Dtsch Med Wochenschr 2016; 141(2): 88
DOI: 10.1055/s-0041-110247
Dossier
Myokarditis / Kardiomyopathie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Myokarditis und Kardiomyopathie: Frühe Diagnose – erfolgreiche Behandlung

Early diagnosis – successful treatment
Erland Erdmann
1   emeritierter Direktor der Klinik für Kardiologie, Angiologie, Pneumologie und internistische Intensivmedizin, Herzzentrum Universität zu Köln
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
22 January 2016 (online)

Auch wenn Erkrankungen des Herzens häufig vorkommen und wir uns mit ihren vielfältigen Erscheinungsformen vertraut wähnen – es gibt doch immer wieder neue Aspekte der Diagnostik und Therapie, die unsere ärztlichen Fähigkeiten deutlich erweitern. Ohne die angemessene Einordnung neuer Verfahren in bewährte professionelle Vorgehensweisen bleibt dieses Wissen jedoch laienhaft, und viele vermeintliche, hochgelobte Innovationen bestehen den Praxistest gar nicht.

Was sollte der Arzt heute wissen, wenn er Patienten mit akuter oder chronischer Myokarditis Kardiomyopathie behandelt? In diesem Dossier beleuchten Heiko Marholdt und Udo Sechtem die aktuellen bildgebenden Verfahren zur nicht gerade einfachen Diagnose dieser Erkrankungen. Die Echokardiografie ist so zwar grundsätzlich notwendig, um den kardialen Zustand zu beurteilen. Aber erst die Magnetresonanztomografie erlaubt auch eine nichtinvasive Gewebecharakterisierung und damit die genaue krankheitsspezifische Einordnung. Goldstandard der Diagnostik ist jedoch die Biopsie: Carsten Tschöpe und Uwe Kühl weisen in ihrem Beitrag darauf hin, dass sich die Behandlung der verschiedenen Myokarditisformen heutzutage weitgehend nach dem myokardbioptischen Ergebnis richtet. Für eine immunsuppressive Therapie gibt es klare evidenzbasierte Indikationen – z. B. bei der Riesenzellmyokarditis. Die Autoren diskutieren außerdem die Möglichkeiten der Immunadsorption und Interferon-Therapie bei bestimmten Verlaufsformen.

Es ist bekannt, dass auch Medikamente kardiale Schädigungen hervorrufen können. So sollten wir die Nebenwirkungen der psychiatrischen Behandlung – z. B. durch Antidepressiva – nicht unterschätzen, wie Ekkehard Haen in seinem Beitrag beschreibt. Da die Rate von Arzneimittelinteraktionen mit der Zahl verordneter Wirkstoffe exponenziell zunimmt, ist es absolut notwendig, diese Zusammenhänge zu kennen. In einem vierten Beitrag gehen Denise Hilfiker-Kleiner und Johann Bauersachs auf eine besondere Patientengruppe ein: schwangere Frauen. Sie betonen, dass diese Patientinnen immer interdisziplinär betreut werden sollten – ob präexistente kardiovaskuläre Erkrankungen, schwangerschaftsassoziierte Komplikationen oder peripartale Kardiomyopathie bei zuvor herzgesunden Frauen.

Schädigungen des Herzens – sei es durch immunologische oder hormonelle Ursachen, Pharmaka oder Infektionen – führen in der Regel zur Herzinsuffizienz. Für eine erfolgversprechende Behandlung müssen sie deshalb frühzeitig diagnostiziert werden. Diese Früherkennung bleibt eine diagnostische und therapeutische Herausforderung, die nur mit genauen Kenntnissen der ursächlichen Zusammenhänge gelingen kann.