Zusammenfassung
Anamnese und klinischer Befund: Eine 18-jährige Patientin mit
progredienter Odynodysphagie wurde mit einer schweren, endoskopisch nicht
passierbaren hämorrhagischen Ösophagitis stationär aufgenommen. Drei Wochen
zuvor hatte sie auf einer Party aus einer kleinen Flasche mit ihr unbekanntem
Inhalt getrunken. Wie sich später herausstellte, handelte es sich hierbei um die
Schnüffel-Party- und Sex-Droge „Poppers“. Zum Aufnahmezeitpunkt bereiteten der
Patientin selbst das Schlucken von Flüssigkeiten und Speichel Schwierigkeiten;
sie hatte in den vergangenen Wochen 8 kg abgenommen. Bei der klinischen
Untersuchung fanden sich neben einer Tachykardie ein leichter epigastrischer
Druckschmerz und spärliche Darmgeräusche.
Untersuchungen, Therapie und Verlauf: Die initiale Endoskopie zeigte eine
massive Ösophagusverätzung mit einer auch für das 4,9 mm-Gerät nicht
passierbaren Stenose bei ca. 40 cm ab Zahnreihe. Nach einer passager eingelegten
Ernährungssonde konnte die Stenose wenige Tage später passiert und im Verlauf
mittels Savary-Bougies dilatiert werden. Im Verlauf der nächsten Jahre kam es zu
Restenosierungstendenzen durch Narbenbildung, die unter zusätzlicher Anwendung
von Steroidinjektionen mit Triamcinolon und Nadelmesserinzisionen in der
Longitudinalachse des Ösophagus behandelt wurden. Der Ösophagus ist auch 5 Jahre
nach der Ingestion weiterhin langstreckig vernarbt und mäßig stenosiert.
Folgerung: Die Partydroge Poppers, ein in den letzten Jahren zunehmend als
„Schnüffelstoff“ verwendetes organisches Nitrit oder Nitritgemisch, kann nach
akzidenteller Ingestion zu schweren lebensbedrohlichen oder invalidisierenden
Ösophagusverätzungen führen. Bei einer (auch unspezifischen) Erstsymptomatik
nach oraler Ingestion einer unbekannten flüssigen Partydroge sollte an die
Möglichkeit einer Ingestion von Poppers gedacht werden.
Abstract
History and clinical findings: An 18 year old girl was admitted with
progressive painful dysphagia and a severe hemorrhagic endoscopically impassable
esophagitis. She reported to have consumed an unknown liquid from a small flask
on a party three weeks ago. Later on, this liquid was identified as a party- and
sex-drug known as „Poppers“, designed to be consumed by sniffing. On admission
she had difficulties in swallowing liquids and even saliva. She had lost 8 kg of
weight during the last 3 weeks. Clinical examination revealed tachycardia, a
moderate tenderness in the epigastrium and sparse bowel sounds.
Investigation and treatment: On endoscopy, there was a severe corrosion
injury of the esophagus with a consecutive stenosis at 40 cm ab ore. The
stenosis could not be passed even with a 4.9 mm instrument. After initial
placement of a feeding tube the stenosis was dilated with Savary-Bougies. In the
following years, the patient suffered from recurrent stenosis due to excessive
scar formation. Repeated treatment with longitudinal incisions by needle knife
and steroid injections improved symptoms to a tolerable degree. 5 years after
ingestion, the patient still carries a long segment esophageal scarring with
mild to moderate stenosis.
Conclusion: The party drug Poppers is an organic nitrogen compound that
has increasingly come into use over the past years. It may cause severe and life
threatening esophageal chemical burn injury. Symptoms of painful dysphagia after
intake of an „unknown“ liquid party drug should raise the suspicion of an
accidental oral ingestion of Poppers.
Schlüsselwörter
Poppers - Amylnitrit - Ösophagusverätzung - Strikturen
Keywords
poppers - amyl nitrite - chemical burn of esophagus - strictures