Zusammenfassung
Das POWG ist gekennzeichnet durch ein multifaktorielles pathophysiologisches
Geschehen, das durch eine Vielfalt von Risikofaktoren bestimmt wird. Obwohl
der intraokulare Druck der derzeit bedeutendste Risikofaktor ist, reicht die
alleinige Augendrucksenkung nicht aus, um in den meisten Fällen die
glaukomatöse Optikusneuropathie zum Stillstand zu bringen. Deshalb werden
zunehmend weitere Ansatzpunkte für die Glaukombehandlung wichtig. Die
arterielle Hypertonie ist die häufigste Systemerkrankung bei
Glaukompatienten und kommt bei jedem 2. Patienten vor. Neben ihrem geringen
positiven Effekt auf den Augeninnendruck ist v. a. die negative Auswirkung
auf die okuläre Durchblutung von Bedeutung. Dabei spielt weniger die
arteriosklerotische Wirkung eine Rolle, sondern vielmehr die Auswirkungen
der endothelialen Dysfunktion und der Regulationsstörungen mit zu geringen
oder zu starken Tag-Nacht-Schwankungen des Blutdrucks. Die dadurch
entstehenden Phasen der Ischämie und des Reperfusionsschadens können die
glaukomatöse Optikusneuropathie ungünstig beeinflussen. Deshalb ist eine
enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Hausarzt/Internist/Kardiologe
und Augenarzt notwendig, um das Glaukom langfristig stabil zu halten.
Abstract
Primary open-angle glaucoma is a multifactorial disease with a lot of
different risk factors. Beside the fact that intraocular pressure (IOP) is
the most important risk factor, the reduction of IOP alone is in most cases
not sufficient to stop the progression of glaucoma. Therefore, other risk
factors play also an important role. One of them is arterial hypertension,
the most common systemic disease in glaucoma patients. Arterial hypertension
increases IOP slightly, but has an important negative effect on ocular
perfusion. Especially the endothelial dysfunction with a disturbed retinal
autoregulation plays an important role. Therefore, ischaemic and reperfusion
effects alter the optic nerve head and have negative input to the
glaucomatous optic neuropathy. In future glaucoma patients should be
monitored by ophthalmologists as well as by general physicians/cardiologists
to optimise their treatment and to stabilise their glaucoma as well as
possible.
Schlüsselwörter
Glaukom - arterielle Hypertonie - okulärer Perfusionsdruck - endotheliale Dysfunktion
- Autoregulation
Key words
glaucoma - arterial hypertension - ocular perfusion pressure - endothelial dysfunction
- autoregulation