Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A339
DOI: 10.1055/s-0032-1323502

Sekundärdatenanalyse zur Prävalenz und Therapie der akuten myeloischen Leukämie in Deutschland

J Tomeczkowski 1, J Fleischmann 1
  • 1Janssen-Cilag GmbH, Neuss

In Deutschland existieren keine zentralen Register zur akuten myeloischen Leukämie (AML). Anhand von Krankenkassendaten soll die Zahl der Personen mit AML-Diagnose (ICD–10 C92.0) sowie weitere onkologische Diagnosen (ICD–10 C00–79; D00–09; D37–48) ermittelt und die Rate, der Ort und die Art der Chemotherapie bestimmt werden. Es wurden Daten von 2 Datenanbietern von 4 gesetzlichen Krankenkassen aus dem Jahr 2010 ausgewertet und alters- und geschlechtsadjustiert für die Gesetzliche Krankenversicherung hochgerechnet. Der Anteil der >60-jährigen AML-Patienten betrug im Mittel 61,1% und entsprach 6.590 Patienten: Kasse A 63,0%=4.938; Kasse B 50,9%=5.858; Kasse C 68,9%=8.975. Der Anteil der >65-Jährigen betrug 47,6% was 4.400 AML-Patienten entsprach (Kasse D). Das Verhältnis der Geschlechter war insgesamt ausgeglichen. Bei 77% der Patienten mit AML-Diagnose wurden durchschnittlich 2 weitere onkologische Diagnosen kodiert. Bei 50% war dies eine nicht näher bezeichnete Leukämie (C95.90), bei 25% eine CML (C92.1*) und bei 20% ein MDS (D46.9). Bei den Patienten >65 Jahre lag die Therapierate bei 60,9% (ATC-Kode L01* (40%), PZN 9999092 (19%), OPS Code 854* (26%). 16,4% der Patienten wurden ambulant und stationär, 34,5% ambulant und 10,0% stationär behandelt. Die verabreichten Substanzen konnten nur in den ATC-Codes identifiziert werden. 63,6% erhielten Imatinib und/oder Hydroxycarbamid, 11,4% Tioguanin, 9,1% Mercaptopurin, 9,1% Cytarabin und 6,8% Dasatininb. Bei Patienten >60 Jahren, bei denen nur eine AML-Diagnose vorlag, betrug die ambulante Therapiequote 34,3% (6,2% Mercaptopurin und Idarubicin, 28,1% PZN 9999092). Die Prävalenz lag deutlich über der berichteten Inzidenz in Höhe von 3.100 AML-Patienten1 (GKV, alle Altersklassen). Bei den Patienten mit alleiniger AML-Diagnose war die jährliche ambulante Therapiequote mit 34,3% relativ niedrig. Sie stieg mit weiteren onkologischen Diagnosen an, wobei dann auch Substanzen ohne Zulassung für die AML zum Einsatz kamen.

Literatur: 1. Hellenbrecht, D. Messerer, N. Gökbuget

Häufigkeit von Leukämien bei Erwachsenen in Deutschland. Stand: 2003

http://www.kompetenznetz-leukaemie.de/content/aerzte/epidemiologie/leukaemiehaeufigkeit/