Dtsch Med Wochenschr 2016; 141(08): 521
DOI: 10.1055/s-0042-105907
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Weg vom Schubladen-Denken

Anna-Lena Krause
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Publication Date:
14 April 2016 (online)

Liebe Leserinnen und Leser,

die Kategorisierung ist einer unserer fundamentalsten kognitiven Vorgänge. Wir nutzen sie permanent, um angemessen auf die tägliche Informationsflut reagieren zu können – auch unwillkürlich. Gerade in der Medizin wird alles sorgfältig in Schubladen eingeordnet: Anders würde man bei den aktuell 98 784 zugelassenen Medikamenten und 2037 Krankheits-Kategorien (nach ICD-10) auch vollkommen den Überblick verlieren.

Doch manchmal lässt sich das Krankheitsbild nicht einfach in eine Schublade einsortieren. So ist es z. B. bei den Kollagenosen der Fall. Wie unspezifisch die Symptome, wie unterschiedlich der Verlauf und wie vielfältig die klinischen Manifestationen sein können, verdeutlichen die Dossier-Beiträge in diesem Heft. Um hier die richtige Diagnose zu stellen, sind eine erhöhte Wachsamkeit und interdisziplinäre Zusammenarbeit gefragt. Ebenso facettenreich wie die Kollagenosen selbst ist auch ihre Therapie. Wie die Autoren ab Seite 537 erläutern, kann dabei auch eine Off-Label-Therapie sinnvoll sein.

Der Off-Label-Use von Arzneimitteln ist erlaubt und wird häufig praktiziert. Er ermöglicht eine gewisse Therapiefreiheit über die Grenzen der Arzneimittel-Zulassung hinaus. Der behandelnde Arzt muss ihn aber stichhaltig begründen können und setzt sich dabei einem erhöhten Haftungsrisiko aus. Der Beitrag ab Seite 584 gibt Ihnen eine Übersicht über die Vor- und Nachteile, die Sie beim zulassungsüberschreitenden Einsatz von Medikamenten bedenken müssen.

Ich wünsche Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre!

Ihre Anna-Lena Krause