnosestellung mit anschließender Vestibulärer Rehabilitationstherapie (VRT) von Schwindelpatienten ist in den Leitlinien empfohlen [4] [5]. Allerdings führt mangelnde Expertise zu unspezifischen Diagnosen [6], fehlender Informationsfluss zur Überdiagnostik und nicht evidenzbasierten Therapieversuchen [7]. Es besteht eine Unterversorgung bezüglich zeitnah angebotener, wirksamer Therapieformen (Befreiungsmanöver, VRT) [8]. Eine deutschlandweite Umfrage hat ergeben, dass lange Wartezeiten, unspezifische Diagnosen, kurze Therapiezeiten, Unsicherheiten in der Durchführung von Lagerungsmanövern und fehlende Anwendung standardisierter Assessments in der Physiotherapie überwiegen. Telemedizinisch unterstützte Diagnostik und Therapie können eine sinnvolle Lösung darstellen, um eine flächendeckende, evidenzbasierte und leitliniengerechte Versorgung bereitzustellen.

Material und Methodik Ziel: Aufbau eines überregionalen und sektorenübergreifenden Versorgungsnetzwerks zur evidenzbasierten Behandlung von Schwindelpatient*innen im ländlichen Raum unter Führung eines spezialisierten Schwindelzentrums.

  • Implementierung standardisierter VRT in Partnerkliniken: Schulung der Physiotherapeut*innen vor Ort, Therapiebeginn spätestens Tag 3 ab stationärer Aufnahme

    • Befund, Therapie

    • Eigenübungsprogramm

    • Einweisung Therapieplattform

  • wöchentliche Videosprechstunde über Therapieplattform nach Entlassung: Vestibulartherapeut*innen des Zentrums

  • Edukationsmaterial/Übungsvideos über Therapieplattform

  • Ggf. Überleitung in Vororttherapie/ärztliche Reevaluation

  • Know-How-Transfer zwischen Zentrum und Partnerkliniken: regelmäßige interprofessionelle Fortbildungen, Visiten und Qualitätszirkel

    Studie im Closed Cohort Stepped Wedge Design mit 8 Clustern (Kliniken). Die Evaluation umfasst Diagnostikqualität, therapeutische Wirksamkeit, gesundheitsökonomische Analyse und die Prozessabläufe [9].

    Erwartete Ergebnisse

  • Verbesserung des funktionellen Zustands (Dizziness Handicap Inventory) [9]

  • Häufigerer und frühzeitiger Einsatz zielgerichteter VRT

  • Geringere Leistungsinanspruchnahme im Gesundheitswesen

  • Geringere direkte Versorgungskosten

  • Geringeres Risiko für Arbeitsunfähigkeit

Zusammenfassung Flächendeckend ungleich verteilte Expertise in den Versorgungsstrukturen könnte mit dem Aufbau eines Netzwerks mittels telemedizinischer Unterstützung ausgeglichen werden. Betroffene Patient*innen könnten vom zielgerichteten VRT-Einsatz profitieren.



Publication History

Article published online:
21 May 2025

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