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DOI: 10.1055/s-0045-1808141
Iterative Optimierung einer selbstständig nutzbaren Mess- und Trainingsstation (MuTs) zur Erfassung und Verbesserung des Ernährungszustandes und der Mobilität älterer Menschen
Einleitung Bewegung und Ernährung sind entscheidend für die Gesundheit im Alter [1]. Vielen älteren Menschen fällt es schwer, entsprechende Empfehlungen umzusetzen [2]. In der medizinischen Routineversorgung fehlen oft Zeit und Wissen, um diese Probleme frühzeitig zu erkennen [3]. Technische Assistenzsysteme könnten helfen, Gesundheitsrisiken zu erkennen und entsprechende Interventionen anzubieten. Im Gesamtprojekt wird eine Mess- und Trainingsstation (MuTs) für Menschen ab 70 Jahren entwickelt. Standardisierte Tests wie ein Timed „Up and Go“ oder eine Handkraftmessung werden automatisiert durchgeführt. Bei Bedarf können Interventionen mit Physio- und Ernährungstherapie zusammengestellt werden und nach Einweisung selbstständig durch den Teilnehmenden durchgeführt werden. In dieser Teilstudie wurden durch iterative Testphasen Optimierungspotenziale identifiziert und die Gebrauchstauglichkeit verbessert.
Methodik Die MuTs wurde mit mindestens 10 Teilnehmenden pro Phase getestet. Nach einer Einführung in die Station erfolgte eine strukturierte Testung. Zur Nachvollziehbarkeit der kognitiven Prozesse wurde "Thinking aloud" eingesetzt. Die benötigte Hilfe und deren Umfang, die benötigte Zeit und die geäußerten Kommentare wurden papierbasiert erfasst. Die Gebrauchstauglichkeit wurde mit der System Usability Scale (SUS) gemessen [4]. Nach jeder Testphase wurden Verbesserungen vorgenommen. Um eine vollständig autonome Nutzung simulieren zu können, befanden sich die Teilnehmenden in Testphase 3 allein im Raum und erhielten die Aufgabenstellung über Audio. Zur Beobachtung der Aufgabenbearbeitung wurden sie über Webcams begleitet und trugen eine Eye-Tracking-Brille.
Ergebnisse Zwischen 06/2023 – 02/2024 wurden drei Testphasen (T1-T3) mit insgesamt 34 Teilnehmenden (78.6±5.6 Jahre, 70.6% weiblich) durchgeführt. Der SUS-Wert verbesserte sich von 70,6 in T1 auf 84,5 in T2 und sank leicht auf 78,1 in T3, als die Teilnehmenden die MuTs komplett alleine verwendeten. Insgesamt wurden 63.9% der Aufgaben (n=371) ohne Hilfe gelöst. Bei 14.6% (n=85) der Aufgaben reichte eine Umformulierung/Wiederholung der Instruktion, 19.6% (n=114) erforderten direkte Hinweise und 1.9% (n=11) konnten trotz Hilfestellung nicht gelöst werden. Häufig traten Probleme auf, da Anleitungsvideos nicht konzentriert angeschaut oder Texte nicht gelesen wurden. Im Umgang mit der Technik fiel unter anderem auf, dass die Handhabung der verwendeten Pulsuhr oft schwierig war und bei einigen Teilnehmenden auch Probleme mit der Reaktion des Touchscreens auf Berührungen des Teilnehmenden auftraten.
Zusammenfassung Ein eigenständig nutzbares System zur Messung und Verbesserung des Ernährungs- und Bewegungszustands mit guter Usability wurde entwickelt. Der Unterschied im SUS-Score zwischen T2 und T3 unterstreicht die Wichtigkeit von Tests unter realen Bedingungen.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
21. Mai 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Abud T, Kounidas G, Martin KR. et al. Determinants of healthy ageing: a systematic review of contemporary literature. Aging Clin Exp Res 2022; 34: 1215-23
- 2 Collado-Mateo D, Lavín-Pérez AM, Peñacoba C. et al. Key Factors Associated with Adherence to Physical Exercise in Patients with Chronic Diseases and Older Adults: An Umbrella Review. Int J Environ Res Public Health 2021; 18 2023
- 3 Wangler J, Jansky M.. Potenziale der Bewegungsförderung älterer Menschen im hausärztlichen Setting – eine explorative Interviewstudie mit Allgemeinmedizinern. Prävention und Gesundheitsförderung 2022; 17: 44-50
- 4 Brooke J.. SUS: A quick and dirty usability scale. Jordan PW, Weerdmeester B, Thomas A, McIelland IL, editors. London: Taylor and Francis; 1986