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DOI: 10.1055/s-0045-1808138
Barrieren und Förderfaktoren bei der Implementierung einer Virtual Reality Intervention in die ambulante Versorgung von Menschen mit chronischen Schmerzen: Eine qualitative Studie
Einleitung Für die Behandlung chronischer Schmerzen wird eine multimodale Therapie unter Einbeziehung kognitiver und verhaltenstherapeutischer Verfahren empfohlen [1]. Dies ist in der ambulanten Versorgung nur schwer umsetzbar, da in der Psychotherapie lange Wartezeiten bestehen [2]. Virtual Reality (VR) bietet eine Möglichkeit, psychologisch orientierte Maßnahmen einer multimodalen Therapie zu standardisieren und in physiotherapeutischen Praxen anzubieten. Die Evidenz für die Therapie mit VR bei chronischen Schmerzen wird zunehmend robuster. Sie zeigt positive Effekte in Bezug auf Schmerzreduktion und körperliche Funktionsfähigkeit [3]. Die Implementierung von VR-Interventionen in die ambulante Physiotherapie in Deutschland erfordert eine gezielte Strategie und deren systematische Konzeption und Begleitung. Zur Entwicklung einer solchen Strategie werden zunächst Barrieren und Förderfaktoren erhoben.
Material und Methodik Im Rahmen einer Implementierungsstudie wurden mittels neun semi-strukturierter Interviews mit Therapeut*innen Barrieren und Förderfaktoren der Implementierung einer VR-Intervention für die Versorgung von Menschen mit chronischen Schmerzen in ambulanten Praxen erhoben. Die Entwicklung des Leitfadens sowie die Auswertung der Daten mittels einer strukturierenden Inhaltsanalyse nach Kuckartz [4], erfolgte auf Grundlage des Theoretical Domains Framework (TDF) [5].
Ergebnisse Als häufigste Barriere für die Implementierung der VR-Intervention wurde identifiziert, dass die Therapeut*innen noch unsicher waren bei der Entscheidung, für wen die VR-Intervention geeignet ist und ob die Zeit für die Durchführung ausreicht. Eine weitere Barriere war, dass die Therapeut*innen angaben, dass sie VR-Interventionen nicht als Teil der Physiotherapie sehen. Förderfaktoren waren, dass die Therapeut*innen einen Zugewinn durch eine bessere Visualisierung der Edukation in Bezug auf chronische Schmerzen erwarteten und dass die Patient*innen dadurch neue Erkenntnisse über chronische Schmerzen bekommen. Förderlich für die Implementierung könnte zudem sein, dass die VR-Intervention ein Alleinstellungsmerkmal für eine Praxis werden könnte.
Zusammenfassung In dieser qualitativen Studie konnten Barrieren und Förderfaktoren bei der Implementierung einer VR-Intervention in die ambulante Behandlung von Menschen mit chronischen Schmerzen aus Sicht der Therapeut*innen identifiziert werden, die eine Grundlage für die Entwicklung einer Implementierungsstrategie bilden können.
Publication History
Article published online:
21 May 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Malfliet A, Ickmans K, Huysmans E. et al. Best Evidence Rehabilitation for Chronic Pain Part 3: Low Back Pain. J Clin Med 2019; 8
- 2 Bundes Psychotherapeuten Kammer. BPtK-Auswertung: Monatelange Wartezeiten bei Psychotherapeut*innen: Corona-Pandemie verschärft das Defizit an Behandlungsplätzen. Berlin: 03.2021
- 3 Goudman L, Jansen J, Billot M. et al. Virtual Reality Applications in Chronic Pain Management: Systematic Review and Meta-analysis. JMIR Serious Games 2022; 10: 34402
- 4 Kuckartz U, Rädiker S.. Qualitative Inhaltsanalyse: Methoden, Praxis, Computerunterstützung: Grundlagentexte Methoden. 5. Auflage. Weinheim Basel: Beltz Juventa; 2022. ISBN:978-3-7799-6231-1
- 5 Cane J, O’Connor D, Michie S.. Validation of the theoretical domains framework for use in behaviour change and implementation research. Implement Sci 2012; 7: 37